Rennbahn in Neuss Die Tage der Galopprennen sind gezählt
Neuss. · Ab Januar finden keine Galopprennen mehr in Neuss statt. Der Reit- und Rennverein konnte Neuss-Marketing nicht umstimmen.
Die Stadt stellt die organisatorischen Weichen für eine Zeit ohne Pferdesport auf der Galopprennbahn. Am Donnerstagabend billigte der Beteiligungsausschuss als Gesellschafterversammlung von Neuss-Marketing in nicht-öffentlicher Sitzung, dass das städtische Tochterunternehmen einen – zeitlich unbefristeten – neuen Pachtvertrag mit dem Liegenschaftsbetrieb (LVN) schließt. Nach dem 31. Dezember 2019, so ist ausdrücklich in den Vertrags-Eckpunkten vermerkt, finden „keine Galopprennen auf der Vertragsfläche mehr statt.“
An dieser Vorgabe will keine politische Partei mehr rühren. Daran ändert auch der modifizierte Vertragsentwurf nichts, den Jan Antony Vogel, Präsident des Neusser Reiter- und Rennvereins, um zwei Uhr früh am Donnerstagmorgen Neuss-Marketing ins elektronische Postfach gelegt hat. „Für Neuss Marketing ist ein solcher Vertrag nicht akzeptabel“, heißt es in einer Stellungnahme von Geschäftsführer Jürgen Sturm für die nur Stunden später anberaumte Gesellschafterversammlung. Die sah das genauso und lehnte ab. Einstimmig.
Bleibt es dabei, wird die im Dezember 2017 ausgesprochene Kündigung des Pachtvertrages mit dem NRRV zum 31. Dezember wirksam. Schon vor Monaten sei der Verein darauf hingewiesen worden, die Untermietverhältnisse mit Buchmachern und Trainern fristgerecht zu kündigen, sagt Sturm, der nun für die erste Januarwoche mit dem NRRV einen Termin zur Übergabe aller gemieteten Räume und Pachtobjekte verabreden wird.
Dass trotz der ausgesprochenen Kündigung Anfang November fünf Renntagtermine für die Monate Januar bis März 2020 veröffentlicht wurden, haben Politik und Verwaltung irritiert. „Uns gegenüber wurden die Termine nicht angezeigt“, sagt Sturm. Dass nur Stunden vor Ablauf der aller-allerletzten Frist ein Mietvertrag vorgelegt wurde, hat auf städtischer Seite sogar viele verärgert. Das Vorgehen wie auch der Inhalt seien völlig indiskutabel, heißt es von Politikern aller Parteien.
Auch der in einem Anschreiben des NRRV-Präsidenten gegebene Hinweis, dass „erst Ende letzter Woche wichtige Entscheidungen für die deutschen Rennvereine und damit auch für den Erhalt und die Zukunft des Neusser Reiter- und Rennvereins getroffen wurden“, stimmte die Politiker nicht milder. Ein Grund: „Das mindestens seit Anfang 2019 in Aussicht gestellte Konzept lag wieder nicht bei“, sagt Arno Jansen (SPD). „Wahrscheinlich weil es keins gibt.“
Helga Koenemann (CDU), die mit ihrer Fraktion die Tür für neue Vertragsverhandlungen des NRRV mit der Stadt am längsten offen gehalten hat, ist auch zu keinen neuerlichen Gesprächen mehr bereit. „Wir haben lange gewartet, wir waren immer gesprächsbereit“, sagt sie. Gekommen sie wenig bis gar nichts.
Die Verwaltungsspitze, so stellt Stadt-Pressesprecher Peter Fischer klar, sieht keine Veranlassung, das Thema am kommenden Freitag auf die Tagesordnung der letzten Ratssitzung 2019 zu setzen. Und es seien auch keine Gespräche mit dem NRRV geplant. Der am Freitag in einem Gespräch des Bürgermeisters noch vom Vereinspräsidenten gemachte Vorschlag, den Rennbetrieb ein Jahr auf Basis der alten Geschäftsbeziehungen fortzusetzen, sei keine Option.
Mit seinem neu vorgelegten Vertragsentwurf hatte der NRRV die jährliche Pacht von 100 000 auf 20 000 Euro zu reduzieren versucht. Für weniger Geld wollte der Mieter zugleich mehr Leistung: zeitliche Ausweitung des täglichen Trainingsbetriebes, Herrichtung der Parkflächen, des Zaunes und des Totalisatorgebäudes, Übernahme der Streupflicht (außer an Veranstaltungstagen), Überlassung von Teilen des „Haus am Rennbahnpark“ für gastronomische Nutzung durch den NRRV, Übernahme der Pflege von Grün und Sandbahn. Und dazu: Mehr Freiheit bei der Terminierung der Renntage, die auch noch Vorrang vor allen anderen Nutzungen haben sollen. Sturm: „Der NRRV verbessert seine vertragliche Situation erheblich bei deutlich verminderter Pachtzahlung“.
Mit dem neuen Pachtvertrag übernimmt Neuss-Marketing die Verantwortung und das Vermarktungsrecht für den Rennbahnpark. Das künftig nicht mehr benötigte Trainergelände östlich des Obertorweges fällt samt Stallungen an LVN. In deren Wirtschaftsplan für 2020 ist Geld für Sicherungs- und Abbrucharbeiten eingeplant.