Widerstand gegen Kitabeiträge

In der Facebook-Gruppe „Kita Abzocke NEIN danke“ machen Grevenbroicher Eltern gegen hohe Kosten mobil. Stadt lud zum Gespräch.

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Grevenbroich. Wer in Grevenbroich einen Platz in der Kindertagesstätte (Kita) oder Tagespflege haben möchte, muss erstens viel Geduld haben und zweitens tief in die Tasche greifen: Rund 20 Prozent des Nettoeinkommens sollen Eltern laut der Facebook-Gruppe „Kita-Abzocke, Nein danke“ für die Kinderbetreuung aufwenden, sofern überhaupt ein Platz zu bekommen ist. Das wollen die 1192 Mütter und Väter nicht hinnehmen, die sich in der Gruppe zusammengeschlossen haben. Ein Treffen mit der Stadt brachte keine Verbesserung der Situation. 792 Euro plus Essensgeld — das kostet Nina Kunze im Monat die Kinderbetreuung. „Da staunt selbst das Finanzamt nicht schlecht“, sagt die Mutter von drei Kindern und aktives Mitglied der Facebook-Gruppe „Kita-Abzocke, Nein danke“. Nur 4000 Euro seien davon im Jahr steuerlich absetzbar.

Außerdem sei die Suche nach einem passenden Betreuungsangebot unzumutbar. „Mein Sohn wird im Sommer drei Jahre und kann dann endlich in einen Kindergarten hier in Kapellen, derzeit ist er in einer Tagespflege in Neuss“, sagt die 37-Jährige. Zwar habe sie anstatt 45 Stunden pro Woche nur 35 bekommen, aber das sei schon „ein Sechser im Lotto“.

Mit dem Problem ist sie nicht alleine: Die 1192 Personen tauschen sich regelmäßig in der Facebook-Gruppe aus. Rebecca Sieberts gründete sie am 5. März und „landete damit einen Treffer“, sagt Kunze. „Im Februar erhalten Eltern nämlich per Mail eine Mitteilung, ob sie einen Platz erhalten oder nicht.“ Sofern keine positive Benachrichtigung erfolgt, können sie noch auf das Nachrückverfahren hoffen.

Mit einem öffentlichen Brief wandte sich „Kita-Abzocke, Nein danke“ an Bürgermeister Klaus Krützen. Darin fordern Mütter und Väter unter anderem den Neubau von Kindertagesstätten, eine drastische Reduzierung der Kostenbeiträge und eine Abschaffung der Stichtagsregelung für Elternbeiträge. Als Antwort auf den öffentlichen Brief wurden die Vertreter der Gruppe am Mittwoch zum Gespräch mit dem Bürgermeister, der Stadtkämmerin Mitarbeitern des Jugendamts eingeladen. „Es war so wie erwartet: Die Stadt hat uns eine Power-Point-Präsentation dargeboten und gesagt, dass sie nichts dafür könne und Änderungen auch nicht so schnell durchführen könne“, sagt Kunze.

Michael Heesch, erster Beigeordneter, argumentiert hier vor allem mit einer Zuständigkeit der Kommunalaufsicht, die aufgrund der wirtschaftlichen Situation eine Änderung der Kostenbeiträge abgelehnt habe: „Vor vier Jahren wurden die Gebühren allerdings schon abgeflacht“. Bereits da habe ihn schon der Landrat „in die Zange genommen“. „Solange die Beiträge aber am Bruttogehalt gemessen werden, bewirkt jede Gehaltserhöhung auch mehr Kosten“, sagt Kunze. Aber zumindest die Ausbildung von Erziehern solle durch einen zusätzlichen Bildungsgang an der Berufsschule verbessert und der Antrag zur Änderung der Stichtagsregelung dem Rat vorgelegt werden, sagt Heesch. „Es dauert aber natürlich eine gewisse Zeit, wir müssen Rechtsvorgaben einhalten.“ Danach soll aber die Prüfung einer möglichen Gegenfinanzierung der Ausfälle geprüft sein und nach drei Jahren rund 15 zusätzliche Erzieherinnen zur Verfügung stehen.