Willy-Brandt-Ring: Gerangel um die Möbelhaus-Fläche

Verwaltung will Ratsbeschluss in einer Woche, Parteien distanziert.

Neuss. Die Aufregung wächst. Immer mehr Protagonisten bekunden ihr Interesse an dem Grundstück am Willy-Brandt-Ring, auf dem das Möbelunternehmen Segmüler aus Süddeutschland ein großes Einrichtungshaus mit einer Verkaufsfläche von 45 000 Quadratmetern errichten will.

Die Verwaltung mit Bürgermeister Herbert Napp an de Spitze wird dem Rat zu seiner Sitzung am Freitag nächster Woche vorschlagen, dem leistungsstarken Familienunternehmen, das in Neuss 600 Vollzeitarbeitsplätze schaffen will, das Grundstück zu verkaufen. Das erzürnt Schaffrath. Geschäftsführer Udo Holthoff hat angekündigt, dies bedeute das Aus für das zu Schaffrath gehörende Haus Knuffmann und das Küchenstudio. Verärgert ist er auch, weil Schaffrath selbst Interesse an dieser Fläche bekundet. Die sei aber ausdrücklich nicht angeboten worden, so Holthoff.

Auch der Berliner Möbel-Mogul Krieger hat Interesse an dem Standort gezeigt. Dem Vernehmen nach hat die österreichische Möbelhaus-Gruppe XXXLutz, nach eigener Aussage zweitgrößte der Welt, jetzt ebenfalls den Hut in den Ring geworfen.

Schließlich ist da auch noch André Kleinpoppen: Der Projektentwickler hatte über einen längeren Zeitraum im Auftrag von Schaffrath mit der Stadt wegen eines Grundstücks in Allerheiligen verhandelt. „Ausdrücklich wurde uns gesagt: Es gibt keine anderen Flächen für Möbel in Neuss. Was ist das jetzt für ein Verfahren?“

Frank Gensler, Wirtschaftsförderungsdezernent, erklärt die Kehrtwende. Ursprünglich war im Hammfeld Büronutzung vorgesehen. Ab Herbst 2012 habe die Verwaltung ihre Meinung revidiert. „Wir sind schlauer geworden“, so Gensler am Donnerstag. Kleinpoppen wiederum will nun als Käufer auftreten. „Ich bin interessiert. Vielleicht für ein großes US-Unternehmen, das ein Verwaltungsgebäude braucht.“

In dem Wirrwarr um die gefragte Fläche hat sich die Politik noch nicht positioniert. CDU-Fraktionschefin Helga Koenemann erklärt, Neuss könne ein Möbelhaus an dieser Stelle gut vertragen. Das Projekt sei aber nicht zuletzt wegen der Auswirkungen auf die Innenstadt zu prüfen. Die FDP, die einen guten Eindruck von der Segmüller-Präsentation hatte, will sich am Montag beraten.

Distanzierter sehen das die Grünen. Zwar habe sich Segmüller außerordentlich gut und sympathisch vorgestellt, sagt Fraktionschef Michael Klinkicht. Zu klären sei aber, ob man überhaupt ein großes Möbelhaus wolle, und ob man es an dieser Stelle wolle.

Falls ja, dürfe es keinen Kaufkraftabzug aus der Innenstadt geben. Kurzfristig werde man das nicht entscheiden. Ganz ähnlich sieht das die SPD. „Wollen wir dort ein Möbelhaus? Passt es in die Regionalplanung“, fragt Fraktionschef Reiner Breuer. Seien diese Fragen mit Ja beantwortet, sollte sich ein Bieterverfahren anschließen. Einen Beschluss schon in einer Woche werde es wohl kaum geben.