Veranstaltung Starke Beteiligung am Historischen Stadtrundgang in Schwelm

Schwelm · Die Besucher konnten unter anderem einen langen Felsenkeller entdecken.

Andreas Merken (Obernachbar der Gesellschaft Oberstadt), Obernachtwächter Christian Fasel bei seiner feierlichen Vereidigung und der Dacho-Vorsitzende Enzo Caruso mit der Hellebarde des Nachtwächters.

Foto: Florian Schmidt

Rund 300 Menschen strömten zum 21. Historischen Stadtrundgang, dessen Gastgeber zum wiederholten Mal die Nachbarschaft Gesellschaft Oberstadt war. Schon im Jahr 2001, als der damalige Dacho-Vorsitzende Jürgen Kuss den Historischen Stadtrundgang ins Leben rief, traf man sich bei der Oberstadt in der Kölner Straße – damals noch unter einer großen alten Kastanie, heute steht dort ein prächtiger Spitzahorn.

Das Panikorchester sorgte für den schwungvollen Auftakt und Enzo L. Caruso der Vorsitzende der Dacho – der Dachorganisation der Schwelmer Nachbarschaften – begrüßte die Besucher. „14 Tage vor dem Heimatfest werden wir alle ein bisschen kribbelig, die Vorfreude steigt“, beschrieb er das Gefühl vieler Schwelmer. Er dankte dem seit einem Jahr amtierenden Obernachtwächter Michael Frielingsdorf und vereidigte anschließend Christian Fasel als Obernachtwächter für die beginnende Heimatfestsaison.

Der 63-Jährige wird in diesem Jahr den Heimatfestzug anführen, da seine Nachbarschaft Oberstadt 2023 die Gesamtwertung des Heimatfestumzugs gewonnen hat. Die Symbolfigur des Obernachtwächters wird jeweils von der Nachbarschaft gestellt, die die höchste Punktzahl in der Wertung der Preisrichter bekommen hat. Meist übernehmen der Obernachbar oder die Obernachbarin die ehrenvolle Aufgabe. Christian Fasel jedoch ist Nachtwächter aus Leidenschaft und übernimmt in diesem Jahr die Rolle schon zum achten Mal.

Vor genau 30 Jahren, 1994, hatte er sein Debüt, sieben Jahre später, beim nächsten Sieg seiner Nachbarschaft, ließ er sich ein originalgetreues Nachtwächtergewand schneidern. Ausgestattet mit diesem langen, dunkelblauen Mantel, Nachtwächtermütze, Hellebarde, Laterne und Horn rief er den Menschen zu: „Hört ihr Leute, lasst euch sagen ….“ Auf Schwelmer Platt sprach er seine feierliche Vereidigungsformel, die er mit den Worten „ … un dat eck oppassen wäe, dat op dä Kiärmis lang genaug gefieert wätt!“ abschloss. Auf der Kirmes wird Fasel, der beim Heimatfest 2013 zum Ehrenobernachtwächter ernannt wurde, präsent sein und aufpassen, „dass lang genug gefeiert wird“.

Die ältesten Häuser sind aus dem 18. Jahrhundert

Der Chor „de Nohbern“ sang unter Leitung von Enzo Caruso das Lied „Du meine Stadt“ und sorgte mit dem wunderschönen Text von Klaus Peter Schmitz und der Melodie nach „Highland Cathedral“ für Gänsehautmomente. Nach den Zeilen „Schwelm – du meine kleine Heimatstadt … Kleene Hüskes und die Altstadt fein. Du wirst immer mein zu Hause sein“ begann der Rundgang unter der fachkundigen Leitung von Heike Rudolph. „Stellen Sie sich vor, wir hätten die Altstadt nicht“, begann sie und erzählte, dass Wiederaufbau und Erhalt dieses alten Stadtkerns – die ältesten Häuser sind aus dem 18. Jahrhundert, eines sogar von 1695 – nach dem Krieg viele Fürsprecher bei der Stadt gehabt haben. „Hier war Schwelms Zentrum innerhalb der Stadtmauer“, erklärte sie, erläuterte Straßennamen wie „Schliekes Gässchen“ und „Leistraße“ und wies darauf hin, dass die Kölner Straße als Hauptverkehrsader zum Kölner Tor, einem der vier Stadttore Schwelms, führte. Hier gab es einst viele Gaststätten, Branntweinbrenner und Handwerksbetriebe. Mit dem Obernachtwächter an der Spitze ging es über die Bergstraße steil hinauf in die Weilenhäuschenstraße, wo im Haus des Bäckers Uttermann 1935 die Gesellschaft Oberstadt als erste Schwelmer Nachbarschaft gegründet wurde. Was bisher kaum jemand wusste: Unter „Uttermanns Backs“ liegt ein 180 Meter langer Felsenkeller, der als Lager und im 2. Weltkrieg auch als Luftschutzraum genutzt wurde.

Die heutige Besitzerfamilie Reichmann öffnete den Stadtrundgang-Teilnehmern den Keller. Mit Spannung und Begeisterung erkundeten gut 150 Menschen den dunklen Gang, der tief in den Felsen führte. Anschließend ging es mit Erläuterungen zum Mühlbach, der Mühle in der Kölner Straße sowie „Dönekes“ aus früheren Zeiten zum Kaal-und-Krißjan-Brunnen in der Nostalgiezone. Dort wurden Mirko Enkhardt und Andreas Jautze erneut zu Kaal und Krißjan, den Symbolfiguren des Schwelmer Heimatfestes, ernannt. Vom Märkischen Platz, wo sich in den 1960er und 1970er Jahren die Jugend „am Mäuerchen“ traf, ging es durch Untermauerstraße, Brauereigasse und Lohmannsgasse über Westfalendamm und Bergstraße zurück zur Kölner Straße. Dort hatten die Obernachbarn ein stimmungsvolles Spalier mit Fackeln gebildet, das die verbliebenen etwa 100 Besucher auf dem Rückweg durchschreiten konnten. Anschließend wurde in der Oberstadt noch „lang gefieert“. Ein kleiner Vorgeschmack aufs Heimatfest.