Preise sind entgegen der Erwartung gesunken Kein Ansturm auf Solinger Zapfsäulen
Solingen · Der von vielen prophezeite Ansturm an den Tankstellen blieb zum Start des Entlastungspakets der Bundesregierung am 1. Juni aus.
„Ich habe heute nur getankt, weil ich es musste“, sagt Bärbel Pagano an der Shell-Tankstelle an der Focher Straße in Wald. „In den Medien hieß es ja auch, dass es heute gar nicht günstiger sein wird.“ An weiteren Tankstellen im Stadtgebiet zeigte sich ein ähnliches Bild: von Kundenschlangen keine Spur.
Denn viele Autofahrer hatten offenbar befürchtet, dass es durch die Preisreduzierung zu Engpässen kommen könnte und sie an der Zapfsäule womöglich leer ausgehen. So hatten Branchenkenner geraten, den Tank vor dem 1. Juni nicht komplett leer zu fahren und besser vorher noch einmal zu tanken. Zum 1. Juni war die vorübergehende Senkung der Energiesteuer in Kraft getreten, besser bekannt als Tankrabatt.
An den Rat, „nicht bis auf den letzten Liter zu fahren“, hätten sich viele Verbraucher auch gehalten, vermutet Kai Kirschbaum, der in seinem Geschäft für Tiernahrung mit angeschlossenem Bauernmarkt eine freie Tankstelle betreibt. „Am Freitag und Samstag haben noch viele Leute getankt, da war es brechend voll“, erinnert er sich. Zudem wurde in Medienberichten im Vorfeld spekuliert, dass die Tankstellenbetreiber die Preise nicht direkt um Mitternacht des 1. Juni senken, sondern die noch zum alten Steuersatz eingekauften Restbestände des Benzins zunächst abverkaufen würden. Man rechnete mit einer langsamen Senkung der Spritpreise in den kommenden Tagen.
Bis Ende August gilt der Tankrabatt noch
Diese Vermutung bestätigte sich laut Kirschbaum nicht. „Die Tankstellen haben von sich aus die Preise reduziert. Um Mitternacht gab es exakt die Preissenkung von 29,55 Cent beim Liter Super und von 14 Cent bei Diesel zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer.“ Auch seine Tankstelle habe am 1. Juni dementsprechend den Preis gesenkt. Kostete der Liter Super zuvor 2,25 Euro, lag er am Mittwochvormittag schon bei 1,90 Euro.
„Ich gehe folgend davon aus, dass die Preise genau am 1. September wieder entsprechend hochgehen werden, weil die Mineralölsteuer dann wieder heraufgesetzt wird“, vermutet Kirschbaum, der den Tankrabatt zudem eher für Symbolpolitik als für ein geeignetes Instrument hält, insbesondere geringe und mittlere Einkommen nachhaltig zu entlasten. „Das ist sicherlich kein Anreiz, Kraftstoff zu sparen, um inZukunft unabhängig von russischem Öl zu werden und effektiv alternative Energien zu fördern. Letztendlich hat der Verbraucher auch keine große Ersparnis davon, wenn die Preise ab 1. September zum energie-intensiven Winter wieder steigen.“