Daniela Fuß kennt mehr als die Abseitsregel
Daniela Fuß ist gebürtige Sprockhövelerin. Als einige der wenigen Fußball-Moderatorinnen hat sie sich in der Männerwelt einen Namen gemacht. Mit ihrem Mann Carsten betreibt sie eine Medien-Agentur für Journalisten.
Guten Tag Frau Fuß. Was sagt die Fußballfachfrau, wer wird Deutscher Meister?
Meiner Meinung nach könnte es dieses Jahr der HSV schaffen, die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Mit Martin Jol haben die Hamburger einen enorm starken, international erfahrenen Trainer, der alles aus den Hamburgern rausgeholt und sie auf den richtigen Weg gebracht hat. Außerdem hat der HSV eine extrem starke Abwehr.
Stimmt es, dass ihre Begeisterung für den Fußball auf Besuche mit dem Papa bei der TSG Sprockhövel zurückgeht?
Es stimmt tatsächlich, meine Fußballbegeisterung habe ich meinem Vater zu verdanken, der bei fast jedem Wetter sonntags zur TSG ging. Natürlich waren der Hauptanreiz anfangs für mich die Bratwurst und die Limo, die ich auf dem Sportplatz bekam. Doch dann begeisterte mich der Fußball doch sehr schnell. Und so ging es von der TSG zum VfL Bochum.
Sie haben im vergangenen Jahr mit großem Erfolg das Finale der Kreisliga-Sendung "Ihr seid die Mannschaft" im DSF moderiert. Glauben Sie der Amateurfußball ist telegen?
Man kann mit Sicherheit darüber streiten, ob es attraktiv genug ist, ein Kreisliga-Spiel 90 Minuten im TV zu übertragen. Aber es ist tatsächlich so, dass die Begeisterung, die sich auf und um die Plätze der Kreisliga abspielt oft größer ist, als bei manchem Profispiel. Natürlich ist es wichtig, die Mannschaften und die Menschen - wie es das DSF auch gemacht hat - einige Zeit zu begleiten, so dass man einen Bezug herstellen kann. Dann kann man auch 90 Minuten mitfiebern.
Sie sind das weibliche Gesicht des Deutschen Sportfernsehens, haben Ihre Fachkompetenz bewiesen. Fühlen Sie sich im Männersport Fußball voll akzeptiert?
Mittlerweile gibt es ja einige Frauen, die gezeigt haben, dass der Fußball keine reine Männersache mehr ist. Und die Zeiten, in denen ich einigen männlichen Kollegen beweisen musste, dass ich weiß, was Abseits ist - sind lange vorbei.
Was ist eigentlich Ihr Lieblingsclub?
Wenn man in München lebt, kommt man eigentlich nur schwer am FC Bayern vorbei, doch meine Familie hat sich erfolgreich dagegen gewehrt. Ich bin seit je her Bochum-Fan. Mein Sohn Moritz konnte sich aufgrund der VfL-Strampler und VfL-Schnuller, die er mit meiner Zustimmung von seinem Bochumer Patenonkel bekommen hatte, dem VfL Bochum auch nicht mehr entziehen und ist in München einer der wenigen Exoten, die nicht Bayern- und Löwen-Fans sind und trägt stolz beim Fußball-Training sein VfL-Trikot. Mein Mann ist gebürtiger Duisburger und demnach MSV-Fan. Während unsere Tochter Mara etwas aus der Reihe tanzt und Hoffenheim-Fan ist. Aber etwas Schwund ist halt immer.
Gibt es auch einen Lieblingsspieler?
Einen Lieblingsspieler habe ich direkt nicht. Aber ich bin begeistert von Ribéry. Er ist ein Weltklassefußballer und kann Dinge mit dem Ball am Fuß machen, die andere nur mit der Hand machen können.
Was wäre Ihre Traummoderation?
Meine Traummoderation wäre zum einen bei einer Fußball-WM das Finale mit deutscher Beteiligung. Und zum anderen eine Doppelmoderation mit Günter Jauch. Er ist für mich einer der besten Moderatoren, die Deutschland seit Jahren zu bieten hat.
Sie sind studierte Betriebswirtin, betreiben mit Ihrem Mann Carsten in München eine Medienagentur und coachen angehende Journalisten. Wo sehen sie ihre Zukunft, eher vor oder eher hinter der Kamera?
Als Frau ist die Zeit bekanntlich begrenzt, die sie vor der Kamera arbeiten kann. Das ist mir durchaus bewusst. Ich liebe die Arbeit vor der Kamera, allerdings habe ich auch lange genug im redaktionellen Bereich gearbeitet und weiß, wie wichtig und schwierig das ist. Sich zu organisieren, zu recherchieren, zu texten und Beiträge zu schneiden - auch das liebe ich und kann es mir sehr wohl vorstellen über kurz oder lang. Allerspätestens dann, wenn eine Gesichtsalterung eine Arbeit vor der Kamera nicht mehr zulässt.
Haben Sie noch Kontakte nach Sprockhövel?
Mein Patenkind lebt in Hattingen, deshalb bin ich in mehr oder minder regelmäßigen Abständen in der Gegend. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Autobahnausfahrt Sprockhövel nehme, über die Querspange fahre und die wunderbare Sprockhöveler Landschaft sehe. Meine Eltern haben bis vor knapp vier Jahren selbst noch in Sprockhövel gelebt. Dann bin ich oft mit meinen Kindern dorthin gefahren, war mit ihnen im Sprockhöveler Freibad (das eh zu meinen Lieblingsplätzen in der Jugend gehörte), bin um den Sportplatz gejoggt und mit meiner Mutter durch die Sprockhöveler Geschäfte gelaufen. Auch wenn man einen "alten Baum" nicht mehr verpflanzen soll, haben wir es gewagt und ich habe meinen Eltern eine Wohnung in der Münchner Umgebung gesucht. Nun wohnen sie 20 Minuten von uns entfernt, sehen ihre Enkelkinder oft und auch ich kann beruhigt sein und weiß, dass ich schneller da wäre, sollte etwas passieren. Allerdings merke ich manchmal doch, dass meine Eltern oft Sehnsucht nach Sprockhövel haben und sich immer über eine Nachricht oder ein Telefonat freuen.
Was verbinden sie bis heute mit Sprockhövel und woran erinnern sie sich besondern aus ihrer Jugendzeit?
Nach meinem BWL-Studium habe ich drei Jahre bei RTL in Köln gearbeitet. Danach hat es mich dann zum DSF in München verschlagen. Jetzt - nach 13 Jahren in Bayern - möchte ich auch nicht mehr hier weg. Dennoch freue ich mich jedes Mal, wenn ich einen Grund habe, in die alte Heimat zu reisen. Ich habe eine schöne Zeit in Sprockhövel gehabt und wenn Sie meine Kinder fragen würden, könnten diese viele Sprockhöveler Geschichten erzählen, die sie von mir gehört haben.