Bericht Die Evangelische Beratungsstelle wirkt an vielen Orten
Sprockhövel. · In Sprockhövel sind die Fallzahlen in den vergangenen drei Jahren gestiegen. Die Fälle sind komplexer geworden.
Die Evangelische Beratungsstelle hat in der Sitzung des Jugendhilfeausschuss der Stadt Sprockhövel ihren Wirksamkeitsbericht vorgestellt. Dieser wird im Abstand von drei Jahren erstellt, um Politik und Verwaltung über die Arbeit der Beratungsstelle zu informieren.
In der Statistik ist unter anderem erfasst, welche Personen sich an die Beratungsstelle wenden und wie lange sie im Durchschnitt auf einen Termin warten mussten. Die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene verzeichnete in der Zeit zwischen 2016 und 2018 zudem 30 Prozent mehr Klienten. Das sind 219 Fälle mehr als 2015. „Es gibt eine leichte Abnahme von Klienten, die nur einmal kommen“, sagt Carmen Lenz, Leiterin der Evangelischen Beratungsstelle. Die meisten hätten zwei bis fünf Termine innerhalb von einem halben Jahr. Die Fälle, in denen bis zu zehn Sitzungen benötigt würden, hätten zugenommen.
Die Zahlen bildeten aber nicht ab, dass die Mitarbeiter inhaltlich stärker gefordert sind: „In den Beratungen der vergangenen Jahre haben wir festgestellt, dass die Anfragen immer komplexer werden“, sagt Lenz. Als Beispiel nennt sie Eltern, die sich an die Evangelische Beratungsstelle mit dem Problem wenden, dass sich ihr Kind nicht an Regeln halte. „Im Erstgespräch tauchen dann aber mehrere Problematiken auf“, sagt Lenz. Das könne eine psychische Krankheit eines Elternteils sein, eine Paarproblematik oder traumatische Erfahrungen. „Dann müssen wir schauen, was braucht welches Thema?“, sagt Lenz. Gleichzeitig müsse die Beratungsstelle sortieren, was schon wo laufe. Sozusagen eine Art Auftragsklärung. „Denn viele Köche verderben den Brei.“
Die Beratung richtet sich an alle Sprockhöveler Bürger und ist kostenfrei. „Es handelt sich um ein niederschwelliges und unbürokratisches Angebot. Grundsätzlich kann sich jeder ohne weitere Voraussetzungen bei uns melden“, sagt Carmen Lenz. Zwei Drittel der Hilfesuchenden wenden sich aus Eigeninitiative an die Beratungsstelle. Häufig sind familiäre Probleme Anlass für eine Terminanfrage. 80 Prozent der Anfragen bekommen laut Statistik innerhalb eines Monats einen Termin. Die meisten Klienten schließen die Beratung gemäß Beratungsziel ab.
Ein niedrigschwelliges Angebot wie die Evangelische Beratungsstelle vorzuhalten, gehört zu den Aufgaben einer Kommune. Die Stadt Sprockhövel hält das Angebot zusammen mit Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm vor. „Die Beratungsstelle ist immens wichtig für so ein kleines Jugendamt wie das in Sprockhövel“, sagt Evelyn Müller, Leiterin des Geschäftsbereich II, zu dem Jugend, Familie und Soziales gehören. In der Evangelischen Beratungsstelle arbeiten multiprofessionelle Kollegen wie Psychologen und Heilpädagogen. „Das Personal könnten wir uns nicht leisten. Das wäre zu teuer“, so Müller. Die Kooperation sei ein gelungenes Modell interkommunaler Zusammenarbeit.
Für die Arbeit der Evangelischen Beratungsstelle spielt das Thema Vernetzung mit anderen Stellen eine wichtige Rolle, wie mit Schulsozialarbeitern, Jugendämtern, dem Familiengericht oder dem sozialpsychiatrischen Dienst. „Vernetzung ist kein neues Thema, aber wichtig, damit wir zum einen Klienten zielgerichtet beraten können, wohin sie sich wenden können“, sagt Carmen Lenz. Zum anderen seien andere Stellen auf diese Weise über das Angebot der evangelischen Beratungsstelle gut informiert. So könne man im Bedarfsfall die Wege für Klienten einfach und kurz halten.
Die Vernetzung zahlt sich aus Sicht der Stadt Sprockhövel aus. „Die Evangelische Beratungsstelle ist bekannt, weil sie vielfältig in Erscheinung tritt und eine große Bandbreite abdeckt“, sagt Jens Kozay, stellvertretender Jugendamtsleiter. Die Beratungsstelle ist in insgesamt 21 Familienzentren aktiv, in denen sie Elterncafés und Informationsveranstaltungen zu Themen wie Sexualerziehung, Trotzphase und Sauberkeitserziehung anbietet. Zudem hat die Beratungsstelle verschiedene Gruppenangebote, die sich speziell an Trennungskinder, Jugendliche in der Pubertät, Paare oder auch Pflegeeltern richtet.