Freiwilligenbörse hat sich erfolgreich etabliert

Gerade wurde das Einjährige gefeiert: Die Zahl der Helfer hat sich innerhalb der vergangenen zwölf Monate verdreifacht.

Sprockhövel. Der 68-jährige Helge Herscheler ist ehemaliger Industriekaufmann und meldete sich beim Seniorenbüro, als noch Helfer für den Telefondienst der Freiwilligenbörse gesucht wurden. Dieter Dercks hat für ältere Mitbürger schon kleine Hilfsarbeiten wie Einkaufen oder das Auswechseln einer Glühbirne erledigt. Jürgen Schreiber, ehemaliger Maschinenbauer aus Herzkamp, will im Rahmen eines Integrationsprojekts der Awo ausländischen Jugendlichen bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Auch das ist Thema, wenn sie jeden Montag Vormittag mit Gleichgesinnten beim Männertreff in den Räumen der Freiwilligenbörse an der Dorfstraße 13 sitzen und sich über Gott und die Welt unterhalten.

Der Männertreff ist das neueste Glied in der Kette der Börse, die sich vor einem Jahr gegründet hat. "Ein paar mehr könnten wir noch werden. Männer haben offenbar nicht ein so großes Kommunikationsbedürfnis", sagt Dercks schmunzelnd und fügt hinzu: "Sie müssten mal dienstags zum Klöntreff kommen, da sind regelmäßig 15 Frauen da.”

Nur ein Beispiel dafür, wie gut sich die Freiwilligenbörse entwickelt hat, seit sie am 7. März 2009 auf Initiative des städtischen Seniorenbüros gegründet wurde. An erster Stelle stand die Idee, sich für ältere Menschen im eigenen Wohnumfeld zu engagieren, doch schnell kamen verschiedene Kreise hinzu.

Gerade wurde das Einjährige in der Dorfstraße gefeiert. Mit 13 Ehrenamtlichen hatte man vor einem Jahr begonnen, inzwischen sind es 41 - und darunter sind nicht nur Rentner, sondern auch Mütter und ein Jugendlicher. Gab es im ganzen Jahr 2009 120 Hilfestellungen, waren es 2010 bis Ende März schon 50.

Die Handwerkergruppe hat für ältere Menschen Rauchmelder angebracht, Gardinen abgenommen, Glühlampen ausgewechselt oder auch mal ein Regal angebracht. Die Gruppe "Nachbarn helfen Nachbarn" macht Spaziergänge mit älteren oder kranken Menschen, besucht sie zu Hause oder im Altenheim, gibt einem Kind Nachhilfe in Schreiben und Rechnen.

"Die Leute sollen sich ruhig melden, wenn sie Hilfe benötigen oder anbieten. So können sich Angebot und Nachfrage noch weiter entwickeln”, wirbt Barbara Mays, die im Seniorenbüro den Aufbau der Freiwilligenbörse koordiniert hat.

Inzwischen gab es auch Anfragen, beispielsweise von der Aktion Schachtzeichen, die im Mai einen Ballon über der Zeche Alte Haase steigen lässt oder von der Leyhe-Ausstellung in der Sparkasse, die noch Aufsichtspersonal benötigten.

Die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule hat beispielsweise um Unterstützung der Arbeitsgemeinschaften im Nachmittagsbereich gebeten. Der evangelische Kindergarten Haßlinghausen suchte einen "Menschen mit einem grünen Daumen”, der eine Kindergruppe bei der Gestaltung des Außenbereichs anleitet. Alles kein Problem für die Freiwilligenbörse.

Ein Mann der ersten Stunde ist Erich Tolle, dessen Formularhilfe donnerstags und auf Anfrage auch in der Woche inzwischen sehr gefragt ist. "Mit dem Wust von Anträgen, etwa für Pflegehilfe und Zuschüsse, aber auch mit Bescheiden, sind viele Menschen einfach überfordert”, berichtet er. Inzwischen ist seine Hilfe auch bei Einsprüchen gefragt.

Der Bürgertreff in der Dorfstraße 13 ist im ersten Jahr auch zum Ankerpunkt für verschiedene Gruppen geworden, etwa für Mentor - die Leselernhelfer, "Trau Dich raus - Leben mit Behinderung”, die Lokale Agenda, die Gruppe Wieen - Wohnen in echter, enger Nachbarschaft - oder einen Feldenkrais-Kurs.

Rita Gehner vom Stadtmarketingverein hält immer dienstags von 14 bis 17 Uhr eine Sprechstunde in der Dorfstraße ab. "Nicht alle Vorstellungen, die am Anfang entstanden sind, konnten bisher verwirklicht werden. Es zeigt sich aber, dass die grundsätzliche Idee, Menschen eine Plattform zu bieten, um ihre Erfahrungen und ihr Wissen ehrenamtlich weiterzugeben richtig war", sagt Evelyn Müller, Fachbereichsleiterin Familie und Soziales bei der Stadt, ein wenig stolz.