Laufen, springen, werfen Georg Nußbaum erwirbt unter Anleitung seiner Mutter in Haßlinghausen das Sportabzeichen
Sprockhövel · Die Resonanz auf die Veranstaltung ist in den Sommerferien sehr gering.
„Sport im Park“ und Sportabzeichen-Abnahme ist mitten in den Sommerferien nicht der ganz große Renner. Und so war auf der prachtvollen, für nahezu jede Sportart geeigneten Anlage in Haßlinghausen am Landringhauser Weg der Zuspruch am vergangenen Samstagmorgen „überschaubar“. Auf der einen Seite des Kunstrasens wurde ein Torhüter mit Flanken, Kopfbällen und Direktabnahmen auf Herz und Nieren geprüft. Auf der Laufbahn dreht eine einsame Sportlerin ihre Runden, und Thomas Hanzlik und sein Kollege Reinhold Hanowski (beide TV Hasslinghausen) konnten sich als Prüfer für die Kandidaten für das Sportabzeichen vornehmlich auf eine Dame und einen Herrn konzentrieren.
Genauer gesagt auf Georg Nußbaum (57), der – assistiert von seiner Mutter Marianne (85) – einen Schleuderball möglichst weit durch die Luft bugsieren wollte. Für die Bronze-Version des Sportabzeichens waren in seinem Alter 23,5 Meter Weite erforderlich, die Georg nach einigen Versuchen mit verschiedenen Techniken auch mit 26,5 Metern deutlich übertraf.
„Bronze ist ja wohl ein bisschen wenig“, befand Mutter Marianne, die sich ihrerseits anschickt, 2024 ihr fünfzigstes Sportabzeichen in Gold in Folge zu erwerben. Also wurde weiter Schwung geholt, allerdings mit falscher Technik, denn das Gerät schickte sich zwar an, hoch in die Nähe der Erdumlaufbahn zu gelangen, landete jedoch nach nur wenigen Metern überbrückter Länge auf dem Kunstrasen. Doch nach geschickter, koordinierter Konzentration der Kräfte wurden die für Gold geforderten 35 Meter knapp erreicht.
„Nicht so schlimm“, meinte Thomas Hanzlik „wenn man in einer der vier Disziplinen knapp unter dem Limit bleibt, reicht es auch für das Goldene“.
Mutter Marianne als leuchtendes Beispiel
Die vier Disziplinen, die je auf das Alter der Kandidatin oder des Kandidaten abgestimmt sind, umfassen hier Standweitsprung (2,01 Meter), Ausdauer-Schwimmen mit 400 Metern in zehn Minuten und 20 Sekunden und die Schnelligkeit, nämlich 25 Meter Kurzsprint in 20,2 Sekunden. Wobei es gar nicht so leicht ist, nach der kurzen Startphase auf die erforderliche Geschwindigkeit zu kommen. Doch Georg Nußbaum ist da guten Mutes, hat er doch in seiner Mutter Marianne ein leuchtendes Vorbild. Zu deren Jahresablauf gehört seit einem halben Jahrhundert der Erwerb des Sportabzeichens in Gold.
Wie es dazu kam? „Eine Freundin hat mir von ihrem Sport vorgeschwärmt, und ich dachte ‚Was die kann, kann ich auch‘ und bin mit zum damaligen Sportplatz in Haßlinghausen (heute das Areal der Supermärkte Rewe und Aldi) gegangen. Ich bin zunächst von Tor zu Tor gelaufen und war völlig aus der Puste,“ erinnert sie sich an das Jahr 1975. Doch die nicht eben ermutigende erste Begegnung mit dem Sport ließ die damals 35-Jährige nicht in Resignation verfallen, sondern weckte stattdessen ihren Ehrgeiz. Und dieser hielt bis in dieses Jahr an. Da hat sie schon die Hälfte der Anforderungen (Standweitsprung und Seilchen-Springen) für ihr Jubiläums-Sportabzeichen absolviert. „Jetzt stehen nur noch Radfahren und Walken auf dem Programm. Und das mache ich beides auf der Glückauftrasse“, versichert die drahtige Seniorin, die übrigens in dem 88 Jahre alten Claus Weniger (TuS Hasslinghausen) einen ähnlich sportlichen Gesinnungsgenossen hat, der ebenfalls in diesem Jahr das 50. schaffen will. „Mein ursprüngliches Ziel waren 45 goldene Sportabzeichen. Was ich jetzt noch schaffe, ist reine Zugabe“, meint die Seniorin mit einem Lächeln.
„Die Sportabzeichen-Abnahme findet hier in den Monaten April bis Oktober immer am letzten Samstag des Monats statt“, berichtet Reinhold Hanowski und erläutert. „Meist sind es die älteren Jahrgänge, die hier trainieren und ihre Prüfungen ablegen.“
Thomas Hanzlik würde gern ein paar jüngere Menschen beim Sportabzeichen sehen. „Wenn die kommen, dann geht es bei denen meist um die Tauglichkeit für die Polizei oder die Feuerwehr, für die die Kandidatinnen und Kandidaten mindestens das Sportabzeichen in Bronze vorweisen müssen.“ Dabei verweist der routinierte Prüfer, dass es gerade bei solchen Prüfungen nicht möglich ist, „mal ein Auge zuzudrücken“. „Wie ernst würde man uns als Prüfer noch nehmen, wenn wir hier für jemanden 12,5 Sekunden auf 100 Meter stoppen würden, und bei der Polizei oder Feuerwehr brauchte der- oder diejenige 15 Sekunden?“
Thomas Hanzlik engagiert sich auch für die Flüchtlingshilfe und hat schon 2016 die Neuankömmlinge mit Erfolg zum Lauftreff in Haßlinghausen eingeladen. „Sport ist eine wunderbare Hilfe für die Integration. Da fallen schnell die Sprachbarrieren weg, und die Menschen fühlen sich in ihrer neuen Umgebung aufgenommen“, ist die Erfahrung, die er im Laufe der Jahre gemacht hat.
War der Andrang im Sportpark Landringhauser Weg am vergangenen Samstag noch recht mäßig, so erwarten Reinhold Hanowski und Thomas Hanzlik am 31. August zwischen 10 und 15 Uhr weit mehr Sportabzeichen-Aktive: „Dann machen wir das hier in Kooperation mit dem Kreissportverband.“