Historische Postkarten: Ein seltener Blick in alte Zeiten
Sammler Dieter Pöppe besitzt noch alte Lithografien aus der Zeit vor den ersten Fotos.
Niedersprockhövel. Pausbäckige Kinder unter dem Weihnachtsbaum, blondgelockte Engel, die vom Himmel hinab schweben — ein bisschen kitschig sind die Weihnachtspostkarten, die vor rund 100 Jahren zum Fest verschickt wurden, schon.
„Das war damals eben gefragt“, sagt Hans-Dieter Pöppe. Er ist leidenschaftlicher Sammler historischer Postkarten und besitzt auch einige Weihnachtskarten, die aus der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts stammen.
„Das sind keine Fotografien, sondern Lithografien“, erklärt er. Ein Flachdruckverfahren, das vor allem im 19. Jahrhundert verbreitet war. Als Fotos die Lithografien ablösten, wurden Postkarten erstmals schwarz-weiß. Davon sind die farbenfrohen Karten von Pöppe jedoch noch weit entfernt. „Diese Karte hier ist besonders schön, durch die Reliefstruktur“, sagt Pöppe. Die Karte zeigt eine kindliche Engelsfigur und ist an eine Familie in Herzfeld/Soest adressiert.
„Drucksache“ steht ganz oben dick unterstrichen auf der Karte. „Damit konnte der Absender Geld sparen“, erklärt Pöppe. Drucksachen kosteten nämlich nur drei Reichspfennige und damit weniger als eine normale Postkarte. Allerdings war so auch die Zahl der Worte vorgegeben: Maximal fünf waren erlaubt.
In diesem Fall hat sich der Absender auf drei beschränkt: „Sendet Familie Brinkschulte“ steht da in Anlehnung an die Weihnachtsgrüße auf der Vorderseite. „Ausgeliefert wurde sie am späten Nachmittag“, weiß Pöppe und erklärt: „Neben dem Datum steht auf dem Poststempel auch 6-7N, das heißt zwischen 6 und 7 Uhr am Nachmittag.“
Eine andere Karte aus seinem Repertoire trägt überhaupt keine Marke, nur einen verschmierten Poststempel. Trotzdem kann Pöppe sie eindeutig zu ordnen. Das Stichwort „Feldpost“ weist darauf hin, dass die Karte zwischen 1914 und 1918 verschickt wurde — Weihnachtsgrüße wurden somit bis an die Kriegsschauplätze gebracht. „Feldpost wurde kostenlos transportiert“, sagt Pöppe.
Und noch viel mehr kann er aus den historischen Karten erkennen. „Diese Karte stammt aus der Zeit vor 1905“, sagt Pöppe zu einer Karte, deren Poststempel komplett unleserlich ist. „Die alten Karten hatten nur eine durchgehende Adressfläche. Erst später wurden die Karten in zwei Felder geteilt — eines für die Adresse, eines bot ,Raum für Mitteilungen’“.
Eine kleine Rarität in Pöppes Sammlung ist eine französische Weihnachtskarte, die sich nicht nur durch den Schriftzug, sondern auch durch das Motiv unterscheidet. Statt Kindern oder Engeln ist ein rot gekleideter Père Noël zu sehen. Pöppe tippt, dass sie Anfang der 1920er Jahre geschrieben wurde — als im Vorfeld der Ruhrbesetzung französische und belgische Soldaten in der Region waren.
Vorsichtig sortiert er die Karten wieder in die dafür vorgesehenen Schubfächer. Die Grüße, die zum Teil vor mehr als 100 Jahren verschickt worden, bleiben so auch in Zukunft noch erhalten.