Gastronomie Matjes lockt zahlreiche Gäste nach Sprockhövel

Sprockhövel · Gourmets freuten sich seit Wochen auf das Eintreffen des holländischen Fisches bei der „Lachsräucherei Wortberg“.

Mariola Leppich, Thomasz Horozaniecki (l.) und Musiker Werner Degenhardt von der Little Johns Jazz Band waren auch in diesem Jahr wieder mit dabei. Im vergangenen Jahr ließen sie sich den Matjes schmecken.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Wenn Mitte bis Ende Juni oben an der Schmiedestraße an der Grenze zu Haßlinghausen an einem Samstag fröhlicher Dixieland aus Horn, Trompete, Banjo und Jagdhorn seitens der „Little Johns Jazz Band“ erklingt, dann ist das ein Willkommensständchen für den „Nieuwe Matjes“. Jene Fisch-Delikatesse, der die Feinschmecker seit Wochen voll freudiger Erwartung entgegensehen.

Nicht anders war es am Samstag, als bei der Lachsräucherei Wortberg ein schlichtes Plakat „Der holländische Matjes ist da“ genügte, um die Plätze im Fisch-Restaurant zu füllen. Der Matjes, jener vor Erreichen der Geschlechtsreife sorgsam verarbeiteter Hering, wird von den Genießern auf unterschiedliche Weise verzehrt. Mal klassisch mit Bratkartoffeln und grünen Bohnen, als Tartar oder dreierlei, Matjes im Speckmantel, in Knusperpanade und pur.

Manchmal wird er auch mit Sahne verfeinert, als Mango-Matjes fruchtig gereicht oder gegessen wie an Hollands Küste gebräuchlich: Dort werden die Filets durch ein Zwiebelbad gezogen und vom „Endverbraucher“ mit Kopf in den Nacken verzehrt, wobei man den zarten Fisch in den geöffneten Mund gleiten lässt.

Restaurantleiterin Mariola Leppich hatte an jeden Geschmack gedacht. Und an der Videowand waren die Delikatessen ins rechte Licht gesetzt worden.

4000 Filets reichen bis Mitte der Woche

Um den Appetit der Gourmets zusätzlich anzuregen, wurden Platten mit kleinen Matjes-Probier-Häppchen herumgereicht und vor und nach der Bestellung der einfallsreichen Varianten in Windeseile geleert. „Ende dieser Woche wurden bei uns 50 Kisten zu je zehn Paketen angeliefert, das sind rund 4000 Filets, und ich denke, dass das bis Mitte der kommenden Woche reichen wird“, verriet Tomasz Horozaniecki, Inhaber des Feinschmecker-Lokals, bei dem eine Wand nur mit Dutzenden von Auszeichnungen für besondere gastronomische Leistungen auf dem Fisch-Sektor dekoriert ist.

„Aber es wird ständig nachgeliefert“, versprach der Fisch-Spezialist und sah mit Freuden, wie sich die Teller leerten und der außen silbrig und innen rosa aussehende Fisch seinen Weg in die Mägen fand.

Dass die jungen Heringe gefangen werden, bevor ihre Fortpflanzungszeit beginnt, und die enzymhaltige Bauchspeicheldrüse im Körper verbleibt, das Fleisch fermentiert und ihm durch diesen Reifeprozess sein einzigartiger Geschmack verliehen wird – wobei das ohnehin gut verdauliche Fischeiweiß noch bekömmlicher wird – ist den meisten Fischfreunden eher egal. Dass dieser Fisch neben Omega-3-Fettsäuren die für den Knochenaufbau nötigen Stoffe Kalzium, Phosphor und Magnesium enthält und besonders gesund ist, wird ebenfalls dankbar in Kauf genommen, spielt für die Genießern aber ebenfalls eine untergeordnete Rolle. Hauptsache: „Es schmeckt“.

Der Matjes-Schluck darf zum Fisch nicht fehlen

Und weil dazu auch das passende Getränk konsumiert werden sollte, durfte man beim vom Personal angebotenen hochprozentigen „Matjes-Schluck“ zugreifen oder ließ sich dazu ein frisch Gezapftes schmecken. Die Feingeister unter den Gästen spülten die Leckerbissen mit leichtem Weißwein hinunter, begleitet von Stücken wie „Veronika, der Lenz ist da“, und „Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln geh‘n“, das aus den Blasinstrumenten und den Kehlen der gut gelaunten Jazz-Band hallte.

Im vorigen Jahr, als der Mai nur ein grün angestrichener November war und das Wachstum der Fische gehemmt hatte, wurde der Beginn der Matjes-Saison um eine Woche verzögert, weshalb man in der Lachsräucherei Wortberg kurzerhand den Matjes der Vorsaison mit Musik verabschiedete und nach Wochenfrist der „Nieuwe Matjes“ ohne größere Feierlichkeiten begrüßte.

Das war diesmal anders: An den Tischen sah man nur fröhliche Gesichter, die Wohlbehagen widerspiegelten. Und das war auch an dem Tisch der bestens gestimmten Jazzer der Fall: „Wir sind hier seit mindestens fünfzehn Jahren das Matjes-Begrüßungskomitee“, erzählte Trompeter Johannes, der – wie übrigens alle Band-Mitglieder – eine Schwäche für den jungen Matjes hat. Und das macht für die vier Stimmungskanonen das Engagement in der Lachsräucherei Wortberg seit Jahren zu einer äußerst angenehmen Verpflichtung.