Patenonkel für ein Huhn
33 Legehennen auf dem Hof Stock haben Paten. Die kümmern sich um das Tier und erhalten im Gegenzug Eier.
Sprockhövel. Dem Eier-Essen hatte Silvia Klocke mehrere Jahre lang abgeschworen. Die Zustände in Legebatterien und hin und wieder ein Bioeier-Skandal haben sie misstrauisch werden lassen. Seit dem vergangenen Sommer genießt die 57 Jahre alte Sprockhövelerin jedoch wieder regelmäßig ihr Frühstücksei — gekocht oder gerührt, und backt Pfannkuchen.
Der Grund ist Käthe, Silvia Klockes Patenhuhn. Es wohnt auf dem Hof Stock an der Querspange und hat als Erkennungszeichen einen gelben Ring um den Fuß. Den trägt Käthe, um von Amélie, Berta, Dirk, Else, Huhnhilde und den weiteren in einer Patenschaft befindlichen Hennen unterschieden werden zu können. Insgesamt haben 33 der mehreren Hundert Legehennen auf dem Hof Stock einen Paten. „Meine Freunde haben mich erst für verrückt gehalten, finden die Idee aber auch gut“, sagt Silvia Klocke.
Die Hühner- beziehungsweise Eierpatenschaften bietet der Hof seit etwa eineinhalb Jahren an: Einzelpersonen, darunter Erwachsene, Kinder, Pärchen und ganze Familien, können sich ein Huhn aussuchen, sich nach eigenem Belieben um das Tier kümmern, das Hofleben unterstützen und im Gegenzug pro Jahr etwa 350 frische hofeigene Eier abholen oder sich liefern lassen. „Die Idee ist, das Ei und seine Herkunft begreifbar und erlebbar zu machen“, sagt Hofbesitzerin Ina Stock-Tonscheid. Für jedes Patenhuhn gibt es eine personalisierte Urkunde inklusive Foto. Zusätzlich geben die meisten Paten Namen. „Bisher gibt es keinen Namen doppelt“, sagt Kevin Malina, der sich auf dem Hof Stock unter anderen um die Verwaltung der Patenschaften kümmert. „Manche schließen eine Patenschaft per Mail oder Telefon ab, aber die meisten suchen sich ihr Huhn persönlich aus.“
Kevin Malina, der sich um die Verwaltung der Patenschaften kümmert
Zuerst hat Patin Silvia Klocke die romantische Vorstellung vom eigenen Huhn gelockt, wie sie erzählt. „Aber im Prinzip geht es mir um artgerechte Haltung, und davon kann ich mich jederzeit selbst überzeugen.“ Sie plane sogar, ihr Huhn bei Gelegenheit zu besuchen.
Zwar läuft die Patenschaft nach einem Jahr zunächst aus, ist aber auf Wunsch verlängerbar. „Die Legeleistung nimmt im zweiten Jahr etwas ab. Danach kann man auch einfach nur noch für Futter und Pflege des Huhns bezahlen, ohne Eier.“ Sie habe auch schon überlegt, Käthe bei sich zu Hause zu halten — natürlich nicht ernsthaft. „Da wäre wahrscheinlich nicht genug Platz.“