Schade: Die Mittelstraße verliert drei Traditionsgeschäfte

Aus Altersgründen geben drei Geschäftsfrauen ihre Läden im Laufe dieses Jahres auf. Die Nachfolge ist ungewiss.

Haßlinghausen. Während andere Geschäftsstraßen sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert haben, ist die Struktur an der Mittelstraße weitgehend gleich geblieben. Inhabergeführte Fachgeschäfte dominieren und ziehen vor allem Stammkunden an. Wechsel gab es nur vereinzelt. Das ist dieses Jahr anders. Gleich gleich drei Traditionsgeschäfte werden demnächst ihre Pforten schließen: Das Wäschegeschäft von Hildegard Waldinger nach 37Jahren, das Reform- und Biokosthaus von Brigitte Westermann nach 12 Jahren und das Lederwarengeschäft von Elke Benkenstein nach zehn Jahren.

Die Motive ähneln sich: Altersgründe, die Notwendigkeit zu investieren und das Fehlen eines Nachfolgers. Während Brigitte Westermann zuversichtlich ist, bis September einen Nachmieter zu finden, der in das gleiche Sortiment einsteigt, ist diese Hoffnung bei Hildegard Waldinger und Elke Benkenstein eher gering. "Interessenten wollen Laufkundschaft haben, die gibt es in Haßlinghausen eher weniger. 70 Prozent meiner Kunden kommen von außerhalb. Die Haßlinghauser meinen offenbar, sie müssten erst in die Stadt fahren, bevor sie hierher kommen", sagt die 58-jährige eingefleischte Haßlinghauserin.

Sie war vor zwölf Jahren - nachdem die Kinder groß waren - das Risiko eingegangen, ihr Geschäft ganz neu aufzubauen. Jetzt gibt sie es mit einem "lachenden und einem weinenden Auge" auf, um mehr Freizeit mit ihrem Mann zu verbringen, der Ruheständler wird. "Einerseits tut es mir um die vielen tollen Kunden leid, andererseits wird das Verkaufen immer schwieriger", sagt sie. Die Leute würden immer anspruchsvoller und ohne Rabatte liefe nur noch selten etwas.

Wie ihre Kolleginnen Waldinger und Westermann setzt sie mit Erfolg individuelle Beratung dagegen. "Es liegt nicht daran, dass das hier nicht läuft, aber ich müsste in nächster Zeit in eine neue Kühlung investieren, um den Laden weiterzuentwickeln und das will ich nicht mehr", sagt Brigitte Westermann. So ist mit ihrem 60.Geburtstag im vergangenen November der Entschluss gereift, bald aufzuhören.

"Sehr schade", sagt Kunde Erich Schultze-Gebhardt aus Schee, der regelmäßig vorbeischaut, um Reformkost einzukaufen. Er versuche bewusst, den heimischen Einzelhandel zu stärken und sei froh, eben nicht in die Städte fahren zu müssen.

Offenbar nicht der typische Kunde. Erika Ströcker, selbst Geschäftsfrau an der Mittelstraße (Sandras Modique) und seit Jahrzehnten im Werbering engagiert, sieht dennoch eine Zukunft für Fachgeschäfte an der Mittelstraße. "Dass es auch hier einmal Veränderungen geben würde, wenn ältere Geschäftsleute aufhören, war klar, andere Städte haben das zum Teil schon schon hinter sich", sagt sie nüchtern. Immerhin gebe es aus der jüngsten Zeit auch ermutigende Beispiele von Neuansiedlungen - wie der Buchladen Balthasar oder Spielwaren Schneider.

Eher positive Auswirkungen erwartet sie durch das geplante Einkaufszentrum auf dem alten Sportplatz. "Wir brauchen mehr Leute aus Haßlinghausen, ich gaube eher, dass sie dadurch zum Einkaufen hier bleiben."

Brigitte Westermann bestärkte der Plan für das Einkaufszentrum dagegen eher in ihrem Beschluss aufzuhören: "Man weiß nicht, wie sich das auswirkt."