Sprockhövel schrumpft bis 2040 um fünf Prozent
Die Statistikerin der Kreisverwaltung gibt einen Überblick über die erwartete demografische Entwicklung. Danach steht die Politik vor großen Herausforderungen.
Niedersprockhövel. Wie kann die Stadt Sprockhövel in Zeiten ernüchternder Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung nachhaltig gestaltet werden? Um diese Frage ging es bei einem Vortrag, zu dem Stadtarchivarin Karin Hockamp und Petra Soika-Bracht von der Kreisverwaltung am Montag eingeladen hatten.
Die Aussichten sind — gerade in einer eher ländlich geprägten Region — nicht sonderlich rosig. Die Menschen leben länger und werden älter, zugleich kommen nicht mehr so viele jüngere Menschen nach. Die Folge: Die Bevölkerungszahl schrumpft, die Kommunen müssen sich überlegen, welche Dienstleistungen und Angebote sie bei dieser Entwicklung noch vorhalten — sprich: vor allem finanzieren — können und wollen.
Mit rund 25 000 Einwohnern hat Sprockhövel nach Angaben von Soika-Bracht derzeit einen Anteil von etwa acht Prozent an der Gesamtbevölkerung des Ennepe-Ruhr-Kreises. Die Einwohnerdichte in Sprockhövel liegt bei einem statistischen Wert von 527,3 Einwohnern pro Quadratkilometer. Das ist leicht über dem NRW-Landesdurchschnitt (523,6).
Beim Blick auf die Bevölkerungsentwicklung muss ein Rückgang konstatiert werden: So sank die Zahl der Einwohner zwischen 2000 und 2015 um fast sechs Prozentpunkte. Im kreisweiten Vergleich ist das Minus sogar noch stärker: Hier gab es einen Rückgang von etwa sieben Prozentpunkten.
Zugleich stieg die Zahl der älteren Einwohner: Im Jahr 2000 waren etwa 18 Prozent der Bürger in Sprockhövel 65 Jahre oder älter, in 2015 waren es schon rund 22 Prozent. Bis 2040 wird für die Stadt ein Bevölkerungsschwund von weiteren fünf Prozent erwartet (Basisjahr 2014). Von dieser Entwicklung sind auch fast alle anderen Kommunen im Kreis betroffen.
Diese Entwicklung bereite „schon Kopfzerbrechen“, räumte Soika-Bracht ein. Die Kommunen müssten sich überlegen, inwieweit sie angesichts solcher Tendenzen noch Angebote der Daseinsvorsorge in bestimmten Stadtteilen erhalten wollten. So müsse sich Sprockhövel zum Beispiel überlegen, ob irgendwann eine Kindertagesstätte wie in Herzkamp noch betrieben werden könne — oder es nicht sinnvoller sei, die Kinderbetreuung nur noch in den Hauptorten Haßlinghausen und Niedersprockhövel anzubieten. Das sahen einige Vertreter der Lokalen Agenda 21 allerdings etwas anders und warnten davor, die Kommune „aufzusplittern“.
Bei der Flächennutzung sticht die grüne Lage der Stadt sofort ins Auge: Etwa drei Viertel der Fläche im Stadtgebiet besteht aus Wald-, landwirtschaftlichen oder Erholungsflächen. Demgegenüber gibt es wenig Siedlungsflächen — also Areale, die für Gewerbe- oder Wohnbebauung genutzt werden. Deren Anteil stieg von Ende 2000 bis Ende 2015 um nicht einmal einen Punkt auf knapp 16 Prozent. Deutlich mehr Siedlungsflächen gibt es dagegen in Gevelsberg, Schwelm oder Witten. Dort liegt der Anteil bei über einem Viertel (25 Prozent).
Bei den Wohngebieten gibt es in Sprockhövel einen hohen Anteil an Einfamilienhäusern. Die Zahl der Sozialwohnungen nahm in den vergangenen Jahren dagegen kontinuierlich ab und lag Ende 2015 bei unter vier Prozent. Hier sei ein Umdenken bei den Kommunen und den Wohnungsbauträgern dringend erforderlich, betonte die Vertreterin des Kreises.
Mehr als zwei Stunden benötigte Soika-Bracht für ihre Präsentation, die Anwesenden zeigten sich angesichts der Infos doch etwas ratlos. „Da sind ja schöne Aussichten“, sagte eine Zuhörerin. Die Vertreterin des Kreises räumte allerdings ein, dass statistische Prognosen zur Zukunft immer einem „Blick in die Glaskugel“ glichen. Oft komme es nicht so wie vorausgesagt — die Frage ist eben nur, ob es schlimmer oder besser kommt.