Demokratie Sprockhöveler Omas gegen Rechts freuen sich über wachsenden Zuspruch
Sprockhövel · Seit Juni gibt es die Gruppe in Sprockhövel – inzwischen hat sie 20 Mitglieder.
Es war kein gewöhnlicher Kaffeeklatsch, zu dem die fünf Damen am letzten Freitagnachmittag im Niedersprockhöveler Café Metamorphose zusammengekommen waren. Und Marianne Kuhlmann, Beate Dittert, Doris Wagner-Sporn, Beate Schenkel und Margrit Heller ging es auch nicht darum, das Kuchen- und Tortenangebot des Lokals zu testen. Die fünfköpfige Gruppe hatte sich getroffen, um das weitere Vorgehen von Omas gegen Rechts zu besprechen. Die Damen im reifen Alter wollen seit dem 15. Juni dieses Jahres versuchen, dem zunehmenden Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft auch in Sprockhövel entgegenzutreten und sehen sich da in guter Gesellschaft vieler Gleichgesinnter in diversen Städten, in denen man sich der wachsenden Gefahr, die von den Feinden der Demokratie droht, bewusst ist.
Die Idee kam Marianne Kuhlmann und Doris Wagner-Sporn anlässlich einer politischen Informationsreise mit Besichtigungen, Stadtführung und einem Parlamentsbesuch während einer Bundestagssitzung auf Einladung des in ihrem Wahlkreis gewählten Bundestagsabgeordneten. In der Bundeshauptstadt hatte Marianne Kuhlmann Kontakt zur Berliner Gruppe der Initiative Omas gegen Rechts und erfuhr von den gelungenen Aktionen der streitbaren Damen, die unter anderem bewirkt hätten, dass eine Berliner Bank der AfD das Konto gekündigt habe. Und auf der Rückfahrt kamen beide überein, dass man sich auch in Sprockhövel und dem Umland gegen die steigende Gefahr von rechts und eine weitere Spaltung der Gesellschaft in Deutschland mit möglichst wirkungsvollen Aktionen wenden solle.
Mahnwache an einem zentralen Punkt in Niedersprockhövel
Drei weitere Frauen schlossen sich an, wobei Margrit Heller den Kontakt zu den Sprockhöveler Damen gesucht hat, und es wurde eine Ortsgruppe gegründet, die inzwischen auf 20 gewachsen ist. Was ihnen am Herzen liegt, und wie sie das Bewusstsein ihrer Mitmenschen für die Demokratie schärfen wollen, das möchten sie gern am Dienstag, 1. Oktober, in Haßlinghausen im Machmit der Flüchtlingshilfe, Mittelstraße 67, ab 18 Uhr einem möglichst großen Kreis vermitteln und für ihre Ideen werben.
Darüber hinaus ist in naher Zukunft auch eine Mahnwache geplant, die am 8. November, 86 Jahre nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938, an einem zentralen Punkt in Niedersprockhövel die Menschen an das früher vielfach geäußerte „Nie wieder“ und die aktuelle Wirklichkeit erinnern soll.
„Wir möchten dabei auch mit den Unentschlossenen ins Gespräch kommen und mit ihnen über die Gefahr sprechen, die von rechts und seitens der Populisten mit ihren simplen Lösungen droht“, sagt Beate Schenkel, Lehrerin an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule, wobei sich die Damen einig sind, dass das größte Leid, das in der Vergangenheit über die Menschheit gekommen ist, von den Rechten ausgelöst wurde.
Und was es bedeutet, wenn rechte Kräfte in die Parlamente als große Gruppe einziehen, wurde den Fernsehzuschauern durch den aktuellen Eklat im Thüringer Landtag in der vergangenen Woche drastisch vor Augen geführt.
„Bei der Europawahl gab es in Sprockhövel trotz der Fülle von Skandalen in den Reihen der AfD auch zweistellige Ergebnisse für diese Partei, erfuhren wir, und dass es hier Wahlbezirke gibt, in denen die rechten Kräfte auf rund 20 Prozent gekommen sind. Da wollen wir unser Möglichstes tun, dass so etwas bei der kommenden Kommunalwahl verhindert wird“, sind sich die Omas gegen Rechts einig. Denn im aktuellen Stadtrat sitzt bisher noch kein Mitglied der rechten Partei.
Jede und jeder ist bei den Omas gegen Rechts willkommen
„Uns geht es dabei nicht nur darum, rechten und anderen radikalen Kräften Einhalt zu gebieten, sondern uns parteiübergreifend für die Demokratie einzusetzen und uns ebenso nachdrücklich gegen Rassismus zu stellen“, stellt Marianne Kuhlmann energisch fest und weist auch darauf hin, dass das Motto Omas gegen Rechts nicht bedeutet, dass man Enkel „nachweisen“ muss, um bei ihnen mitmachen zu können. „Uns sind alle willkommen, die sich bei uns einbringen wollen. Das Alter ist egal, und gegen Opas oder andere jüngere Herren haben wir ebenfalls keine Einwände, sondern freuen uns über möglichst großen Zuspruch und tatkräftige Hilfe aus der hiesigen Bürgerschaft.“
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