Wilhelm-Kraft-Gesamtschule Jugendliche berichten in Sprockhövel über Gewalt und Versöhnung

Sprockhövel · Schülerinnen und Schüler aus Sri Lanka und Südafrika besuchen die Gesamtschule.

Die Jugendlichen hatten eine intensive Zeit zusammen.

Foto: JA/Andreas Fischer

Besuch aus Sri Lanka und Südafrika – den gab es jetzt an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule: Die Jugendlichen hatten die weite Anreise auf sich genommen, um den Sprockhöveler Schülerinnen und Schülern die Ergebnis ihrer Projektarbeit zum Thema „Gewalt und Versöhnung“ vorzustellen.

„Es ist etwas Anderes, sich im Internet über Formen der Gewalt und Ideen zur Konfliktlösung und Versöhnung zu informieren, oder mit Menschen in Kontakt zu kommen, die die Situation in ihren Heimatländern vorstellen“, moderierte Lennart Wollrich die Präsentation an. Mit einer Mischung aus Spannung, Neugier und Irritation warteten Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen auf das, was anschließend begeistern, bewegen und nachdenklich machen sollte.

Vor die eigentlichen Präsentationen, die die Sprockhöveler Schülerschaft auf einer riesigen interaktiven Tafel verfolgen konnten, hatten die südafrikanischen Schülerinnen Slondive, Ndimande, Philasande Zuma, Awonke Gwala, Sibulelo Mlondo, Ntombenehle Ndlazi und Sanelisiwe Shandu erst einmal ein unterhaltsames und temperamentvolles „Warm up“ gesetzt: „You do what I do … you say, what I say!“ – dieser Aufforderung kamen die Schülerinnen und Schüler erst zögerlich, dann aber stimmgewaltig nach. Begrüßung und Antwort auf Afrikanisch, schnipsen, steppen, „bumpen“, Daumen rauf: Dieser fröhlich-interaktiven Aufwärmphase konnte sich die deutsche Schülerschaft nicht entziehen, und damit war das Eis gebrochen.

Jugendliche fertigen Filme über die Heimat an

Im nächsten Schritt stellten sich die Jugendlichen aus Sri Lanka und Südafrika, alle im Alter zwischen 14 und 16 Jahren, vor. „Sie haben sich durch besonderes Engagement für diese zweiwöchige Tour qualifiziert, haben ihre Stadtviertel zuvor noch nie verlassen“, ist auch Lennart Wollrich von der Lockerheit und der entspannten, eloquenten Vorstellung der Jugendlichen begeistert. Sie hatten Filme über ihre Heimat angefertigt, präsentierten Zoom-Einstellungen der Skylines, „Slow-Motion“-Einstellungen zu historischen Orten, Menschen, Lebenssituationen und zauberhafte Landschaftsimpressionen, die den deutschen Projektpartnern ihre Heimat näher brachten. Aspekte aus Politik, Bildung und Gesellschaft wurden beschreibend vorgestellt. Allerdings hatten die Jugendlichen auch eine Liste unterschiedlicher Gewaltformen in ihren Heimatländern eingebaut: Mobbing, Schikane, Ausgrenzung und Diskriminierung wurden als subtile Formen der Gewalt statistisch aufbereitet präsentiert.

„Den Krieg zwischen Israel und den Palästinensern könnt ihr nicht beenden. Aber im Alltag hat jeder die Möglichkeit, etwas für ein gutes Miteinander zu tun“, hatte Lennart Wollbrich bei seiner Anmoderation die Möglichkeiten eines jeden Einzelnen thematisiert. So zeigten die Jugendlichen auch Möglichkeiten persönlichen Engagements in ihrem unmittelbaren Einflussbereich auf und machten die Notwendigkeit interkultureller Kompetenz deutlich. So ganz nebenbei diente die Veranstaltung auch noch dem Training der englischen Sprache, denn die Jugendlichen aus Sri Lanka und Südafrika referierten auf Englisch. Die begonnenen Gespräche werden einige Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule am Ende der zweiwöchigen Reise der jungen Botschafter für Völkerverständigung im Rahmen eines Jugendkongresses in Duisburg fortsetzen, mit der die Kindernothilfe diesen Besuch beendet.

Beate Schenkel ist Lehrerin an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule und begleitet das Projekt schon von Anfang an. „Für die 5. und 6. Klassen, die so genannten ‚Action Kids’, gibt es einen Sponsorenlauf, wir veranstalten Flohmärkte, um Kinder in der Welt, die zu arbeiten gezwungen sind, zu unterstützen. Auch dieses Projekt gehört zu den Aktivitäten im Rahmen der Kindernothilfe. Für die Älteren haben wir das tolle Wochenende mit verschiedenen Workshops beim Jugendkongress“, erläutert Schenkel die Aktivitäten an ihrer Schule, die längst nicht auf das Fach Gesellschaftslehre beschränkt sind. Seit 2010 gibt es diese Aktivitäten bereits, und in diesem Zeitraum haben die Sprockhöveler Schülerinnen und Schüler bereits 34 000 Euro an Spendengeldern eingeworben.

Die begleitete Gruppe jugendlicher Botschafter im Interesse der Versöhnung ist durch die Reise nach Deutschland ausgezeichnet. Täglich sind sie in einer anderen Stadt, stellen Gleichaltrigen ihre Projektarbeit vor. Gemeinsam übernachten sie etwa in Jugendherbergen, in Hattingen war das Bildungszentrum Haus Friede ihr Domizil. Die Reise ist durch die Kindernothilfe mit Sitz in Duisburg finanziert. Diese internationale Organisation erhält normalerweise Bundesfördermittel; diesmal allerdings wurde die Reise aus Spenden finanziert.

Wer sich für die Arbeit der Kindernothilfe interessiert oder sich engagieren möchte, findet auf der Internetseite https://www.kindernothilfe.de weitergehende Informationen und Kontaktmöglichkeiten.