Hilfsprojekt Ulrich Pätzold-Jäger engagiert sich in Ruanda
Sprockhövel. · Der Sprockhöveler beteiligt sich an mehreren Hilfsprojekten, die etwa Kindern und Frauen eine bessere Zukunft gewähren sollen.
„Es ist kein Tropfen auf den heißen Stein, sondern eine Schale Wasser, die den Durst löscht“, sagt Ulrich Pätzold-Jäger über sein Ruanda-Projekt. „Allerdings muss die Schale auch immer wieder neu gefüllt werden.“ Die Schale, die der 66 Jahre alte ehemalige für bis zu 80 Dozenten zuständige VHS-Fachbereichsleiter gefüllt hat, ist ein abgeschlossenes Projekt für Straßenkinder in Kigali/Ruanda, für die ein Küchenhaus eingerichtet wurde. Jetzt gilt seine Hingabe einem Vorhaben, das es Frauen im rund 200 Kilometer entfernten Gisenyi am großen Kivu-See ermöglichen soll, sich selbständig zu machen, Obst, Fisch und Gemüse oder handwerklich gefertigte Gegenstände zu verkaufen und mit dem Erlös ihre Familien zu ernähren.
„Frauen sind in dem zwölf Millionen Einwohner großen Land, das etwa die Ausmaße von Rheinland-Pfalz hat, die weitaus Aktiveren“, erzählt Pätzold-Jäger aus eigener Erfahrung, die er bei einem Besuch in dem kleinen Land gesammelt hat. Ruanda? Das 1000 bis 1400 Meter hoch liegende Land in Westafrika ist den Europäern aus dem verheerenden Bürgerkrieg 1994 in Erinnerung, als sich dort die Völkerstämme der Hutu und Tutsi von April bis Juli mithilfe von aus China eingeführten Macheten gegenseitig umbrachten. Etwa eine Million Menschen wurden in dieser Zeit getötet. „Doch davon ist jetzt nichts mehr zu spüren“, berichtet Pätzold-Jäger. „Im Gegenteil, als meine Frau und ich das Land besucht haben, ist uns niemand mit Fremdenfeindlichkeit oder gar Aggression begegnet.“ Stattdessen war der rothaarige Diplom-Sozialpädagoge mit seinem üppigen roten Schopf und seinen dicht behaarten Armen vor allem für Kinder ein Objekt der Neugierde.
Das Projekt soll den Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen
„Die Kinder zupften dann gern an meinen Armen. Angst vor Hautkontakt darf man da nicht haben“, sagt Pätzold-Jäger, der dank seiner angenehmen Stimme gern mit den fröhlich mitmachenden Kindern sang und damit auch die Herzen der Eltern öffnete.
Der Kontakt zu Ruanda entstand für den vielsprachigen Pensionär (Englisch, Französisch und Spanisch) über Hermann van Bömmel, der ein Kochbuch mit alten Rezepten aus Witten („Witten tischt auf“) verfasst hatte. Gegen eine Spende von neun Euro hat Pätzold-Jäger das Buch verkauft und weitere Geldzuweisungen gesammelt, um mit später insgesamt eingenommenen 11 200 Euro ein Küchenprojekt in Kigali zu unterstützen. Der Betrag war der Grundstock für weitere 42 000 Euro, die das Land Rheinland-Pfalz, das eine lange Partnerschaft mit Ruanda verbindet, beigesteuert hat.
„Die Küche in Kigali war bis dahin in einem katastrophalen Zustand, Ruinen und Blechkübel, in denen das Essen zubereitet wurde. Und dann wurde sie mit der Hilfe der mehr als 50 000 Euro neu gebaut. Mit drei Kochstellen, Platz zum Zubereiten der Zutaten und zwei Lagerräumen. Um zu verhindern, dass das Regenwasser unkontrolliert im Boden versickert, wurde auch ein Wassertank installiert“, berichtet Pätzold-Jäger. Er freut sich, dass die Kinder dort durch den Träger des Projektes, das CAPJ (Centre Presbyterien d`Amour des Jeunes), nicht nur geregelte, gesunde Mahlzeiten erhalten, sondern auch beschult und von Sozialarbeitern betreut werden. „Es handelt sich zum Teil um die Enkel der einstigen Bürgerkriegsopfer, die dort als Straßenkinder lebten.“ Ihnen soll nun auch durch eine berufliche Ausbildung der Schritt in eine bessere Zukunft geebnet werden.
Im Juli will Ulrich Pätzold-Jäger nach Ruanda fliegen, dort unter einfachen Bedingungen wohnen: „Was ich bei der Unterkunft spare, stecke ich doch lieber in das Projekt.“