Verkehr: Trotz gestiegener Unfallzahlen gibt es keine Brennpunkte
Laut Polizei geschehen die meisten Unfälle auf längeren, vielbefahrenen Straßen.
Sprockhövel. Die in der vergangenen Woche von der Polizei vorgestellte Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2012 ließ aufhorchen. Vor allem die Zunahme verletzter Kinder, Fußgänger und motorisierter Zweiradfahrer wirft die Frage auf, ob es in Sprockhövel besonders gefährliche Stellen gibt. Die für die Unfallauswertung zuständige Polizeidirektion Verkehr erläuterte die Daten gegenüber der WZ genauer.
„Die Zahl der unterschiedlich schwer verletzten Verkehrsteilnehmer ist außerhalb der geschlossenen Ortschaft gesunken, innerhalb aber gestiegen“, sagt Olaf Boenisch, der in der Führungsstelle der Direktion Verkehr unter anderem die Sitzungen der Verkehrsunfallkommission vorbereitet. Die Steigerung sei auch darauf zurückzuführen, dass bei einem Unfall gleich vier, bei einem anderen drei Personen verletzt worden seien.
Zur Definition eines Unfallhäufungspunkts ist erforderlich, dass an einer Stelle innerhalb eines Jahres drei Unfälle passieren, die dem gleichen Typ zuzuordnen sind. Derartige Typen sind etwa Abbiegeunfälle oder Kreuzungsunfälle. Einen solchen Unfallhäufungspunkt gab es im Jahr 2011 an der Einmündung der Stefansbecke in die Gevelsberger Straße. Nachdem die Situation dort durch neue Fahrbahnmarkierungen und Verkehrszeichen entschärft wurde, gibt es diesen Brennpunkt nicht mehr. Nach elf Unfällen im Jahr 2011 mit drei Verletzten gab es dort im vergangenen Jahr nur noch zwei Unfälle ohne Verletzte.
Andere Brennpunkte in Sprockhövel, die die Anforderungen erfüllen, sind für die Beamten nicht ersichtlich. „Es gibt aber eine Häufung von Unfällen im längeren Verlauf von Straßen“, sagt Boenisch. Kollegin Jutta Klippel, die für die statistische Auswertung der Unfälle zuständig ist, kann dazu Zahlen liefern. So gab es in der Hauptstraße acht Unfälle, in der Wuppertaler Straße sechs Unfälle, in der Elberfelder Straße sieben Unfälle und auf der Strecke Querspange/South-Kirkby-Straße — mit einem leichten Schwerpunkt im Bereich der Autobahnauffahrt — insgesamt zehn Unfälle im Jahr 2012.
Besonders auffällig ist dabei die Mittelstraße in Haßlinghausen. Hier zählten die Unfallauswerter 13 Verkehrsunfälle, bei denen entweder Personen verletzt wurden oder besondere Merkmale wie Alkohol oder Unfallflucht auftraten. Dreimal wurden dabei Fußgänger, zweimal Kradfahrer verletzt. Von den Fußgängern waren zwei Kinder: Ein zehnjähriges Mädchen wurde auf dem Schulweg beim Überqueren der Straße angefahren. Ein 13-jähriges Mädchen wurde von einem ausparkenden Fahrzeug erfasst.
Aber auch hier gilt, dass es keine Stelle gibt, an denen sich die Ereignisse häufen. Das wird auch deutlich, wenn man die Unfälle insgesamt betrachtet, bei denen Kinder verletzt wurden. Hier gab es immerhin eine Steigerung von drei auf neun. Tatsächlich sind die Unfälle über das Stadtgebiet verteilt und auch die Ursachen sind unterschiedlich.
Neben den bereits genannten wurde ein 13-Jähriger an einer Bushaltestelle vom Bus erfasst, ein Kind stieß beim Betreten der Fahrbahn gegen ein Auto und eines wurde von einem rückwärts einparkenden Fahrzeug getroffen. Ein Junge wurde schwer verletzt, als er mit seinem Fahrrad auf dem Gehweg fuhr und gegen ein geparktes Auto prallte. Drei Kinder wurden als Mitfahrer in Autos bei Unfällen verletzt.
Diese Fakten lassen nur den schluss zu, dass die Bürger jederzeit und an allen Orten vorsichtig sein müssen. Polizei, Straßenverkehrsbehörde oder die Unfallkommission können derzeit bestenfalls etwas zur Unfallprävention unternehmen.