Widerstand gegen die Downhill-Strecke im Wald
Der Besitzer, der Pächter und Reiter wehren sich gegen die Mountainbiker.
Sprockhövel. Es geht steil bergab und über einen Minihügel gleich wieder hinauf, durch Kurven und über Wurzeln — aus Sicht von Tomas Mendel-Rocholl die perfekte Strecke zum Downhill-Mountainbiken. Das schnelle Bergabfahren im Gelände, mit Sprüngen über Hindernisse und Schanzen, hat es dem Sprockhöveler angetan. Seine Lieblingsstrecke in Sprockhövel ist nur etwa 500 Meter lang, hat es aber in sich — und das nicht nur geländetechnisch. Zwar wird sie schon seit Jahren von mehreren Downhill-Moutainbikern benutzt und ist in der Szene wohlbekannt, sie ist aber auch illegal.
Waldeigentümer Axel Vollmann und sein Bruder Bernd Vollmann als Pächter haben an einer Legalisierung kein Interesse. „Die Strecke befindet sich in einem Gebiet, das vom Wild als Rückzugsgebiet genutzt wird. Da ein Reitweg hindurchführt, den nicht nur Reiter, sondern auch deren mitgeführte Hunde benutzen, wird das Wild ohnehin schon bedrängt. Wenn jetzt auch noch die Downhill-Moutainbiker die Strecke regelmäßig befahren, ist das einfach zu viel“, sagt Axel Vollmann.
Tomas Mendel-Rocholl hat dafür nur wenig Verständnis. „Das Waldstück wird von so vielen Spaziergängern genutzt, teilweise mit Hunden, dazu die schweren Fahrzeuge der Waldarbeiter und die Reiter — da machen wir sicherlich nicht den entscheidenden Unterschied.“ Gerne hätte er einen Runden Tisch mit allen Beteiligten.
Eine Legalisierung der Strecke wird auch vom Kreisreitverband äußerst kritisch gesehen. „Wir haben in diesem Waldstück nach langen Verhandlungen mit dem Eigentümer und für viel Geld einen Reitweg anlegen lassen. Dass dieser Weg nun von einer illegalen Downhill-Strecke gekreuzt wird, ist für uns nicht hinnehmbar“, sagt Ekkehard Jandke, Vorsitzender des Kreisverbands der ländlichen Zucht-, Reit- und Fahrvereine des Kreises Ennepe-Ruhr-Hagen. „Das Gefahrenpotenzial ist aus unserer Sicht einfach zu hoch. Wäre die Strecke 300 oder 400 Meter weiter entfernt, hätten wir weniger Bedenken.“
Doch eine Verlegung der Strecke ist schwierig und laut Mendel-Rocholl nicht nötig. „Man könnte die Strecke so umbauen, dass unmittelbar vor dem Reitweg eine enge S-Kurve gelegt wird, so dass der Downhill-Fahrer automatisch ganz langsam fahren muss. Damit wäre die Gefahr entschärft.“
Wolfgang Trilling, der sich im Auftrag des Kreis-Reiterverbands um die Reitwege kümmert, will dies nicht gelten lassen. „Die Downhhill-Strecke ist schlicht und ergreifend illegal. Auch wir würden gern manchen Reitweg anlegen, müssen aber damit leben, wenn der Waldbesitzer dafür kein Okay gibt. Diese Vorgabe gilt nun mal auch für Herrn Mendel-Rocholl.“
Schon mehrfach kam es zu Aufeinandertreffen zwischen den beiden und auch zu verbalen Auseinandersetzungen. Gegenseitige Vorwürfe und persönliche Vorbehalte machen die verfahrene Situation nicht einfacher.
Förster Thomas Jansen, dem die Downhill-Strecke bekannt ist, äußert ebenfalls Bedenken hinsichtlich einer Legalisierung. Er stellt aber auch klar: „Zuerst muss der Waldbesitzer die Strecke in seinem Wald erlauben, erst dann können wir aus forstrechtlicher Sicht dieses Vorhaben akzeptieren oder ablehnen. Da der Besitzer die Strecke nicht erlaubt, ist der Fall für uns eindeutig.“
Jansen gibt zu bedenken, dass das Fahrradfahren abseits der Wege forstrechtlich nicht zulässig sei. „Erlaubt ist dies nur auf den offiziellen Wegen.“ Grundsätzlich gelte, dass sich jeder im Wald so bewegen müsse, dass kein anderer gefährdet sei. Dies sei beim Downhill-Moutainbiking nicht zuletzt aufgrund der Geschwindigkeit schwierig.
Wie es nun weitergehen soll, ist unklar. Die Stadt Sprockhövel kann nicht helfen, da sie über keine geeignete Waldfläche verfügt. Mendel-Rocholl will weiter für die Strecke kämpfen. „Es ist doch viel besser und sicherer, wenn es eine legale und sichere Strecke für alle gibt, statt viele kleine illegale Strecken.“ Der Kreis-Reiterverband sieht keine Grundlage für weitere Gespräche. Die Entscheidung des Eigentümers und des Pächters scheint gefallen zu sein.