Planen für Düsseldorf „K22“ als visionäres Bauprojekt

Vom Aktivisten zum Bauherrn: In der Planwerkstatt „K22“ arbeiten Bürger an der Außengestaltung des Projektes.

Leonie Wendel, Zora Bobbert und Harald Schwenk (v.l.) sind die Macher der „Planwerkstatt K22“.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Da hatten sich die Macher der Planwerkstatt ausgerechnet den einzigen windigen und regnerischen Tag der Woche ausgesucht, um unter freiem Himmel und öffentlich am Konzept für das „K22“ weiter zu arbeiten. „Wir waren dennoch produktiv“, stellt Zora Bobbert fest. „In unserer Gruppe haben wir mit sechs Leuten unter fünf Regenschirmen Ideen entwickelt. Aber nach zwei Stunden ging nichts mehr. Alles war nass.“

Bobbert gehört genauso wie Leonie Wendel und Harald Schwenk zum Vorstand des Vereins Planwerkstatt K22, was wiederum die Abkürzung für Kiefernstraße 22 bedeutet. Dort, auf einem Teil der Parkplatzes des B8-Centers, sollte ein Neubau mit Mikro-Apartments entstehen. Das entsprach jedoch nicht den Vorstellungen vieler Menschen. Man setzte sich erfolgreich gegen die Pläne zu Wehr und darf jetzt das „K22“ quasi in Eigenregie planen. Die einzelnen Mitglieder der Planwerkstatt wurden vom Aktivisten zum Bauherrn.

Aktiv in Sachen offener Planung ist die Planwerkstatt jederzeit. „Wir haben uns vorgestellt, dass das Haus schon steht. Die Fragen waren dann: Was passiert darin? Was findet statt?“, so Schwenk. „Wir haben versucht, eine Art Stundenplan zu entwickeln.“ Dabei sollte sowohl an Sommer- als auch an Winterveranstaltungen gedacht werden. „Wetterbedingt haben wir aber nur den Sommer geschafft“, sagt Schwenk.

So wurden nicht alle Fragen beantwortet, ist noch nicht klar, ob es eine offene Anlaufstelle, ob es Angebote für Demenzkranke, ob es ein dauerhaftes Repair-Café, welche Art von Gastronomie es geben soll.

In der Planwerkstatt weiß man, dass es viele dicke Bretter zu bohren gilt und, dass man es bei allen Bemühen, nicht jedem recht machen kann. „Wir sind schon in komplexen Prozessen, in die man sich nur schwer einklinken kann“, so Wendel. „Aber wir wollen konstruktiv unsere Stadtgesellschaft entwickeln. Dafür müssen wir wissen, welche Bedarfe da sind.“ Also fragt man Menschen innerhalb und außerhalb des direkten Einzugsgebietes.

Gedacht ist das „K22“ als andere, soziale, bunte, politische, vielfältige Version der Stadt Düsseldorf. Eine Version, in der Düsseldorf nicht Anlageprojekt oder Aufenthaltsort ist, sondern ein Lebensraum, ein Zuhause für alle. Dafür ist ein viergeschossiges Haus (250 Quadratmeter) mit einer fünften Etage als Staffelgeschoss und Dachterrasse geplant. Für den Bau hat die Stadt bereits beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) einen Förderantrag gestellt. „Sollte der positiv beschieden werden, müssen wir für den finalen Antragsgesuch ein Betriebskonzept einreichen“, erklärt Schwenk. Dazu wird die Planwerkstatt voraussichtlich dem Stadtplanungsamt eine Etage zum Bespielen anbieten.

Das Vertrauensverhältnis zum Grundstücksbesitzer Cube Real Estate hat zuletzt aber einen Rückschlag erhalten. Der Investor habe ohne vorherige Absprache Bäume auf dem Grundstück fällen lassen. „Uns wurde allerdings die Option vorgestellt, die Bäume zu versetzen. Wir haben das auch als Option gesehen und gedacht, das man mit uns darüber reden würde. Das ist aber nicht passiert“, so Bobbert. Jetzt kam bei den Planwerkstatt-Mitgliedern die Frage auf, wie belastbar sind die anderen Aussagen des Investors. „Es hat definitiv einen Vertrauensverlust gegeben“, bestätigt Schwenk.

Das schmälert den Optimismus aber nicht, mit dem „K22“ ein Projekt mit beispielhafter öffentlicher Beteiligung und Meinungsbildung für die Landeshauptstadt zu werden verspricht. „Eigentlich müsste es noch viel mehr solcher visionärer Bauprojekte geben“, meint Zora Bobbert.