Vor dem ersten Spieltag „Alles ist möglich“
Vor einem Jahr galt die DEG als Abstiegskandidat. Vor dem heutigen Start in die Eishockey-Saison schielen manche auf die Top-Sechs.
Eine handelsübliche Eishockey-Saison kennt drei Phasen. Vorbereitung, Hauptrunde, Play-offs. Was sie gemein haben: Jede beginnt stets damit, dass die vorherige für irrelevant erklärt wird. Die Düsseldorfer EG befindet sich nun in Phase zwei. Diesen Freitag geht es los in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), ab 19.30 Uhr (Magentasport) im Dome gegen den ERC Ingolstadt. Und natürlich sei es nun völlig egal, was in den vergangenen Wochen los war: „Vorbereitung ist Vorbereitung, die Ergebnisse sind nicht so entscheidend“, sagt Manager Niki Mondt, „auch wenn wir viele Siege eingefahren haben, werden wir das nicht überbewerten.“ Ähnlich klingt Abwehrspieler Bernhard Eber: „Wir haben kein einziges Spiel komplett gespielt. Die Gegner waren auch nicht immer in Bestverfassung, teilweise Zweitligateams. Schwer, da Schlüsse für die Saison zu ziehen.“
Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Vorsaison und Sommer sind keineswegs vergessen. Sie sind der Grund, warum die Ansprüche rund um die DEG gewachsen sind. Ging es doch erst ins Viertelfinale, dann kamen prominente Neue wie Torwart Henrik Haukeland und Stürmer Philip Gogulla. Nicht zu vergessen: Talente wie Alexander Blank, Josef Eham und Jakub Borzecki. Und weil bis auf den von Abwehrchef Marco Nowak kein Abgang so richtig schmerzt, sieht der DEG-Kader auf dem Papier so gut aus wie seit Jahren nicht. Ist da nicht mehr drin als „nur“ das Viertelfinale?
Alexander Barta ist kein Freund dieser Rechnung. „Mir geht es teilweise ein bisschen in die falsche Richtung von der Erwartungen her. Wir haben letztes Jahr überperformt“, sagt der Kapitän. In der Tat stand die DEG am Ende besser da als in der Etattabelle. Zwar wurde das Budget nun wieder angehoben, den Haukeland-Transfer sicherten die Gesellschafter noch mal gesondert ab. Aber mit Mannheim, München, Berlin oder Wolfsburg kann die DEG noch lange nicht konkurrieren, finanziell gehört sie ins untere Mittelfeld der DEL.
Offiziell spricht Mondt daher von Platz zehn als Ziel, der würde für die erste Play-off-Runde reichen. Aber nicht nur unter Fans und Sponsoren schielen manche auf die Top-6 und das Viertelfinale, auch Stürmer Daniel Fischbuch tut das: „Wenn alles gut läuft und nichts dazwischen kommt wie Verletzungen, dann ist das möglich.“ Für Größenwahn hält das niemand in der Branche. Was viel aussagt über die jüngere Entwicklung der DEG. Nur ein Jahr ist es her, da galt die wegen ihres Sparkurses als Abstiegskandidat. Was Klub und Team in eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung drehten. Doch die Erzählung funktioniert nun nicht mehr. „Da wird nichts mehr schlechtgeredet“, weiß auch Mondt, „man muss eher aufpassen, dass es nicht selbstverständlich ist, die Top-10 zu erreichen.“ Bremsen will er aber nicht. Warum auch? Haukeland und Hane sind ein sehr ordentliches Torhüter-Duo. In der Defensive finden sich gestandene Leute wie Ebner, Cusmiskey oder Järvinen. Und auch die zuletzt dezimierte Offensive um Toptorjäger Brendan O‘Donnell sieht gut aus: Barta, Gogulla und Fischbuch als deutsche Paradereihe, MacAulay, O‘Donnell und Harper, die drei Talente Blank, Eham und Borzecki. Und natürlich Nationalspieler wie Tobias Eder oder Alexander Ehl, die zuletzt ausfielen.
Die spannendste Personalie ist aber Neu-Trainer Roger Hansson. Ein Erstligateam hat der Schwede noch nie als Chef verantwortet. Aber weil er ein großer Spieler war und seit Jahren (meist junge) Teams trainiert, sind Anlaufschwierigkeiten nicht zu sehen. Überrascht habe ihn nichts in den ersten Wochen in einem neuen Klub in einer neuen Liga in einem neuen Land, sagt er. Nur, dass die Jungen weiter sind, als er dachte.
Manager und Spieler geben das Lob zurück, beschreiben Hansson als kommunikativ und höflich, fachlich sei er ohnehin auf der Höhe der Zeit. Seine Spielidee – offensiv, aktiv, laufintensiv – gilt als anspruchsvoll. „Man muss schon Eishockey spielen können, um das gut umzusetzen“, sagt Kapitän Barta. Deswegen ist sich Verteidiger Ebner auch sicher, dass es noch „dauert, bis man das verinnerlicht hat“.
Hansson weiß das, „aber wir sind weit genug in der Struktur, da bin ich zufrieden“. Er wünscht sich nur mehr Zeit in der offensiven Zone: „Wir kommen gut rein, aber dann haben wir zu oft zu kurze Sequenzen.“ Sorgen mache er sich aber keine. Auch nicht vor Ingolstadt: „Starke Mannschaft, aber möglich. Alles ist möglich.“