Acht Chöre gemeinsam im Konzert
200 Choristen gaben in der ausverkauften Stadthalle ein Reformationskonzert. Julia Jones lotste sie sicher durch die Partitur.
Man kann getrost von einer Wuppertaler Premiere sprechen. Die evangelischen und katholischen Kirchenmusiker hier kochten nämlich nicht ihr jeweils eigenes Süppchen, sondern schlossen sich zusammen und stellten etwas ganz Großes auf die Beine. Man entschloss sich zu seinem gemeinsamen Reformationskonzert. Die Auf-führung der Sinfoniekantate „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy suchten sie sich dafür aus.
Also wurde der Große Saal der Stadthalle gemietet, das Sinfonieorchester mit seiner Generalmusikdirektorin Julia Jones und drei renommierte Gesangssolisten engagiert. Außerdem machten gleich acht Chöre mit. Mehr als 200 Choristen fanden sich zusammen. Natürlich war man im Vorfeld kribbelig. Denn das Projekt war beileibe nicht billig. Zuschüsse reichten nicht aus. Nur wenn die Veranstaltung ausverkauft ist, bestünde die Möglichkeit, mit einer schwarzen Null erleichtert durchatmen zu können. Und so war es. In Scharen pilgerten die Klassikliebhaber auf den Johannisberg.
Auch manche Sänger gerade aus den kleineren Chören litten wohl im Vorfeld an großem Lampenfieber, hatten doch einige von ihnen noch nie an solch einem groß angelegten Konzert teilgenommen. Wochen- und monatelang bereiteten sich die Chöre getrennt voneinander vor. Für die anschließenden gemeinsamen Proben zeichnete Thorsten Pech verantwortlich.
Alles ging gut. Die Laienchöre - Cantabile Cronenberg, pro.voce der Bergischen Musikschule, der Erwachsenenchor der Antoniusmusik, der Laurentius-Chor, das JSB-Ensemble am Kolk, der Konzertchor der Volksbühne, die Kantorei Barmen-Gemarke und die Kantorei Dreiklang - gestalteten ihre Partien harmonisch im Gesamtklang und mit klarer Diktion. Auch die Einsätze beim „Alles danke dem Herrn!“ klappten. Stets konnten sie sich auf Jones verlassen, die sie dank ihres mitatmenden und aufmerksamen Dirigats sicher durch die Partitur lotste.
Auch die Gesangssolistinnen zeigten sich bestens disponiert. Ralitsa Ralinova (Sopran) und Catriona Morison (Mezzosopran) von den Wuppertaler Bühnen, die wohl aus Platzgründen hinter den Geigen Aufstellung nahmen, faszinierten mit beweglichen und tragfähigen Stimmen. Etwa gestalteten sie ihr Duett „Ich harrete des Herrn“ außerordentlich ausgewogen und ausdrucksstark. Randall Bills lyrischer Tenor passte zu Mendelssohns Lob Gottes. Tief zeichnete er musikalisch die Textinhalte nach. Doch war seine Stimme nicht immer kräftig genug, um sich stets gegenüber den Sinfonikern durchsetzen zu können. Dazu spielte das städtische Orchester frisch auf. Fest im Zugriff und forsch während des Eingangssatzes, beschwingt beim Allegretto wie ein andächtig interpretiertes Adagio religioso brachte es anfangs die Sinfonia zu Gehör. Anschließen begleitete es sämtliche Sänger sehr sensibel.
Kaum war der letzte Ton nach 64 Minuten verklungen, zeigte sich das Publikum hellauf begeistert. Mit minutenlangen stehenden Ovationen wurden alle Interpreten und Chorleiter gebührend gefeiert.