Diakonie Wuppertal: Für Obdachlose fehlen 100.000 Euro jährlich

Diakonie schlägt Alarm: Sie kann den Bereich nicht länger subventionieren und ist auf Hilfe der Stadt angewiesen.

Wuppertal. Die Kältewelle hält an. Umso wichtiger ist das Hilfesystem für Obdachlose, um das sich die Diakonie Wuppertal kümmert. Doch das Angebot ist unterfinanziert und daher von Kürzungen bedroht. Rund 100.000 Euro fehlen pro Jahr. Die Diakonie hat sich jetzt mit einem Hilferuf an die Stadt gewandt. „Wir haben den Bereich schon seit einigen Jahren subventioniert. Wir können das nicht mehr ohne Regelfinanzierung“, sagt Jörg Slopianka, Leiter der Gefährdetenhilfe.

Wie berichtet, leben rund 18 bis 25 Menschen in der Stadt dauerhaft auf der Straße. Die Diakonie betreibt im Auftrag der Stadt das Hopster-Fiala-Haus mit Café, Notschlafstelle und Beratungsangebot für Frauen sowie Beratungsstelle und Tagesangebot an der Oberstraße. Außerdem kümmern sich vier Streetworker um die Betroffenen. Die Angebote werden über Kommune und Landschaftsverband Rheinland finanziert, aber schon seit vielen Jahren muss die Diakonie draufzahlen.

Doch das ist so nicht länger möglich: Denn durch die drastischen Kürzungen bei den Ein-Euro-Jobs hat die Diakonie zum Jahreswechsel 60 Prozent der Stellen und Mittel in diesem Bereich verloren. Die Folge: Um die Infrastruktur und die Standorte Margaretenstraße und Bandstraße halten zu können, muss der Bereich Beschäftigungsförderung stark bezuschusst werden. Das Geld — rund 100.000 Euro pro Jahr — fehlt jetzt für die Wohnungslosen. „Keiner unserer Bereiche ist mehr auskömmlich. Wir müssen gucken, wie wir möglichst viel von der Wohnungslosenhilfe in die Zukunft retten“, sagt Slopianka.

Schon jetzt sind die Einschnitte deutlich spürbar: Am Hopster-Fiala-Haus sind zwei Ein-Euro-Jobber weggefallen, am Café Oberstübchen drei. Wichtige Helfer beim Thekendienst, bei Gesprächen mit den Betroffenen und beispielsweise bei der Handtuchausgabe zum Duschen fehlen.

Bisher hatten die Cafés fünf Tage geöffnet. Mit dem verringerten Personal bleiben sie montags und freitags geschlossen, Ehrenamtliche helfen, den Betrieb überhaupt aufrecht zu halten. „Bei diesen Temperaturen lassen wir niemanden draußen stehen, wenn geklingelt wird. Aber das können wir nicht das ganze Jahr über leisten“, sagt Monika Kindler, Leiterin des Hopster-Fiala-Hauses.

Werner Reschke, Leiter der Beratungsstelle an der Oberstraße, malt ein düsteres Bild: „Wenn es das Hilfesystem nicht gäbe, hätten wir in Wuppertal wieder ein drastisches Problem mit Obdachlosigkeit.“ Besonders schlimm: Die Zahl der Hilfebedürftigen — vor allem der 18 bis 25-Jährigen — nimmt stetig zu.

Kurz vor den Haushaltsverhandlungen stehen jetzt Gespräche zwischen Diakonie und Stadt an. „Wir müssen mit der Diakonie verhandeln, unter welchen Umständen sie weitermachen“, sagt Uwe Temme, Leiter des Ressorts Soziales. Fakt ist: Die Stadt ist in der Pflicht. Sie muss sicherstellen, dass es ein Angebot für wohnungslose Frauen gibt. Die Notschlafstelle für Männer wird von der Stadt betrieben.