Engagement und Sport Dieser Wuppertaler will in 24 Stunden mit dem Rad nach Dänemark
Elberfeld · Grenzerfahrung für den guten Zweck: Der Café Cycle Club um den Wuppertaler Henry Küsters will innerhalb von 24 Stunden nach Dänemark radeln.
600 Kilometer: So weit ist die Distanz von Münster nach Kopenhagen. Selbst mit dem Auto bedeutet der Weg eine lange Reise. Die Strecke mit dem Fahrrad zu absolvieren klingt unvorstellbar. Möchte man sich dieser Herausforderung doch stellen, so plant man wahrscheinlich eine Woche ein. Doch das ist den Mitgliedern des Café Cycle Clubs nicht genug: Am Mittwoch machen sich eine Dame und 14 Männer des Fahrradclubs auf den Weg in die dänische Hauptstadt. Das Ziel der Gruppe, zu denen der Wuppertaler Henry Küsters gehört: In 24 Stunden Kopenhagen erreichen. Neben der persönlichen Herausforderung treibt die Teilnehmer ein anderer, wichtigerer Aspekt an. Sie wollen mit der Aktion Spenden sammeln, um zwei Schulen mit behinderten Kindern mit Fahrrädern und Helmen auszustatten.
Henry Küsters begann vor zehn Jahren mit dem Mountainbikefahren. Vor drei Jahren stieg er um aufs Rennrad und schloss sich dem Club an. „Im letzten Jahr haben wir uns überlegt, mit dem Fahrrad in 24 Stunden nach Paris zu fahren. Das waren ungefähr 500 Kilometer“, erinnert sich der 35-Jährige. In diesem Jahr wollten sie eine größere Herausforderung. Auch um mehr Spenden für die Kinder zu sammeln. „Das sind allesamt Menschen, die nicht so privilegiert sind wie wir und das ist eine Motivation für uns, ihnen etwas Schönes zu schenken.“
Los gehts am heutigen Mittwoch um 17 Uhr in Münster. „Es gibt einen detaillierten Etappenplan, um in der vorgesehenen Zeit anzukommen“, erzählt Küster. Er arbeitet neben seinem Job bei der Krankenkasse im Skiservice in Elberfeld. „Die erste Etappe ist noch recht hügelig, da fahren wir nur 29 Stundenkilometer. Danach geht es auf 32 Kilometer pro Stunde im Durchschnitt.“ Von Münster gehts nach Osnabrück, weiter Richtung Soltau, vorbei an Hamburg nach Fehmarn und mit der Fähre nach Dänemark. Danach stehen die letzten 180 Kilometer an. Gefahren wird durch die Nacht, mit Pausen von lediglich zehn Minuten zwischen den einzelnen Etappen.
Für solch eine Herausforderung bedarf es eine gewisse Vorbereitung. „Körperlich hilft es, wenn man im Frühjahr schon sehr sportlich war. Bei der Paris-Tour haben wir aber gemerkt, dass der Kopf viel wichtiger ist“, weiß der Familienvater. „Es gibt irgendwann einen Punkt, ungefähr bei Kilometer 400 im letzten Jahr, da macht der Körper nur noch und von „ich darf nicht einschlafen auf dem Rad“ bis den Tränen nahe, weil keine Lust mehr, ist alles dabei.“
Wie er sich mental darauf vorbereitet? „Ich habe am Mittwoch Urlaub“, lacht der Familienvater. „Außerdem muss man sich immer wieder vor Augen führen, warum man das macht. Jeder hat eine persönliche Motivation, wie die Grenzen auszutesten. Aber es ist vor allem der Stolz, zu wissen: Wenn wir es schaffen, dann werden wir hoffentlich unser Spendenziel erreichen oder vielleicht sogar übertreffen. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich am Ende ein Bild bekomme, wo ich sehe wie dreißig oder vierzig benachteiligte Kinder sich über ein Fahrrad und den Helm freuen - mehr Motivation gibt es bei Kilometer 500 gar nicht.“
18000 Kalorien auf
einer Tour verbraucht
Neben den 15 Radfahrern, die zwischen 20 und 50 Jahren alt sind, machen sich zwei Begleitfahrzeuge auf den Weg. Darin befindet sich alles zur Fahrradreparatur sowie eine Verpflegungsbox für jeden Teilnehmer. In Küsters Box sind neben Energiegelen und -riegeln auch Bananenkuchen und Nudelsalat. „Man muss Abwechslung reinbekommen. Außerdem ist es wichtig, ausreichend Wasser zu trinken. Man muss sich schon Gedanken machen, wie man die Energie wieder reinbekommt und was man am besten verträgt“, erzählt er. Auf der Tour nach Paris habe er rund 18000 Kalorien verbrannt - so viel wie ein normaler Erwachsener in neun Tagen.
Die Spendenaktion findet in Kooperation mit der Organisation „Be strong for Kids“ statt. Küsters ruft zur Teilnahme auf: „Es gibt im Moment sehr viel Leid und durchaus auch gesellschaftliche Themen, die mehr Prominenz finden als so eine kleine Organisation. Trotzdem fände ich es toll, wenn wir es schaffen, die Leute zu motivieren, dass sie sagen „Hey da gibts 15 Leute, die gehen über ihre persönliche körperliche Grenze hinaus, damit Menschen, die andere körperliche Grenzen haben, ein bisschen mehr Freude am Leben haben. Dafür spende ich gerne.“ Der Weg nach Kopenhagen kann über Instagram verfolgt werden. Dort gibt es regelmäßige Updates von unterwegs.
Nach der Ankunft bleiben die meisten bis Sonntag in Kopenhagen. Zurück geht es mit den Transportern. Er selbst fliegt schon am Samstag zurück nach Wuppertal: „Mein Sohn und ich sind beide große Borussia Dortmund Fans und am Abend steht das große Champions League Finale an. Ich kann es nicht verantworten, dass mein Kleiner sein erstes Finale ohne mich anschauen muss.“ Als der BVB vor elf Jahren zuletzt im Finale stand, konnte er die Partie nicht schauen: „An dem Tag habe ich geheiratet. Dieses Jahr lasse ich mir das nicht wieder nehmen. Man muss Prioritäten setzen.“