Eine Party mit Wühltisch
In der Alten Feuerwache stieg am Wochenende die erste Kleidertausch-Party in Wuppertal.
Wuppertal. Ein ungewöhnlicher Anblick präsentiert sich den Neuankömmlingen in der alten Feuerwache: eine Menschentraube, vorwiegend Frauen, wühlt in säuberlich beschrifteten Kisten, die fast überquellen vor Kleidungsstücken - Pullis, Hosen, Röcke oder "Sonstiges". Überall hängen bunte Fetzen - besondere Stücke, die zum Suchen animieren sollen, wie zum Beispiel ein Negligé in knatschgelb-grünem 70er-Jahre-Muster. Die Wühlenden inspizieren, prüfen und halten die Kleider kritisch gegen das Licht. Gefällt ein Teil, wird nicht lang gefackelt und es einfach in die Tasche gesteckt. Begleitet wird die Suche von Michael Jacksons "Bad" - auf der Tanzfläche herrscht ausgelassene Stimmung.
Die Szene spielt nicht an einem Kaufhaus-Wühltisch, sondern bei Wuppertals erster Klamotten-Tauschparty. Das Prinzip ist einfach: Kleidungsstücke, die schon eine Ewigkeit ungetragen im Schrank hängen, einfach am Eingang abgeben - und ein neues Outfit mit nach Hause nehmen. In der Zeit dazwischen wird gequatscht, die Errungenschaften vorgeführt, getanzt oder lässig an der Bar an einem Drink genippt. Das kommt offenbar an - in der Alten Feuerwache herrscht an diesem Samstagabend ordentlich Andrang.
Marit Hinrischs (27) hat schon diverse Kleidungsstücke gefunden. Gerade hält sie ein schickes schwarzes Oberteil in den Händen. "Da ist sogar noch das Preisschild dran", stellt sie begeistert fest. Der Abend hat sich für sie allemal gelohnt. Und auch Hanna Hüttepohl (29) ist glücklich: eine alte AC/DC-Kappe hat sie aus einem Haufen herausgefischt. "Ziemlich cool." Allerdings müsse die noch einmal dringend in die Waschmaschine. "Sie sieht doch schon etwas abgegriffen aus."
Die Idee des öffentlichen Klamottentauschs ist nicht neu: In London, Hamburg oder Berlin gebe es das schon längst, erklärt Organisatorin Christina Königs. "Wir wollten im Tal mal was sinnvolles machen." Warum auch seine Kleidung, die nicht mehr passt oder gefällt, wegschmeißen, wenn sich jemand anderes darüber freut? Das Konzept geht auf. "Es kommen Leute mit ganzen Koffern an aussortierten Klamotten", sagt Königs. Und alle hielten sich an die Regeln. "Da muss noch nicht mal kontrolliert werden."
Entertainer David Becher steht noch etwas unschlüssig vor den Kisten. "Ich glaub, ich werd mich erst mal unters Partyvolk mischen", sagt er. Das passiere "Kerlen" halt manchmal, dass sie nicht gleich in Shoppinglaune seien. Von wegen: Sebastian Gimmel (28) hat sich bereits eine Hose unter den Nagel gerissen. "Ist ’ne ganz normale Jeans, die kann man doch immer gebrauchen." Auch Alvin Dörnhaus(30) führt stolz sein neues T-Shirt vor: braun - es ist beige-gestreift und passt wie angegossen. Allerdings war Alvin nicht gut vorbereitet. "Ich hab nichts zum Tauschen mitgebracht." Also landete als Gegenleistung das Hemd, mit dem er gekommen ist, in einer der Kisten. Türsteher Niklas Förster trägt ebenfalls ein verdächtiges Oberteil: schwarz, eng - mit silbrigen Glitterfäden. "Das war schon vorher meins", beschwört er. "Und das gebe ich heute auch nicht her."
Bis tief in die Nacht wird noch weiter getauscht, gefeiert und Komplimente für neue Outfits gemacht. Und das Beste zum Schluss: Die Einnahmen sind für einen guten Zweck: Sie gehen an das Gesunde Kinderhaus der alten Feuerwache.