Eine „Wohnkiste“ für junge Behinderte

Eltern suchen für ihre erwachsenen Kinder ein Haus oder Grundstück für eine Wohngemeinschaft.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Rouven (22) kann es nicht direkt ausdrücken. Aber dass sich der junge Mann mit Autismus freut, mit seinen Freunden zusammenzuziehen, das merken seine Eltern genau. „Er hat sich schon Möbel ausgesucht“, berichtet seine Mutter Barbara Genth. Noch fehlt aber das geeignete Haus dafür.

Denn sie und die Eltern von weiteren sechs jungen Leuten mit unterschiedlichen geistigen und körperlichen Behinderungen wünschen sich eine betreute Wohngemeinschaft für ihre Kinder. Dafür haben sie den Verein Wohnkiste Papperlapapp gegründet und suchen eine Immobilie oder ein Grundstück.

Die Gruppe kennt sich, weil die Kinder gemeinsam die Troxlerschule besucht haben. Jetzt sind sie zwischen 20 und 25 Jahre alt, arbeiten in der Behindertenwerkstatt des Troxlerhauses oder der Lebenshilfe und würden gern ihre Elternhäuser verlassen. Doch die meisten Wohnplätze für Menschen mit Behinderung befinden sich in Heimen. „Das ist meist nicht das, was sich junge Leute wünschen“, sagt Margot Nitz-Roelofsen, Sprecherin der Gruppe.

Die Idee für die Wohngemeinschaft entstand vor acht Jahren. Seither haben sich die Eltern kundig gemacht, Pläne entworfen. Und sorgten mit gemeinsamen Unternehmungen dafür, dass die Jugendlichen als Gruppe zusammenwachsen. „Heute ist das eine eingeschworene Gemeinschaft“, sagt Susanne Heinson, Geschäftsführerin des Vereins. Die Vorsitzende Barbara Genth berichtet: „Rouven fragt immer wieder, wann er mit David zusammenziehen kann.“ Sie ist überzeugt, dass das gemeinsame Wohnen ein wichtiger Entwicklungsschritt für ihren Sohn bedeutet.

Die Pläne für das Wohnprojekt sind inzwischen ausgereift: Acht bis zehn Bewohner sollen jeweils ein eigenes Zimmer mit Bad und Küchennische bekommen, dazu soll es Gemeinschaftsräume geben. „So können sie zusammen essen, sich aber auch zurückziehen“, erklärt Susanne Heinson. Für Betreuer sind ebenfalls Zimmer vorgesehen. Sieben junge Leute aus der Gruppe gehören zu den künftigen Bewohnern, für zwei bis drei weitere wäre noch Platz.

Für den Bau eines Hauses oder den Umbau eines Gebäudes wollen zwei Familien eigenes Geld investieren. Mit Hilfe eines Kredits könnte die Immobilie finanziert werden. Stadt und Landschaftsverband würden Lebenshaltungskosten, die Miete und die Kosten für Betreuung und Pflege übernehmen.

Die Pläne sind fertig, was noch fehlt, ist ein geeignetes Grundstück oder Haus. Das zu finden, erweist sich als schwieriger als gedacht. „Das Haus soll nicht auf der grünen Wiese stehen, sondern mitten im Leben“, sagt Susanne Heinson. Margot Nitz-Roelofsen erklärt: „Die jungen Leute wollen ja auch mal durch Geschäfte bummeln, oder ins Kino gehen.“

Schon einige Male haben die Eltern gedacht, am Ziel zu sein. Aber der Kauf scheiterte immer daran, dass es zu aufwendig gewesen wäre, das Gebäude behindertengerecht umzubauen. Ein anderes Mal entschied sich der Verkäufer doch für andere Interessenten. Jetzt hofft der Verein, durch den Gang an die Öffentlichkeit auf neue Angebote.