Hackfleisch und Milch für die drei Waisenkinder im Zoo
Vor drei Wochen haben die Schneeleoparden-Babys ihre Mutter verloren. Die Tierpfleger haben erfolgreich ihre Aufzucht übernommen.
Wuppertal. Ganz vorsichtig tapsen sie auf ihren weichen Pfoten durch das Gehege. Klettern einen Baumstamm rauf und springen auf ihre Pfleger runter — ihren Mutterersatz. Aziza, Aditi und Aruna sind vor drei Wochen Waisen geworden. Die sechs Jahre alte Leoparden-Mutter starb an Herz-Kreislaufversagen. „Das hat uns alle sehr getroffen“, sagt Nadine Hess, Raubtierpflegerin des Zoos. „Die da gerade sechs Wochen alten Jungen waren sehr aggressiv. Uns kannten sie ja noch nicht richtig“, sagt Zoo-Kurator André Stadler und ergänzt: „Wir wollen so wenig wie möglich in den Verlauf der Natur eingreifen.“
Inzwischen haben die drei Raubtierkinder ihre Pfleger ins Herz geschlossen. Aziza, die kleine Prinzessin unter den drei Schwestern, streift um die Beine ihrer Pflegerin und wartet auf eine kraulende Hand. „Sie ist so wählerisch. Sie frisst keine Küken, pickt sich nur das Beste raus“, sagt Nadine Hess lachend.
Glücklicherweise hatte die Leopardenmutter schon angefangen, ihren Nachwuchs mit Fleisch zu füttern. „Milch haben sie nicht mehr getrunken. Unsere Idee war dann, Hackfleisch gemischt mit Milch zu füttern, was sie prima annehmen“, erzählt Shane Colemann. Mit ihren (noch) kleinen Zähnchen beißen die drei Katzen ordentlich zu. Hier und da bleibt beim Spielen auch mal aus Versehen eine Kralle hängen. Die Arme der Raubtierpfleger sind entsprechend verkratzt. „Mir fehlt leider das Fell, aber noch tut es ja nicht wirklich weh“, sagt Nadine Hess. Immer wieder kebbeln sich die Tiergeschwister, hauen mit ihren Tatzen und rutschen den kleinen Hügel im Gehege runter. Nur wenn es ums Essen geht, gönnen sie sich nichts. Da bekommen die anderen schon mal ein böses Fauchen zu hören. Besonders Aditi teilt nicht gerne mit ihren Schwestern.
In drei bis vier Monaten müssen die Pfleger schon beim Spielen aufpassen. „Dann beginnt die Zeit, wo die Kleinen uns in den Rücken springen. Unsere Gesundheit geht dann natürlich vor“, erklärt Tierpflegerin Nadine Hess. So schwer es den Pflegern auch fällt, finden sie sich schon jetzt mit dem Gedanken ab, ihre Schützlinge bald alleine zu lassen. „Wir müssen hier genau unterscheiden. Der Umgang mit den Leoparden ist rein professionell, auch wenn es hart ist“, resümiert André Stadler.
Bis dahin können die drei Schneeleoparden mit ihren kleinen Knopfaugen noch jeden um den Finger wickeln. Doch wenn Nadine und Shane aus dem Gehege gehen, laufen sie schnell zurück in ihren Stall. Ganz alleine trauen sie sich dann doch noch nicht in die große weite Welt — das kommt früh genug.