Bergische Universität 760 LED-Leuchten bringen Uni und Stadt zueinander

Erleuchtete Silhouette des Campus Grifflenberg: Das Metalicht ist ein Geschenk zum runden Geburtstag, das viel bewegt hat.

Das Metalicht der Bergischen Universität.

Foto: Foto: Sebastian Jarych, Wuppertal © Archiv Mischa Kuball, Düsseldorf / VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Wer in der Nacht zum Grifflenberg hinüber schaut, kann die Lichtstäbe leuchten sehen, die quer und hochkant an den sechs Türmen der Universität angebracht sind, der statischen Betonarchitektur der 70er Jahre etwas tänzerisch Leichtes geben. „Tony Cragg hat diesen Anblick ,die Akropolis von Wuppertal’ genannt“, sagt Mischa Kuball, Schöpfer von „Metalicht“, wie der eigentliche Titel der leuchtenden Installation lautet. Der Düsseldorfer Künstler wählte den Namen, weil die Lichter über der Stadt stehen – nicht abgehoben, eher wie ein Dach über einem Haus. Auftrag des Kunstwerks: Universität und Stadt einander näherbringen.

Lambert T. Koch ist Rektor der Universität und als solcher um deren Wohlergehen bemüht. Dazu gehört auch ein gutes Verhältnis von Stadt und Campus, das er Ende der Nuller Jahre optimieren wollte. Schließlich zählt die Bergische Universität zu den Hochschulen, die als eigenes Viertel oberhalb der Stadt angelegt wurden und nicht historisch mittendrin entstanden waren. Ein Kollege brachte Koch mit dem Lichtkünstler Kuball zusammen. Der 60-jährige Professor für Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien in Köln und mehrfach ausgezeichnete Künstler erforscht mit Hilfe des Mediums Licht architektonische Räume. Er machte das Licht zu seinem Medium, „weil es mir erlaubt, Dinge strukturiert und partiell in Szene zu setzen, so dass sie unübersehbar sind“.

Mit dem Wuppertaler Unirektor traf er sich erstmals 2009, „wir überlegten, was passen könnte“. Im Herbst 2010 schlug Kuball ihm Metalicht vor mit seinen Lichtern, die er an den Betontürmen anbringen wollte, um die Universität als Einheit und auch in der Nacht sichtbar zu machen, in der Stadt zu verankern. „Dynamische Lichtbänder“, so Kuball, sollten in wechselnden Formen die Silhouette der Universität betonen, Kunst, innovative Technologie, das Profil der Universität verbinden und deren modernen, zukunftsorientierten Charakter hervorheben.

Um alle Betroffenen – von der Universität selbst, über den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen als Vermieter, die Stadt bis hin zu den Anwohnern – von dem Projekt zu überzeugen und jedweden Widerstand abzufangen, wurden mit ihnen viele Gesprächsrunden geführt und bewusst die lokale Öffentlichkeit gesucht. Anschließend wurden Sponsoren akquiriert, da von der klammen Stadt keine Finanzierung zu erwarten war. Die schenkten das Kunstwerk der Universität zu ihrem 40-jährigen Bestehen 2012.

Höhenkletterer montierten insgesamt 900 Meter Lichtstäbe mit 760 LED-Leuchten, die auf Edelstahlunterkonstruktionen angebracht waren. Die abmontierbaren, Hitze- und windbeständigen Stäbe wurden mit einem Blitzschutz versehen, ihre Lichtstärke stets nach 22 Uhr auf 50 Prozent runtergefahren, um das Licht-Imissionsschutzgesetz einzuhalten. Eingeschaltet wurde Metalicht erstmals am 22. Oktober 2012.

Sieben Jahre später leuchtet die Uni immer noch dynamisch über der nachtdunklen Stadt. Der Rektor sieht die Beziehung zwischen Universität und Stadt verbessert, lobt die große Rolle von Metalicht dabei: „Viele Mitglieder der Universität ...freuen sich darüber, dass ihre Wirkungsstätte auf diese Weise mehr ins Blickfeld der Umgebung gerückt ist.“ Es wachse das Gefühl, in einer echten Universitätsstadt zu leben und zu arbeiten. Auch immer mehr Menschen in der Region lebten in dem Bewusstsein, „dass die Bergische Universität ein lebendig-dynamischer Motor der gesellschaftlichen Entwicklung vor Ort ist“.

Kuball selbst wird nicht selten von stolzen Wuppertalern auf das Kunstwerk angesprochen, nutzt es selbst im Rahmen seiner Projektreihe „public preposition“ als „best practice“-Beispiel für die zeitgemäße Kunst im öffentlichen Raum. Ein schlanker Bildband enthält Fotos, die das Kunstwerk aus vielen Blickwinkeln zeigen und so seine wunderbare optische Einbettung ins Stadtbild belegen.

Verändert wurde am Kunstwerk denn auch wenig. Wenn man davon absieht, dass von Windenergie auf Solar umgestellt werden musste. Außerdem wird die Uni derzeit saniert und deshalb der eine oder andere Stab vorübergehend abgenommen. Verändert hat sich aber Kuballs Verhältnis zu Stadt und Uni. „Ich habe mir gar nicht vorstellen können, was da alles daraus wird“, erzählt er. Zwar sei er schon immer gerne in Wuppertal gewesen, zum Beispiel wegen Pina Bausch, Bazon Brock, Wuppertaler SV oder der spannenden Industriegeschichte. Heute aber schaue er regelmäßig vorbei, zum Beispiel bei Lambert T. Koch, mit dem er mittlerweile gut befreundet ist.