Ballett: Stählerne Schritte in die Zukunft
Premiere: 50 Tänzer zwischen 10 und 18 Jahren zeigen im Opernhaus das Prokofjew-Ballett „Le Pas d’Acier“.
Wuppertal. Vogelzwitschern erfüllt das beinahe ausverkaufte Opernhaus. Alles ist dunkel, nur ein Junge in einem Glaskasten erstrahlt in weißem Licht. Nach und nach bewegt sich das restliche Ensemble im Spiel aus Licht und Nebel spinnenartig auf die Bühne. Das Sinfonieorchester setzt mit pfeifendem Windgetose ein — plötzlich krachender Donner. Erschreckt stieben die Tänzer auseinander, es ertönen immer wieder Stimmen: „Ich habe keine Erinnerung an meine Zukunft“.
So begann am Sonntag hat im Opernhaus „Le Pas d’Acier“ (Der stählerne Schritt) unter der Leitung von Josef Eder — es war eine erfolgreiche Premiere des Balletts in zwei Szenen von Sergej Prokofjew. Nach fünfwöchigem Proben haben Eder und die 50 Tänzer zwischen 10 und 18 Jahren eine abwechslungsreiche Inszenierung auf die Beine gestellt — die bestens mit den pompösen Klängen des Sinfonie Orchesters harmonierte.
Wichtiges Motiv der Inszenierung: das Thema Zukunft: In den Choreographien spiegelt sich immer eine Entwicklung wider, sie erzählen von Loslassen, Anziehung und Abstoßung, Unbekanntem und neuen Erfahrungen. Die Jugendlichen überzeugen mit ausdrucksstarken, synchronen Tänzen, die Schritte stets gut auf die fantasievolle Musik abgestimmt. Wiederkehrende Überraschungsmomente wechseln sich ab mit komischen Augenblicken, die das Auf und Ab der Melodie erzeugt: Die Tänzer wippen vor und zurück, drehen sich, trippeln kleinschrittig von der Bühne.
Es gibt aber auch bedrohliche, ernste Parts, vorsichtig schleichen sie umher. Dann plötzlich erwachen sie aus ihrer Trance durch heitere, schnelle Musik, vollführen Sprünge. Hinter ihnen werden wechselnde Bilder projiziert: Mal sind es Impressionen aus einem Wald, dann wieder nur strahlende Farben — passend zur Musik wird rot von bedrohlichen Klängen untermalt, blau von friedvollen. Mal sind auch nur die Silhouetten der Tänzer zu sehen, was ein beeindruckendes Bild ergibt — der Betrachter achtet einzig auf ihre klaren Bewegungen.
Die Tänzer lassen das Vergangene hinter sich — symbolisiert auch durch den Jungen aus dem Glaskasten, der dort gereift wieder auftaucht. Kaum spürbar, dass die meisten Jugendlichen ohne Tanzerfahrung in die Proben gegangen sind und nach nur fünf Wochen ein Gefühl für die Musik entwickelt haben — sie tanzen mit ausladenden Bewegungen und sichtlicher Leidenschaft.
Das Publikum belohnt das Ensemble mit lang anhaltenden Applaus und stehenden Ovationen. „Es war fantastisch, sehr intensiv — und die Jugendlichen haben mit einem starken Ausdruck getanzt. Ich finde das Projekt super, so etwas sollte es in Wuppertal wieder geben“, sagt Bettina Schutte. Auch Gabriele Dembski ist begeistert: „Es hat mir sehr gut gefallen“, sagt die Premieren-Besucherin und fügt hinzu: „Es war toll, wie die Kinder die Spannung gehalten haben. Sie waren mit viel Ernsthaftigkeit bei der Sache. Auch das Lichtspiel fand ich super.“