Kultur Das Wagnis „Blues Brothers“ ist gelungen
Im Tic feierte die Adaption in der Regie von Patrick Stanke eine tolle Premiere.
Ein Kultfilm auf der Bühne, der nicht nur voller Hits ist, sondern auch noch cool? Die „Blues Brothers“ als Theaterstück zu bringen, ist nicht ohne Risiko. Kantige Charaktere, unkorrekte Sprüche, die jeder Fan mitsprechen könnte: Das setzt sich schärferem Beäugen aus als manches Musical, das im Tic schon lief. Doch das Wagnis ist gelungen: Im „Theater in Cronenberg“ feierte die Adaption in der Regie von Patrick Stanke eine tolle Premiere.
Die Brüder Jake und Ellroy wollen ihre alte Band wieder zusammen bringen. Das führt zu mancherlei Eskalation. Dabei ist der Grund geradezu fromm: Ihrem einstigen, streng religiösen Waisenheim droht die Schließung und die Konzerteinnahmen sollen es retten. Ihr Weg führt dann zwar letztlich in den Knast, aber zuvor über viele komische und einige halsbrecherische Szenen – im Wechsel mit viel unsterblicher Musik, um die es ja auch eigentlich geht. Im Film wechseln auch ständig die Schauplätze von Bar bis Fahrbahn: Etwas viel für die Bühne?
Nun hat das Tic ja Erfahrung mit kreativer Bühnennutzung auf kleinem Raum. Patrick Stanke ist selbst Musical-Star und inszeniert hier nicht zum ersten Mal. Bei aller Leichtigkeit ahnt man den Kraftakt. Ein wenig spielt die Inszenierung aber auch mit der Situation, als wäre man sich heimlich einig mit der Fangemeinde: Eigentlich geht das ja gar nicht, hier so einen Film zu fingieren – wir tun‘s trotzdem. Doch auch das große Kino gehört schon mal zum Arsenal: Die Verfolgungsjagd mit der Polizei ist per minutenlanger Filmprojektion gelöst und führt rasant durch eine virtuelle City. Zwischendurch schiebt Elwood/Leuchter sein Lenkrad mal lässig zur Seite – wir sind ja auf der Bühne.
André Klem als Jake liebt man sofort, er ist ein Charakterkopf wie John Belushi. Für die Coolness in ihrer schneidigen Version steht Maximilian Leuchter als Elwood an seiner Seite. Die Suche nach den Ex-Kollegen ist eine witzige Szenen-Parade: Dieser Murph (David Parke), Perücke und schrilles Kostüm, klimpert schräg an der Hotelbar und ist schon optisch ein Freak. Im Job des Oberkellners ist „Fabulous“ Alexander Klein gelandet und schließt sich aus purer Not den Brüdern an. Und Victor Kuhler gibt sofort einen ziemlich schnuckligen Matt Murphy, inzwischen Imbisskoch.
Zur Musik: So recht zur Hauptrolle wird sie erst in der zweiten Hälfte. Gerade in der ersten aber findet sich so einer der Hits, die man fast Bewährungsprobe nennen könnte: „Think“ von Murphys Frau, die ihren Mann nicht an die Band verlieren will – obwohl damit erfolglos, ist ihre Interpretation von Aretha Franklin schließlich ein echter Klassiker starker Weiblichkeit. Und Leonie Hackländer trumpft auf mit Stimme und Power – Wagnis auch hier geglückt. Auch für Fans von Film und Blues gilt unterm Strich: Da kann man gut mal hin. hag