Von der Heydt-Museum Wuppertal Herr über die wichtigsten Kunstbücher im Bergischen
Bald 33 Jahre ist Udo Garweg der Bibliothekar im Von der Heydt-Museum. Sein Reich umfasst mittlerweile an die 110 000 Werke.
Sein Alptraum ist eine Bibliothek im Container, sein ganzer Stolz sind an die 110 000 Bücher, die auf 2,8 Kilometern Regallänge der Bibliothek des Von der Heydt-Museums stehen. Eine der größten Kunstbibliotheken Deutschlands und die wichtigste Kunstbuchsammlung des Bergischen Landes. Bald 33 Jahre managt Udo Garweg die „one man library“, nun wird er 65 Jahre alt und seine aktive Zeit geht zu Ende. Seine große Hoffnung: Dass die Bibliothek fortbesteht und ausgebaut wird – mit einer Fachkraft und im Haus am Turmhof.
Schon mit fünf Jahren zog es den gebürtigen Ronsdorfer in die Welt der Bücher, die für ihn zunächst in der Stadtteilbücherei beheimatet war. Udo Garweg las immer viel und gerne, ohne daraus einen Beruf machen zu wollen. Nach dem Abitur folgten Bundeswehr, zwei Jahre Jurastudium und eine Phase der Experimente, von der Marktforschung bis zur Arbeit für eine Wohnungsbaugesellschaft. 1979 fiel die Entscheidung für ein „solides“ Studium, das er 1982 am Bibliothekar-Lehrinstitut der Fachhochschule Köln mit dem Diplom abschloss. Sein erster Job führte ihn ans Gustav-Lübcke-Museum in Hamm. Als Mitte der 80er Jahre unter Direktorin Sabine Fehlmann der Umbau des Von der Heydt-Museums begann und neue Mitarbeiter gesucht wurden, bewarb sich Garweg. Entschied sich gegen die NRW-Justizbibliothek, mit der er kurz geliebäugelt hatte. Kunstwissenschaften liegen dem geschichtswissenschaftlich Interessierten näher, zumal „in kunstwissenschaftlichen Büchern viele Alltagsthemen, Politik und Geschichte behandelt werden“.
Seit Oktober 1986 leitet Garweg die Bibliothek des Von der Heydt-Museums. Aus anfänglich 20 Stunden ist ein Vollzeitjob geworden. Unterstützt wird er von mehreren ehrenamtlichen Kräften.
Die Tür am Turmhof 8, direkt neben dem Schaufenster eines Bilderladens, fällt nicht direkt ins Auge. Nur wer sie entdeckt und die Klingel während der Öffnungszeiten betätigt, findet Einlass. „Wir sind eine Bestands- und keine Ausleihbibliothek“, erklärt Garweg das versteckte Dasein. Verweist auf Flyer, mit denen für die Bibliothek geworben werde, die hauptsächlich durch Tausch und Schenkungen zustande gekommen ist. Vor allem Künstlermonographien, Nachschlagewerke und Ausstellungskataloge sind auf den Regalen in dem verwinkelten, knapp 170 Quadratmeter großen Raum im dritten Stock untergebracht. Hinzu kommen das Magazin im vierten Stock mit 80 Quadratmetern für Kleinschriften, Epochenliteratur und andere Werke, die weniger angefragt werden, etwa 70 Quadratmeter Keller für Zeitschriften und Jahrbücher und ein Außendepot an der Bankstraße. „Wer spezielle Bücher sucht und beraten werden will, sollte sich vorher anmelden“, rät Garweg. Aus kunsthistorischer Sicht interessant seien vor allem die Werkverzeichnisse und Bücher in geringer Auflage sowie Literatur über Wuppertaler Künstler. Er selbst schätzt besonders den Fundus an Ausstellungs- und Bestandsliteratur, der nach Orten sortiert nachgelesen werden kann. „Unsere Stärke ist, dass alles vorhanden ist“, sagt Garweg selbstbewusst und verweist auf das Wuppertaler Künstlerverzeichnis, eine von ihm selbst im Jahr 2000 angefertigte, ständig fortgeschriebene Datenbank, die einzige mit so viel Material zu den hiesigen Künstlern.
Seine „Kunden“ sind in erster Linie die Mitarbeiter des Museums selbst, die Ausstellungen vorbereiten, Mitglieder des Kunst- und Museumsvereins, Studenten, Schüler, Journalisten. Zirka 1000 Besucher werden im Jahr gezählt. Oft erreichen den Bibliothekar auch Anfragen zu Bildern, die geerbt oder auf dem Flohmarkt erstanden wurden. Deren Signaturen entschlüsselt, deren Schöpfer und Wert ermittelt werden sollen. Nicht zu vergessen die digitalisierte Bestandsaufnahme der analogen Bücher, mit der Garweg seit 1995 befasst ist. Inzwischen sind 45 Prozent erfasst. „Eine gewaltige Aufgabe“, die auch seinen Nachfolger beschäftigen wird. Garweg kann sich dann seinen eigenen Büchern zu Hause widmen – hauptsächlich Kunstbücher.