Der silberne Jaguar: Reise in eine geheimnisvolle Welt
Autor Hermann Schulz liefert neuen Lesestoff.
Wuppertal. Der neue Jugendroman von Hermann Schulz beginnt düster. Das Titelbild mit dem im Schatten verschwindenden Jungenkopf und dem knallig-hellgrünen Rand lockt wenig.
Die ersten Worte muffeln vor sich hin, nur allmählich kommt die Geschichte "Der silberne Jaguar" in Bewegung. Doch dann gewinnt sie an Fahrt, wird immer rasanter, hält den Leser fest im Bann und schafft schließlich die Kurve zu einem beinahe glücklichen Ende.
Rufus, zwei Jahre vor dem Abitur, wird bei seiner Tante Josephine auf dem Dorf abgegeben, während seine Eltern nach Brasilien entschwinden. Er findet sich schnell zurecht und akzeptiert bereitwillig, seine Tante nach Weißrussland zu begleiten - auch, um eine Dummheit von ihm auszubügeln. Seine Aufgabe ist es, einen gespendeten, alten Rollstuhl wieder herzurichten und zu transportieren.
Mit einem Freund zusammen bastelt er den schicksten und schnellsten Rolli, einen echten silbernen Jaguar. Vorsichtig verstaut er ihn im Zug, lässt ihn nicht aus den Augen. Nur am Ziel, in Svetlagorsk, muss er ihn für eine Nacht in einem fremden Lastwagen abstellen. Und prompt verschwindet das gute Stück.
"Der silberne Jaguar" erzählt vom Erwachsen-Werden, von Verantwortung und tiefen Gefühlen. Rufus soll den Rollstuhl wieder herbei schaffen - in einer fremden Stadt, deren Sprache er nicht versteht und deren Strukturen ihn verwirren.
Korrupte Polizisten, bitterarme Mütter und hoffnungslose Jugendliche ziehen an ihm vorüber, und er erfährt zum ersten Mal vom "Kuss der schwarzen Frau", wie die Leute hier die tödlichen Folgen des Tschernobyl-Unfalls nennen.
Zum Glück lernt er Jana kennen, die rätselhafte, forsche Germanistik-Studentin, die ihn nicht nur in die Geheimnisse russischen Lebens und Liebens einweiht, sondern auch bei der schwierigen Suche nach dem Rollstuhl hilft.