Sauer-Orgel Ein einzigartiges Instrument für eine einzigartige Schule
Die Sauer-Orgel ist in die Sankt Laurentius-Schule zurückgekehrt. Die Restaurierung des Instruments kostete rund 110 000 Euro.
Diese Schule hat ein musikalisches Alleinstellungsmerkmal in der Stadt, das, nach Jahrzehnten der Vernachlässigung, nun aufwendig restauriert wurde. In der ersten Herbstferienwoche wurde die Sauer-Orgel, eine der ganz wenigen noch erhaltenen klassischen Schulorgeln aus der Zeit um 1900, wieder an Ort und Stelle aufgebaut. Strahlender und bespielbarer Mittelpunkt der einzigartigen Aula der Sankt Laurentius-Schule am Robert-Daum-Platz.
Die Aula sei so etwas wie der Große Saal der Stadthalle am Johannisberg in Klein, sagt Architektin Petra Muhss, die beim Gebäudemanagement Wuppertal (GMW) beschäftigt ist, nicht ohne Stolz. Bei der Restaurierung des 310 Quadratmeter großen Saals vor wenigen Jahren waren alte Deckenmalereien entdeckt und sorgfältig wieder hergestellt worden. Auch die Restaurierung des Saals der Stadthalle ließ alte Bilderpracht neu erstehen. Und der Vergleich trifft auf die Orgeln zu: Die im Tal ist mit zehn klingenden Registern kleiner als die große und moderne Orgel auf dem Berg. Dafür aber älter und denkmalgeschützt. Mit ihrem pneumatischen System in damaliger Zeit eine Seltenheit, weiß Hans-Ulrich Funk. Der freiberufliche A-Musiker und Orgelbauer, der mit der Orgelbaufirma Sauer und Heinemann zusammenarbeitet, hat das Instrument gerade eingestimmt, lobt seinen erstaunlichen Klang.
Die renommierte Firma Sauer aus Frankfurt an der Oder hat das Instrument einst gebaut. Der klassizistische, 4,70 Meter hohe, zwei Meter tiefe und vier Meter breite Orgelprospekt erinnert an ein kleines Haus. Er besteht aus drei Teilen, dem hervortretenden, giebelbekrönten Mittelteil und zwei niedrigeren Seitenteilen mit rosettenverzierten Aufsätzen.
Der Spieltisch ist seitlich neben dem Orgelgehäuse angebracht. Darin ist ein pneumatisch gesteuertes Kegelladeninstrument untergebracht mit zehn klingenden Registern. Bei Stromausfall verfügt die Orgel über ein Handschöpfwerk. Das GMW lobt das romantische Klangbild mit seinem dynamischen und farblichen Variantenreichtum. Ein typisches Begleitinstrument für die Feiern des Gymnasiums, das 1900 in das Gebäude einzog.
Romantisches Klangbild mit dynamischem Variantenreichtum
Noch 2018 stand die Zukunft des Instruments vor dem Aus. Für die Restaurierung der Schule war es 2009 beim Orgelbauer in Höxter eingelagert worden. Während die Sanierung der Schule 2014 erfolgreich abgeschlossen werden konnte, scheiterte die Finanzierung der Orgelrestaurierung. Im vergangenen Jahr drängten Sauer und Heinemann auf eine Entscheidung, das GMW entschloss sich gegen einen Verkauf und für eine Restaurierung, stellte rund 110 000 Euro dafür zur Verfügung. „Die Orgel sollte das I-Tüpfelchen werden, deshalb musste sie in den Originalzustand versetzt werden“, nennt Thomas Lehm vom GMW das Ziel.
Ein Jahr lang haben die Orgelexperten aus dem Weserbergland gearbeitet, fehlende Teile wie Pfeifen und Profilelemente ersetzt oder wiederhergestellt, die Balganlage repariert, ein Motorgehäuse gefertigt. Das Instrument wurde in seine Einzelteile zerlegt, gereinigt und gängig gemacht, erklärt Orgelbauer und Intonateur Thomas Heinemann. Das weiß überstrichene Weichholzgehäuse wurde mühsam freigelegt, vor Ort durch Maler eine Bierlasur im Farbton der Wandverkleidung des Saals aufgebracht. Die Spielbank wurde ganz neugebaut. In Einzelteilen sei das Instrument in den Sommerferien nach Wuppertal transportiert worden, erzählt Orgelbauer Sebastian Sauer. Insgesamt eine Woche habe der Wiederaufbau gedauert. Am vergangenen Mittwoch war das Werk vollbracht.
Die Schule plant nun eine Einweihungsfeier, außerdem soll das Instrument Eingang in den Lehrplan finden, bespielt werden. Zwar gebe es noch keine entsprechend qualifizierten Lehrer, erklärt der kommissarische Schulleiter Wolfgang Steffens, dafür gebe es bereits Anfragen von Organisten umliegender Gemeinden und der Musikschule. „Wir müssen uns erstmal daran gewöhnen, dass wir sie haben“, sagt Steffens und ist sich sicher, dass die Schüler beeindruckt sein werden, wenn sie die Orgel erstmal hören. Den Schulchor erwarte nun ein ganz anderes Klangerlebnis. Petra Muhss ergänzt zufrieden, dass das Restaurierungsprojekt Sankt Laurentiusschule nun erfolgreich abgeschlossen sei. Endlich.