Doppeltes Opern-Finale: Saison endet tragisch
Für den Intendanten hat die nächste Premiere eine besondere Bedeutung.
Wuppertal. Für Johannes Weigand ist es keine Premiere wie jede andere - spiegelt sie doch, dass aus einem Knabensopran ein ausgewachsener Intendant werden kann. Auch wenn dazwischen drei Jahrzehnte liegen, kann sich Weigand noch ganz genau an seinen ersten Einsatz im Musik-Geschäft erinnern: Als Elfjähriger gab er in seiner Heimatstadt den Gherardino. Für den Heidelberger blieb der Auftritt nicht folgenlos: "Er war mein Einstieg in die Oper."
Nun ist Gherardino der "Ausstieg" aus seiner ersten Spielzeit als Opern-Chef und die kleine Figur spielt wieder eine große Rolle in seinem Leben. Dabei steht der 43-Jährige längst nicht mehr selbst auf der Bühne, er gibt lieber dahinter den Ton an.
Von vorne betrachtet erlebt das Publikum ab Sonntag Mord und Totschlag, denn mit zwei Operneinaktern von Alexander von Zemlinsky und Giacomo Puccini geht Weigands erste Intendanten-Saison gewollt tragisch zu Ende: "Eine florentinische Tragödie" und "Gianni Schicchi" ergeben eine groteske Mischung aus Krimi und Komödie. Ob das zweieinhalbstündige Doppel-Programm am Ende zum Lachen oder doch eher zum Schaudern ist, zeigt sich am 20. Juni: Die letzte große Premiere ihrer Spielzeit feiern die Wuppertaler Bühnen um 18 Uhr im Opernhaus.
Auch sonst ist die Inszenierung keine Produktion wie jede andere, denn der Krankenstand war zuletzt so hoch wie lange nicht. Vor allem der Ausfall von Dominik Wortig traf Weigand hart: Den erkrankten Tenor, der für beide Stücke vorgesehen war, müssen gleich zwei Gäste ersetzen. So kommen nun Paul McNamara und Kalle Kantilla zum Einsatz. "Ich habe noch nie so schnell eine Produktion erarbeitet", sagt Weigand, der selbst nicht vom Krankenstatus verschont blieb, die notwendig gewordenen Umbesetzungen aber mit Humor und Routine nimmt. "Unser Ensemble ist zum Glück eingespielt - auf hohem Niveau." Und wer sein Handwerk versteht, kann auch flexibel sein.
Flexibel ist auch das Bühnenbild: Moritz Nitsche spielt mit Schwarz-Weiß-Kontrasten, denn die Geschichten leben von Gegensätzen, optisch wie inhaltlich. "Die Stücke sind aus derselben Zeit, spielen am selben Ort und beide haben Unterhaltungseffekte", erklärt Weigand. Das ist aber auch schon alles, was die Florenz-Studien eint. Der Rest sind Spiegelungen, die aus Gegenteilen ein Ganzes machen sollen.
Dabei soll die Musik natürlich eine zentrale Rolle spielen. Die Werke, die 1917/18 entstanden, sind "Gipfel ihrer Zeit", betont Hilary Griffiths - der Chef-Dirigent erklimmt sie genau so gerne wie Johannes Weigand. Dabei dürfte der Intendant vor allem den kleinen Gherardino fest im Blick haben: Zwei Nachwuchssänger aus dem Kinderchor teilen sich seine einstige Rolle. Vielleicht ist sie ja auch für sie der Beginn einer langen Karriere...