Ein Magier des Taktstocks
Am 25. Oktober jährt sich der Todestag von Hans Knappertsbusch zum 50. Mal. Der Elberfelder Dirigent gab gefeierte Gastspiele in ganz Europa.
Wuppertal. Hans Knappertsbusch, Sohn einer bergischen Fabrikantenfamilie, war von seinen Eltern nicht für eine Künstler-Laufbahn vorgesehen und gehörte dann über Jahrzehnte zu den herausragenden europäischen Dirigentenpersönlichkeiten des 20. Jahr- hunderts. Am 25. Oktober jährt sich sein Todestag zum 50. Mal. Bis heute erinnern im Nationaltheater sowie in der Städtischen Galerie München ein Gemälde und eine Büste an ihn. Der Aufsteiger verkehrte mit anderen Musiker-Berühmtheiten wie Bruno Walter sowie Richard Strauß auf Augenhöhe, vermied lebenslang alle modernistisch-avantgardistischen Ausflüge und galt bei seinem Tod vor 50 Jahren als „der letzte Romantiker am Pult“ und als ein „Magier des Taktstocks“.
Frankreich ehrte ihn mit dem Ehrenkreuz der Französischen Ehrenlegion. München und Bayreuth erhoben ihn zum Ehrenbürger. Seit 1974 gibt es eine „Knappertsbusch-Gesellschaft“, die sein Wirken untersucht. In Wuppertal, München und Bayreuth erinnern Straßennamen an den berühmten Dirigenten.
Hans Knappertsbusch wurde am 12. März 1888 in Elberfeld geboren. Sein Vater betrieb eine Brennerei. Die Mutter stammte aus Essen. Hans Knappertsbusch, der zunächst das heimische Realgymnasium absolvierte, wandte sich schon früh der Musik zu und leitete ein Schülerorchester.
Doch als er auch noch eine Musiker-Laufbahn einschlagen wollte, war das den Eltern zuviel. Sie drangen auf ein Studium, das einen Broterwerb sichern sollte. Sohn Hans aber ließ sich nicht beirren. Er studierte Musikwissenschaften sowie Philosophie in Bonn und am Kölner Konservatorium Klavier sowie Dirigieren. Parallel schuf er seine ersten Kompositionen. Ab 1909 dirigierte er in Mühlheim an der Ruhr sowie in Bochum.
Knappertsbusch wirkte zwischendurch als Assistent bei den Bayreuther Festspielen. Eine Erfahrung mit Folgen. Fortan war Richard Wagner seine große Liebe. 1912 wurde der aufstrebende junge Musikus als Kapellmeister an das Stadttheater seiner Vaterstadt Elberfeld berufen. Seine Einstudierungen mit Wagners „Parsifal“ machten ihn überregional so bekannt, dass er 1918 als erster Kapellmeister nach Leipzig geholt wurde. Im März 1919 hatte der Elberfelder sein erstes Gastspiel in Dessau, das als eine Hochburg der Wagnerpflege in Deutschland galt. Er galt sofort als erste Wahl für die freie Stelle des Hofkapellmeisters und wurde mit allen Mitteln umworben.
Ab Sommer 1919 fungierte Knappertsbusch als jüngster GMD Deutschlands in Dessau, setzte in der Folgezeit neue Akzente in der Wagnerpflege und festigte den internationalen Ruf der Stadt als „Bayreuth des Nordens“. Er erreichte „mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Wirkung“.
Mitten in diese Phase des Erfolges platzte der Theaterbrand vom 22. Januar 1922, der die Wirkungsstätte für Knappertsbusch und sein Orchester vernichtete. Als Ausweichquartiere wurden zuerst der Kristallpalast und dann der Marstall am Lustgarten genutzt. Doch die veränderten, eingeschränkten Arbeitsbedingungen machten Knappertsbusch zu schaffen und bewogen ihn, sich aus der Fülle der lukrativen Angebote aus ganz Deutschland für den Wechsel nach München zu entscheiden.
Der „Magier des Taktstocks“ machte nun so richtig Karriere, hatte gefeierte Gastspiele in ganz Europa, gab sogar einige Gastdirigate in der Sowjetunion und weilte noch mehrfach als Gastdirigent in Dessau, bis ihm die Nazis eine Ablehnung verübelten.
Als er sich weigerte, bei der Aufführung der „Meistersinger“ die Nazifahne zu präsentieren, begann eine Gratwanderung, die ihn von München nach Wien führte und dann zur „Pult-Wanderschaft“ zwang.
Nach 1945 erlebte Knappertsbusch seine zweite europäische Karriere. Er wurde wieder Chef in München, dirigierte auch die Berliner Philharmoniker und stand bis 1964 den Bayreuther Festspielen vor. Immer umjubelt. Dann aber verließen ihn die Kräfte. Knappertsbusch starb am 25. Oktober 1965. Er wurde 77 Jahre alt. Viele seiner Plattenaufnahmen sind inzwischen als CD erhältlich.