Neuer Kunstverein „Vielleicht was mit Geruch“

Der Neue Kunstverein hat nach fünf Jahren viel erreicht, sucht aber immer wieder neue kreative Wege.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. „Unser Ziel ist es, Dinge in Gang zu bringen“, sagt Erik Schönenberg, der Vorsitzende des Neuen Kunstvereins. Nicht etwa, um irgendwo anzukommen und sich häuslich einzurichten, sondern als ständiger kreativer Prozess. Als jetzt die Feier zum fünfjährigen Bestehen anstand, war klar: „Es ist doch doof zu sagen, wie toll die ersten fünf Jahre waren. Wir fragen lieber: Was können wir noch?“

Dafür steht exemplarisch das Jubiläumsfest am vorigen Samstag: Erst ging es um die Ausstellung „La dolce vita“, dann gab es eine Podiumsdiskussion über Kunst im privat, öffentlichen, virtuellen Raum — klassisch mit Stuhlreihen. Danach wurde eine lange Tafel fürs Festessen aufgebaut, am Ende verwandelte sich der Raum in einen Tanzclub, in dem vier DJs auflegten. „So hatten wir in denselben vier Wänden vier Räume mit unterschiedlicher Lichtstimmung und wechselnden Besuchern — 450 waren es insgesamt“, resümiert Schönenberg zufrieden.

Ein gutes Viertel der 130 Mitglieder sind Künstler, schätzt er. Der Verein sieht seine Aufgabe jedoch nicht darin, ihnen eine Ausstellungsfläche zu bieten. „Warum sollten Wuppertaler Künstler hier ausstellen? Die kennen sich doch alle“, sagt der Vorstand. Der Raum, den die Stadt zur Verfügung stellt, soll vielmehr eine Plattform für den Austausch mit neuen Künstlern sein, auch fürs Publikum.

Da hat sich mit dem bescheidenen Jahresetat von 12 000 Euro neben den Ausstellungen zeitgenössischer Kunst einiges sinnvoll etabliert. Seit 2011 läuft ein Projekt mit mittlerweile vier Schulen: Kunstklassen besuchen regelmäßig die Ausstellungen und setzen ihre Eindrücke in eigene Arbeiten um, die wiederum im Kunstverein gezeigt werden — die nächste Ausstellung mit Schülerarbeiten beginnt am 30. Oktober. Beim „Ein“-Abend stellt ein Künstler ein Werk vor — meist nehmen 50 bis 70 Besucher die Gelegenheit zur durchaus kontroversen Diskussion wahr. Ganz leer gehen auch die heimischen Kunstschaffenden nicht aus - im Mai gab es das Happening „343 Kubikmeter offen“ für alle mitwirkungswilligen Künstler. Im Übrigen überlegt und diskutiert Schönenberg, wie die Ausstellungsformate weniger klassisch werden können: „Vielleicht machen wir bald was zu Geruch.“

Es läuft gut, doch auch der Neue Kunstverein bleibt von typischen Vereins-Verschleißerscheinungen nicht verschont: Es gibt zwei Handvoll Engagierte, die aktiv bleiben, und es gibt eine Menge, die gern Mitglied sind, aber nicht viel machen wollen. Zumal sich die Aktivität im Neuen Kunstverein nicht mit ein paar guten Einfällen erschöpft: Wer einen Künstler für eine Ausstellung vorschlägt, muss auch dafür sorgen, dass dessen Werke in die Hofaue gelangen und dass der Mensch übernachten kann.