Poetry Slam „Green Slam“ vereint moderne Sprachkunst und Nachhaltigkeit
Erstes Slam Festival in Wuppertal widmet sich der Klimakrise. Projektleiterin ist die junge Slamerin Anna Lisa Tuczek von der Börse.
Das werde ein politisches und sprachliches Feuerwerk, freut sich Anna Lisa Tuczek. Die 23-jährige Kulturmanagerin meint ein Projekt, das sie leitet und das ihr persönlich auf den Leib geschnitten ist. Weil sie selbst dem Poetry Slam eng verbunden ist – als erfolgreiche Protagonistin auf der Bühne, als Moderatorin und als Organisatorin. Nun holt sie das erste Slam-Festival nach Wuppertal. Und widmet es zugleich der wichtigsten globalen Herausforderung unserer Zeit, der Klimakrise: Vom 22. bis 24. Juli wird im soziokulturellen Zentrum Börse an der Wolkenburg der Green-Slam-Wettstreit ausgetragen.
Poetry Slam ist ein Dichterwettstreit, bei dem Sprachkünstlerinnen und -künstler mit selbst verfassten Texten gegeneinander antreten. Diese können, müssen aber nicht gereimt sein (insofern sollte das Wort Poetry weit verstanden werden) und sind kurz: Der gesprochene (nicht gesungene) Vortrag dauert zwischen fünf und sieben Minuten. Und: Die Akteure treten ohne Requisiten und Kostüme auf. Weil das Format auch für eine Demokratisierung der Kunst steht, wirkt das Publikum mit, das als Jury entscheidet, wer der/die Bessere ist. In den 1980er-Jahren schwappte der Poetry Slam aus den USA nach Deutschland herüber, bahnte sich seinen Weg über Hamburg, Köln und Frankfurt in die kleineren Städte wie Wuppertal.
Akteure treten ohne
Requisiten und Kostüme auf
In der Börse ist seit Jahren die „Slambörse“ beheimatet, die jeden zweiten Donnerstag im Monat zum Wettstreit einlädt. Tuczek selbst moderiert seit 2017 den Wuppertaler Underground Poetry Slam – Wiege ihrer Bühnenkarriere, die sie in diesem Jahr zur Nominierung zur deutschsprachigen Meisterschaft in Wien führte – die bislang letzte Station.
Seit 2022 ist Tuczek in Nachfolge von Dagmar Beilmann im Kulturzentrum an der Wolkenburg für kulturelle Bildung und den Kulturrucksack zuständig. Gerade befindet sie sich im „Umzugsprozess“ von Bonn nach Wuppertal.
Zum Slam gekommen ist die junge Frau, weil sie da „über politische und mitmenschliche Themen auf unterhaltsame und performative Art und Weise aufklären kann“, erklärt sie. Tut dies in Wuppertal, Remscheid oder Berlin. In der Bundeshauptstadt kümmert sie sich zudem um Sponsoring und Fundraising bei den Kiezpoeten (siehe Kasten). Was die Auseinandersetzung mit diversen Kulturförderprogrammen bedingt und vor ein paar Monaten zu der Idee führte, Gelder für ein Poetry-Slam-Festival zum Thema Nachhaltigkeit zu beantragen.
Mit Erfolg: Ihr Green-Slam-Festival wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (im Rahmen des Programms Neustart Kultur des Bundesverbands Soziokultur) gefördert. Weil sich zeitgleich mit dem Förderbescheid für die Freiberuflerin auch die Festanstellung in Wuppertal auftat, beschloss das Team, seine Veranstaltung an die Bergische Metropole abzutreten. Und eine neue Kooperation zu begründen. Außerdem kommen zwei Berliner Kollegen, Samson Völk und Jeska Habert, nun mit an die Wupper.
Drei Tage, das bedeutet drei Wettstreite: Den Auftakt macht am Freitag der „Dead or Alive Slam“, bei dem zwei Slamer (Atrem Zolotarov und Jana Goeller) mit hochaktuellen Texten zum Thema Nachhaltigkeit, die von Verstorbenen verfasst wurden (Erich Kästner und Annette von Droste-Hülshoff), antreten, und zwei (Marie Radkewiecz und Samson Völk) mit eigenen Texten. Am Samstag folgt der „Science Slam“ mit Elena Vorrat, Jesko Habert, Amitabh Banerji, Franziska Erbe & Laura Bergs sowie Luca Neuperti. Ihre Aufgabe: In zehn bis zwölf Minuten Klimaforschungsergebnisse kreativ und unterhaltsam vorzutragen. „Sie müssen dabei aber nicht lyrisch sein“, erklärt die Projektleiterin.
Mit einem U20-Slam zum Thema Nachhaltigkeit unter dem Motto „Generation on Fire!“ wird das große Finale am Sonntag eingeleitet. Als angehende Pädagogin liege ihr die Nachwuchsarbeit besonders am Herzen, schließlich geben aktuell die jungen Menschen dem Klimaschutz eine Stimme, begründet Tuczek das Format. Und hebt das prominent besetzte Line-up (Besetzung) hervor: Jay, MiaMaria, Elli, Quinn Kunz, Leander Bauer (der U20 Rheinland Pfalz-Meister hat gerade seinen Debütroman veröffentlicht) und Lavin. Die jeweiligen Gewinner erhalten natürlich einen Preis, den Tuczek aber noch nicht verraten will.
Die letzten Vorbereitungen laufen, die Vorfreude wächst. Weitere Veranstaltungen werden geplant: Die Kiezpoeten werden weitere Poetry Slams im Bergischen Land organisieren, Anna Lisa selbst ebenfalls. Ihr nächster eigener Auftritt in Wuppertal ist am 29. September im K4-Theater für Menschlichkeit am Neuenteich.