Artist in Residence Der Ort wird zum chinesischen Teehaus
Kenbo ist vier Wochen lang Artist in Residence. Tradition gibt Impulse für seine Kunst.
Es ist kalt in Deutschland, aber das stört Liang Guojian nicht. Am Donnerstag ist der chinesische Künstler (45) in Wuppertal eingetroffen – mit seinem Sohn Liang Jiating (21), der ihn mit seiner Smartphone-Kamera begleitet.
Nun richtet er sich im Kulturzentrum und Veranstaltungsraum „Ort“ an der Luisenstraße ein. Auf Einladung der Peter Kowald-Gesellschaft ist er dort bis 15. Dezember Artist in Residence. Er genießt die Freiheit und freut sich auf die Menschen, denen er sich am Sonntag, 15 Uhr, vorstellen will – der „Ort“ wird dann zum Teehaus.
Sie haben sich 2017 im chinesischen Foshan kennengelernt – der Maler und Designer Liang Guojian, Künstlername Kenbo, und Gunda Gottschalk, im Vorstand der Peter Kowald-Gesellschaft für Veranstaltungen zuständig und Musikerin. Mit ihrer „In Memorian Global Village“-Band, der auch Peter Jacquemyn und die Chinesin Xu Fengxia angehören, war sie auf Tour.
Weil Kenbo mit Xu Fenxia befreundet ist und auch Konzerte organisiert, kam man zu einem Projekt zusammen. Eine gemeinsame Performance aber fiel der staatlichen Zensur zum Opfer. Sie soll nun beim Abschlussfest von Kenbos Wuppertal-Aufenthalt am 15. Dezember in der Sophienkirche nachgeholt werden. Mit dabei die drei Musiker sowie vier Männer vom Tang-Soo Verein Bonn, die einen Löwentanz aufführen.
Teezeremonie, Kalligraphie
und ein Löwentanz
Kenbo ist in den Traditionen der chinesischen Kultur zu Hause, will sie bewahren, zieht aus ihnen Impulse für seine zeitgenössische Arbeit zwischen Malerei, Installation und Performance. Er nutzt Tee oder Feuer für oft raumgreifende Arbeiten, verbindet Malen (stets auf dünnem Reispapier) mit Video, Klängen und Poesie. Und für ihn hat „Kunst auch eine Mission: Sie soll etwas verändern.
In Wuppertal soll und kann er machen, was er will. Gunda Gottschalk: „Für uns ist wichtig, dass im Andenken an Peter Kowalds 365-Tage-Aktion Künstler hier eine carte blanche erhalten, Input von außen geben, sich mit der hiesigen Szene vernetzen, Begegnung, Austausch und Experiment stattfinden.“
Als erstes will Kenbo „meinen Alltag hierher bringen“. Wozu vor allem der Tee gehört, dessen Zeremonien und Vielfalt er den Wuppertalern näherbringen, auf diese Weise auch ins Gespräch kommen will.
Geplant ist eine Installation mit Papier und alten Stoffen, etwa ehemaligen Kindertragegurten, die er schon deshalb sammelt, weil sie wichtige Erinnerung sind, seinem Wunsch nach Bewahrung entsprechen. Geplant ist auch ein Kalligraphie-Workshop, bei dem die Teilnehmer mit Stift und Papier „Spaß haben sollen“.