Musik Klavierabend auf den Spuren von Clara Schumann

Ragna Schirner bot ein ungewöhnliches Programm im Mendelssohn-Saal der Stadthalle.

Ragna Schirmer begeisterte mit ihrem Klavierspiel und lebhafter Moderation. Foto: Stefan Fries

Foto: Fries, Stefan (fri)

Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Pianistin Ragna Schirmer mit dem Leben und Werk Clara Schumanns. Am Montagabend brachte sie im Rahmen des Programms von Bayer Kultur einen Teil davon mit in die Stadthalle und begeisterte nicht nur mit ihrem einfühlsamen Klavierspiel, sondern auch mit einer lebhaften Moderation. Vierzehnmal habe Clara Schumann zwischen 1855 und 1872 in Wuppertal gespielt, berichtete Schirmer – genauer gesagt in Barmen und Elberfeld. Ragna Schirmer hat ihre originalen Programmzettel studiert und ein Programm der Stücke zusammengestellt, die Clara Schumann besonders häufig gespielt hat. Ebenso wie Clara begann sie mit dem größten Werk: Beethovens „außerordentlich moderner“ „Waldstein-Sonate“. Spielerisch leicht, aber immer mit einem gewissen Druck flogen ihre Finger über die Tasten, während ihre Hände darüber teilweise stillzustehen schienen.

Domenico Scarlattis „Allegretto“ in D-Dur spielte Ragna Schirmer aus einer Ausgabe mit 20 Sonaten, die Clara Schumann selbst herausgegeben und darin ihre eigenen Phrasierungen notiert hat. Es folgte Christoph Willibald Glucks „Gavotte“ in der Transkription von Johannes Brahms, die er wiederum Clara widmete. Sie sei eine Missionarin gewesen, so Schirmer, immer bemüht, dem Publikum weniger bekannte Werke näher zu bringen – so auch die von Felix Mendelssohn Bartholdy, eines Freundes von Clara Schumann, „der ihrer Virtuosität entgegenkam“.

Nach vielen Bravo-Rufen
gibt es zwei Zugaben

Ebenso virtuos präsentierte auch Schirmer Mendelssohns „Rondo capriccioso“.

Einen Einblick in das Schaffen von Robert Schumann eröffnete Schirmer mit zweien seiner „Fantasiestücke“: „Aufschwung“ und „Traumes Wirren“. Es folgte die erste seiner „Noveletten“, die in ihrem Charakter, mal forsch und fordernd, mal lyrisch und zurückhaltend, typisch für Robert Schumann sei. Seine Impromptus über ein Thema von Clara zeichnen nach Schirmer hingegen ein „schönes Psychogramm zwischen Clara und Robert“, die zu dieser Zeit gemeinsam am Klavier improvisierten. Die Variationen seien voller Buchstabensymbolik: Die Quinte stehe für den aus fünf Buchstaben bestehenden Namen Clara, ebenso wie das C. Die Tonreihenfolge E H E habe Robert damals als „zukunftsweisend“ für das junge Paar bezeichnet.

Das letzte Wort behalten sollte am Montagabend jedoch Clara Schumann selbst – mit ihrem Scherzo in c-Moll. Clara habe eine enorm große Hand gehabt, mit der sie vom C bis zum G greifen konnte – „zwei Töne mehr als die meisten heutigen Pianisten“, betonte Schirmer. Für diese Hände habe sie natürlich auch komponiert. „Da haben wir heute ganz schön zu tüfteln“, schmunzelte die Pianistin und interpretierte den letzten Programmpunkt dann doch scheinbar mühelos. Nach anhaltendem Applaus und Bravo-Rufen gab Ragna Schirmer zwei „Kinderszenen“ von Robert Schumann als Zugabe: Die „Träumerei“ und das „Kind im Einschlummern“.