Konzert Weihnachtsgeschenk fürs Publikum und die Blechbläser
Konzert des Sinfonieorchesters am 25. Dezember im Stream.
Viel Zeit hatten sie nicht: Vor zwei Wochen kam die Anfrage, drei Tage wurde zusammen geprobt, am Dienstag das Konzert aufgenommen. Das Weihnachtskonzert des Sinfonieorchesters Wuppertal am 25. Dezember ist dieses Jahr in mehrfacher Hinsicht anders: Weil es digital stattfindet (siehe Kasten), von zehn Blechbläsern und drei Schlagzeugern sowie dem Essener Domorganisten Sebastian Küchler-Blessing gespielt wird und ein internationales Lied-Programm umfasst, das ein Meister seines Fachs, der bekannte Posaunist Christopher Houlding, zusammengestellt und einstudiert hat.
„BesserWeiterSpielen“ heißt das Fitnessprogramm, das die Musiker des Sinfonieorchesters in der konzertfreien Zeit absolvieren. Die Idee: Unter der Leitung von Spezialisten das hohe Niveau des Orchesters erhalten und den Musikern die Möglichkeit bieten, ihre Fertigkeiten auszubauen. Der 61-jährige Christopher Houlding war 20 Jahre erster Posaunist im Orchester Opera North, gastierte bei bedeutenden Ensembles. Er ist unter anderem Professor für Posaune und Blechbläserensembles an der Folkwang Universität Essen. Mit dem Sinfonieorchester arbeitete er schon 2011 zusammen. Der Weihnachtsmusik-Experte schrieb etliche Arrangements und hat bereits mit Blechbläserensembles Weihnachtslieder aufgenommen. Das Fest der Liebe, so seine Überzeugung, hole das Beste aus Komponisten heraus.
Weihnachten holt das Beste
aus Komponisten heraus
Für die Wuppertaler Christmas Edition hat der überzeugte Europäer eine internationale Mischung zusammengestellt, die vier Jahrhunderte umspannt. Eine Kantate aus Bachs Weihnachtsoratorium erklingt ebenso wie ein schmalziges Medley aus amerikanischen Christmas-Hits, zwei Bearbeitungen von „Stille Nacht“ (eine von fünf Arrangements von Houlding) oder das anspruchsvolle Finale aus der Orgelsinfonie von Camille Saint-Saëns, eine Orgelimprovisation oder das Adventslied „Veni Veni Emmanuel“. Das gut einstündige, moderierte Programm werde von Musikern gespielt, die über sich hinaus gewachsen seien, flexibel die verschiedenen Musikstile bewältigt hätten, schwärmt Houlding. „Wunderbare Blechbläser“ seien das, das „Juwel in der Krone“ Sinfonieorchester. Ihnen zur Seite ein „großartiger Organist an einer wunderbaren Orgel in einer tollen Stadthalle“. Denn, so Houlding, „die Aufgabe bestand nicht darin, ohne Proben ein leichtes Konzert zu spielen. Sondern, die Musiker an ihre Grenzen zu bringen“.
An die wurden sie auch deshalb gebracht, weil sie wegen der Corona-Krise in diesem Jahr so gut wie gar nicht zusammengespielt haben und deren Abstandsregeln nun genau das weiter erschweren. „Wir haben außerdem immer wieder an anderen Orten gespielt und nur einmal vor der Aufnahme in der Stadthalle. Das musste schon sehr gut organisiert sein“, erzählt Rossen Rusinov. Der 45-jährige Posaunist spielte von 1998 bis 2004 im Folkwang Blechbläserquintett, ist seit 2012 Solo-Posaunist des Sinfonieorchesters Wuppertal. Nun ist er sehr glücklich über die Fortbildung mit Houlding, das einzige Projekt, das in diesem auftrittsarmen Jahr geklappt habe, „das hatte ich gar nicht mehr erwartet“. Das nächste Projekt ist bereits angedacht: Im Mai will man die Westside Story einstudieren.
Jetzt aber steht erstmal Weihnachten an, das beide im engen Familienkreis verbringen. Und nicht in der Stadthalle und in der Oper, wo Rusinov in einem pandemiefreien Jahr gespielt hätte.