Stadtleben „Wir freuen uns innerlich und sagen dem Gesicht nicht Bescheid“
Nach der Corona-Pause führt „Fabienne van Straten“ wieder auf ihre ganz eigene Art durch die Stadt.
„Hallohooo“ – in weißer Hose, blonder Perücke und pinkfarbenem Oberteil begrüßt die Niederländerin Fabienne van Straten die Gäste zu ihrer ersten größeren Comedystadtführung nach der coronabedingten Pause. Neun Kegelschwestern aus dem benachbarten Düsseldorf haben sich eingefunden, um mit ihr das pulsierende Herz der Stadt zu erkunden – und die Stimmung ist gleich zu Beginn super.
„Wir Damen sind wieder unter uns“ stellt Fabienne – alias Kristof Stößel, Chef der Komödie am Karlsplatz – fest. Und dort geht es auch los auf der Tour durch die Elberfelder Innenstadt. Weit kommt man jedoch nicht: Quer über der Straße bei der Espressobar, Weinhandlung und Restaurant „Enoteca San Lorenzo“ gibt es erst einmal ein Käffchen. Fabienne weiht die Besucher in die Mentalität der Wuppertaler ein.
Vor allem Frauen
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Die freuen sich innerlich und sagen dem Gesicht nicht Bescheid.“ Ihre Gäste können das einordnen, gibt es doch gebürtige Wuppertalerinnen darunter. Sie üben Winken nach Art der niederländischen Königin Beatrix und gestärkt geht es weiter. Man unterhält sich über den Düsseldorfer Kräuterlikör Killepitsch. Der Kegelclub ist öfter unterwegs und erzählt von einer Führung mit Olivia Jones in Hamburg.
Das kann mit Fabienne in Wuppertal ja nur getoppt werden und diese unterhält auf der fast zweieinhalbstündigen Führung ihr Publikum ohne Probleme. Ein Bild mit dem Bergischen Löwen? „Gerne, der hat doch eine ähnliche Frisur wie ich.“ Überwiegend weibliche Gäste hat sie zu verzeichnen. „Nach Weihnachten sind mehr Männer dabei. Die haben die Führung oft geschenkt bekommen und müssen dann mit.“
Spontan und ungezwungen erzählt sie, geht auf ihre Gäste ein und ihr Humor kommt an. Sie ist bekannt wie ein bunter Hund, wird immer wieder begrüßt. Man freut sich, dass sie wieder unterwegs ist. Ein kurzer Stopp zur Skandalgeschichte des Neptunbrunnens. „Da haben sich die beiden Kirchen gemeinsam empört und die männlichen Geschlechtsmerkmale der nackten Figuren wurden kurzerhand abgeschlagen.“ Am Neumarkt vor dem Blumenstand mit den rosa Rosen kalauert sie: „Hier war früher ein Friedhof, und ich vermute, das rote Licht nachts auf der Spitze des Verwaltungsgebäudes ist ein letztes Grablicht.“ Wie passt das schön zu ihrer Bluse. Schnell noch ein Erinnerungsfoto und es geht die Wuppertaler „Kö“ hinauf Richtung Döppersberg.
Sie verweist auf alt eingesessene Geschäfte wie Bilder Brinkmann oder die Parfümerie Müller. „Hier in der Burgschänke sitzen noch Gäste, die von der Eröffnung 1874 übrig geblieben sind“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern. Bei allem Spaß merkt man die Zuneigung zu ihrer Stadt. Am Beispiel der Von der Heydts schwärmt sie von betuchten Familien, denen Wuppertal so viel zu verdanken hat.
Nicht gedacht, dass es in Wuppertal so viel Interessantes gibt
Und dann geht es weiter zur „zweiten dicken Dame in der Stadt“, der Mina Knallenfalls. Fabienne kokettiert mit ihrem Aussehen: „Ich kann alles tragen, mir steht nichts.“ Es geht durch die Herzogstraße, vorbei am Kasinokreisel in Richtung Luisenviertel: „Ihr habt die längste Theke wir die längste Fressmeile.“ Ein Blick in die Laurentiuskirche wird geworfen, die Seniorenresidenz und umliegende Häuser werden bewundert und die Teilnehmerinnen stellen fest: „Wir hätten nicht gedacht, dass es in Wuppertal so viel Interessantes gibt.“
Fabienne verweist auf den Baustil im Viertel, die bergische Topografie und die schönen Hinterhöfe. Im Lakritzkontor wird eine Stärkung gekauft und Fabienne tun die Füße weh. Von ihren High Heels wechselt sie zu Sneakers. Auch die sind ein Hingucker, ihr Konterfei prangt auf den Seiten. So kann der Rückweg angetreten werden, und bei Lorenzo wartet ein Gläschen Sekt zum Abschluss.
Die Besucherinnen haben Interessantes aus der Stadt erfahren, beschließen den Tag im Brauhaus und man wird sich vielleicht bald wiedersehen – eröffnet Stößel doch im September in Düsseldorf ein Theater.