Galerie Seine Bilder sind offen für die Fantasie des Betrachters
Lothar Düver betreibt am Arrenberg seine Galerie „Philoart“. Ab Sonntag zeigt der Künstler neue Arbeiten auf Stahl.
Es geht ihm um Philosophie und Kunst, aber auch um Wissenschaft, um Literatur, Musik, Kultur. Vor drei Jahren hat Lothar Düver mit dem Klavierspiel begonnen, vor vier Jahren seine jüngste Galerie „Philoart“ eröffnet. An einem „Traumort“ am Arrenberg, an dem der Ruheständler mehr Zeit verbringt als früher an seinem Arbeitsplatz. Am Sonntag lädt er zur Vernissage „Kunst auf Stahl“ ein, mit 22 eigenen Arbeiten, die er aus dem harten Material geschaffen hat. Ein Material, zu dem der vielseitige Künstler eine Affinität hat. Dennoch könnte seine aktuelle Beschäftigung damit ein Intermezzo bleiben. Denn noch wichtiger ist ihm seine Neugier auf das, was kommt.
Lothar Düver wurde 1947 in Bonn geboren, er zeichnete schon als Kind, wollte Architekt werden und studierte doch Philosophie, Germanistik und Pädagogik in Bonn und Münster. In seiner Promotion setzte er sich mit Theodor W. Adorno auseinander. Düver arbeitete als Dozent an der FH Hagen, kam 1983 nach Ronsdorf, um dort die Oberstufe der Gesamtschule aufzubauen, wechselte als Direktor an die Deutsche Schule in Barcelona. 1999 kehrte er nach Wuppertal zurück, wo er, der Familie wegen, blieb, und als Auslandsschuldezernent der Bezirksregierung nach Düsseldorf pendelte. Richtete sich auch dort, wie an den Stationen zuvor, ein Atelier ein, um künstlerisch aktiv sein zu können.
Sein letztes Atelier nutzt er zugleich als Galerie. Entdeckt hat er die Parterre-Räume in einem Bürgerhaus aus dem endenden 19. Jahrhundert, als er einen Trödelmarkt im Biergarten des gegenüberliegenden Café Simonz besuchte. Zwei Tage später war der Mietvertrag für das ehemalige Ladenlokal unterschrieben. Insgesamt 70 Quadratmeter kann Düver hier bespielen, zur Straße hin liegt der mit 30 Quadratmetern größte Raum. Hier stellt er aus, hier steht sein Klavier, hier arbeitet er. Dahinter folgen ein kleinerer Raum, Küche, Lager. Der Name „Philoart“ erinnert daran, dass Düver aus der Philosophie in die Kunst gekommen ist, sein Genre übergreifender Ansatz integriert mittlerweile nicht nur weitere Themen-Bereiche, sondern auch Kommunikationsformen wie Vorträge, Lesungen, Diskussion und Austausch.
Der experimentierfreudige Kunst-Autodidakt arbeitete zunächst „in thematischen Zusammenhängen. Ich versuchte, anthropologische Grundprobleme malerisch umzusetzen. Der Kopf leitete meine Kunst“. Düver malte figürlich – Porträts, Landschaften auf Leinwand und Papier. In seiner Spanien-Zeit lernte er Antoni Tapies, Antoni Clavé und andere bedeutende Künstler kennen, die „meinen Blick aufs Abstrakte lenkten. Auf Farben, Formen, Linien“. Und er wurde bildhauerisch tätig, erweiterte seine Materialien-Palette. Holz, Blei, Stahl, Wachs, Bronze, Stein kamen hinzu, „nichts war mehr sicher vor mir“, sagt der eifrige Sammler von Fundstücken.
Am Anfang leitete
der Kopf seine Kunst
Vor einigen Monaten – er beschäftigte sich gerade mit Arnold Schönberg und Wassiliy Kandinsky, mit Zwölftonmusik und expressionistischer Malerei – entdeckte er in seinem Lager ältere Stahlarbeiten und merkte, „dass das Thema noch nicht ausgereizt war“. In kurzer Zeit bearbeitete er elf verschieden große Kaltstahlplatten mit Wasser, Salzen, Säuren, schuf mit Stoffen, Tüchern und Fliegendraht organische Strukturen, lockerte hier und da die rostigen Grundtöne mit Ökreide auf. Die Farbigkeit des Rosts schätzt Düver, weil er „etwas menschlich Warmes hat. Und etwas Philsophisches, mit Werden und Vergehen zu tun hat“.
Der Arbeitsprozess ist halbautomatisch, das Ergebnis kann der Künstler nur bedingt steuern. Was gut zu seiner Auffassung passt, dass der Betrachter selber entscheiden soll, was er in den namenlosen Werken sieht. Elf zwischen 100 mal 70 und 50 mal 20 große Bilder hat er so geschaffen, hängt ihnen in der Ausstellung elf weitere aus den Jahren 2009 bis 2013 gegenüber, die figürlicher sind und Namen tragen. Auch seine Plastiken – kleine Arbeiten aus Ton, Gips, Stahl oder Blei, die er ins Schaufenster gestellt hat – schwanken zwischen Figürlichkeit und Abstraktion.
Wie sich Düvers Kunst weiter entwickelt, weiß er nicht. Nur, dass er nicht in Langeweile erstarren, keinem Stil treu bleiben, kein Label haben will, „nur damit man mich erkennt“.