Ausstellung Nachdenken über den Menschen
Guda Koster und Susanne Kessler stellen in der Stadtsparkasse am Islandufer aus.
Der gut ein Meter längliche, violett-rote Karton droht umzufallen, unter ihm lugt ein schwarz-weiß gemusterter Ärmel samt blasser Hand hervor. Geschah hier ein Unfall? Missglückte der Versuch, den Quader zu stützen? Guda Köster hat das Kunstobjekt geschaffen, das Fragen aufwirft und nun im Schalterraum der Stadtsparkasse am Islandufer die Blicke der Besucher auf sich zieht. Die Amsterdamer Künstlerin bestreitet zusammen mit ihrer Wuppertaler „Kollegin“ Susanne Kessler die aktuelle Ausgabe der „Kunst in der Sparkasse“. Am Mittwochabend wurde sie feierlich im Beisein von mehr als 400 Gästen eröffnet.
Die Zahlen machen stolz: Es ist die 139. Ausstellung des Geld-
instituts, das zugleich auf 50 Jahre seines Formats zurückblickt. Aus diesem Anlass auch einen Jubiläumsband herausgibt. In seiner Eröffnungsrede blickte Vorstandsvorsitzender Gunther Wölfges deshalb erstmal zurück auf eine Veranstaltungsreihe, die „wesentlicher Bestandteil der Kultur Wuppertals und der Sparkassenarbeit“ geworden sei, indem sie „bereits bekannte oder noch unbekannte bildende Künstler, die alle mit Stadt und Region verbunden“ seien, zeige. Künstler mit „ästhetischer Qualität, existenziellem Einsatz und dauerhafter künstlerischer Arbeit“, die in Wuppertal auf ein interessiertes und offenes Publikum träfen. Die Sparkasse hat dabei über die Jahre eine umfangreiche Sammlung aus über 3000 Werken von mehr als 700 Künstlern aufgebaut. Sie wird im nächsten Jahr im Von der Heydt-Museum präsentiert – kuratiert vom ehemaligen Direktor des Museums, Gerhard Finckh.
139 Ausstellungen in 50 Jahren „Kunst in der Sparkasse“
So kann es also weitergehen. „Kontinuum“ heißt passenderweise die aktuelle Ausstellung, die zwei Künstlerinnen zusammenführt, die auf den ersten Blick wenig gemein haben: Die eine steht für eine eher nach innen gewandte Kunst, die andere beschäftigt sich mit dem Äußeren – beide aber stellen den Menschen und seine Existenz in der Welt in den Mittelpunkt, und das mit einer sehr eigenen Bildsprache. Bettina Paust, Leiterin des Kulturbüros, stellte anschaulich das Schaffen der Protagonistinnen vor.
Da ist zunächst Guda Koster (Jahrgang 1957), die bereits mit Wuppertaler Künstlern gearbeitet hat und eine gerade zu dieser Stadt hervorragend passende Textilaffinität mitbringt. Sie steckt die Menschen in grell bemusterte Jacken, Hosen und Kleider, Schläuche und Kartons, aus denen meist nur noch Beine herausragen. Eigentümliche Wesen ohne Identität. „Die Figuren deuten den menschlichen Körper nur an“, so Paust, so dass Fragen nach der menschlichen Existenz, Künstlichkeit, Reproduzierbarkeit oder Verlorenheit aufkommen. Gleichwohl sei Kosters Kunst nicht dystopisch, sondern zuversichtlich, heiter, von hintergründigem Witz. In Wuppertal zeigt sie Bilder und Objekte. Außerdem konnten die Besucher am Mittwochabend bei einem Fotoshooting selbst Bestandteil von Kunst werden.
Susanne Kessler (1955 in Wuppertal geboren) arbeitet heute in Rom und Berlin, hält nach wie vor engen Kontakt zur Heimatstadt. Das Buch ist Motiv und Medium ihrer Kunst. Alte Kontorbücher der 30er und 40er Jahre beispielsweise werden zu plastischen Objekten, geben ihren abstrakten Zeichnungen und Malereien „eine neue Heimat“ oder sind „Basis für ihre skulpturalen Arbeiten“. In Wuppertal öffnet Kessler ihre Lebensbibliothek, die sie seit 1982 fertigt und die mittlerweile über 30 beeindruckende Bücher umfasst. Paust: „Der Betrachter wird in abstrakte Welten entführt, die er erkundet und weiter schreibt, mit eigenen Geschichten füllt.“
Bis 6. Dezember können nun die Besucher der Sparkasse ästhetischen Genuss erleben, der Denkanstöße gibt.