Musik Brotbeutel und Pralinen für eine CD

Nicolai Burchartz hat sein erstes Album über Spenden finanziert.

Musiker Nicolai Burchartz.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Musiker wollen sich auf die Musik konzentrieren, nicht aufs Drumherum. Just dieses aber verschafft manchmal genau die Basis dafür. Nicolai Burchartz jedenfalls kann sich jetzt gelassener seiner Gitarre widmen: Sein Album „Geschafft“ ist Ertrag einer gelungenen Kampagne.

Crowdfunding war das Rezept, auf das der Wuppertaler setzte. Dieser Weg zur Finanzierung ist ihm wichtig – das zeigt nicht zuletzt der sprechende Titel. Das ist auch ein Erfolg der „Crowd“, der Unterstützer also, die im Vorfeld an einer Online-Sammelaktion teilnahmen und das Album so ermöglichten.

Burchartz macht praktisch schon immer Musik. Mal mehr, mal weniger trug er sich mit Brotberufen unter anderem als Musikmanager. Daneben gab er immer Konzerte, so bis heute im Duo „Rosenpfeffer“. Seit bald drei Jahren nun, sagt er, setzt er ausschließlich auf seine Kunst. Das heißt: Er schreibt Musik und Texte und spielt sie – gern in kleinen Läden im Luisenviertel. Doch klar war: Zum Weiterkommen braucht es Professionalität, mehr als beim ersten Album, das er in begrenztem Rahmen privat aufgenommen hat. Das Album „Geschafft“ sollte ein Schritt in feste Bahnen werden.

„Crowdfunding“ ist eine besondere Form der Finanzierung. „Meine Unterstützer haben mich durch die Laufzeit der Aktion getragen“, beschreibt Burchartz seinen Eindruck, und echte Verbundenheit klingt an. „Ich hatte das Gefühl, sie gehen mit ins Studio.“ Fest zu der noch jungen Strategie gehören ungewöhnliche „Dankeschöns“: Wer auf der Plattform „startnext.de“ 20 Euro gab, konnte sich die CD plus Digitalversion sichern; für 200 Euro winkte das Erlebnis, beim nächsten Videodreh dabei zu sein.

Für 600 Euro vertont er
den Text eines Spenders

Schön der Einfallsreichtum für die „Belohnungen“: Vom befreundeten Geschäft „smukke ting“ kamen Brotbeutel mit „geschafft“-Aufdruck, die „Petite Confiserie“ lockte mit Pralinen. Sogar ein Angebot für 600 Euro fand Interesse: Ein Spender hatte einen eigenen Text in der Schublade, den Burchartz ihm nun vertont.

Eine Katze im Sack war das Ganze nicht: Per Video ließ sich ein Eindruck von Mensch und Stil gewinnen. Burchartz singt dort und spielt solo Gitarre. Hinzu kommen Gemeinschaftswerke: Die Violinistin Julia Jech oder der Cajón-Spieler Matthias Hülshoff ergänzen teils sein Spiel. Viele seiner Lieder nennt Burchartz selbst melancholisch, wobei er inzwischen zur Balance zwischen ernst und unterhaltsam finde. Die Texte sind ihm wichtig, und ein Blick auf sie bestätigt den Eigenbefund. So heißt es im Stück „An dir gestrandet“: „Ich bin ein Mensch für Netz und doppelten Boden / Mit Reiserücktrittsversicherung. … Du durchkreuzt meine Pläne. Du reißt Mauern ein / und spielst dazu Akkordeon.“ Und in Track 2 klingt die humorige Seite an, aber auch eine realistische Sicht auf sich selbst: „Wenn ich ein Vogel wär / wär ich kein Adler und kein Bussard und kein Eichelhäher / Um ehrlich zu sein, ich glaube / Ich wär ‘ne Taube.“ Zu verfolgen ist der Text sogar, wenn gerade kein Player da ist: Im Budget war auch ein Booklet.

Die Tendenz zum Ernsten zeigt nicht zuletzt die Nummer „Bis hierher und weiter“, aus der das so optimistische Wort „Geschafft“ eigentlich stammt: Nicht ganz so freudig klingen dort Zeilen wie „Für uns war die Krise immer ein treuer Begleiter / Oft war nicht klar, geht es mit uns noch weiter.“ Doch diesem Stil bleibt Buchartz treu – und dass es mit seiner Musik weiter aufwärts geht, scheint mit dem Album um ein gutes Stück sicherer.