Stellungnahme Theater können auch in der Krise helfen

Opernintendant Berthold Schneider zum Kultur-Lockdown.

Opernintendant Schneider zum Kultur-Lockdown. 

Foto: Fries, Stefan (fri)

Am Samstag feierte die Oper Wuppertal eine fulminante Premiere mit ihrer konzertanten Inszenierung von Rossinis „Der Barbier von Sevilla“. Seit Montag ist das Haus in Barmen geschlossen. Intendant Berthold Schneider nahm nach der Aufführung zum Kultur-Lockdown Stellung. Er äußerte zunächst  Verständnis  „für die Dramatik der Situation. Wir wollen helfen und unseren Teil dazu beitragen, damit dieser gefährliche Virus verschwindet. Deshalb tragen wir die jetzt von der Regierung beschlossenen Maßnahmen mit.“  Gleichzeitig wisse man, dass die Pandemie nicht so schnell vorüber sein werde, man sich nicht von einem Lockdown zum anderen hangeln könne: „Der Preis, den die Gesellschaft und jeder Einzelne zu zahlen hätte, wäre zu hoch.“ Man müsse also Wege finden, mit dem Virus einen „sinnvollen, menschenwürdigen Alltag zu gestalten.“ Dafür müsse man nun „differenziert auf alle Lebensbereiche“ schauen. Wenn man  einzelne Bereiche als „systemrelevant“ klassifiziere, müsse man sich fragen, welches System man damit meine:  „eines des menschlichen Miteinanders oder eines der ökonomischen Optimierung? Wie wichtig ist es uns, dass Jugendlichen legale Formen des geselligen Miteinanders ermöglicht werden, weil sie sonst nicht erwachsen werden können? Wie könnten solche Formen aussehen? Wie können wir Nähe zu unseren älteren Mitbürger_innen zulassen, damit sie nicht vereinsamen?“

Die Antwort auf die nächste Welle dürfe  kein weiterer Lockdown sein. Man dürfe sich die Rettung nicht allein von der Medizin erhoffen. Vielmehr müssten Philosophen, Literaten, Künstler der unterschiedlichsten Genres gehört werden, „weil sie oftmals die beste Sensorik dafür haben, was uns Menschen in unserem Menschsein gefährdet oder was uns bewahren kann“.

Wir kommen in Theatern zusammen, um unterhalten zu werden, um Kunst zu genießen, aber eben auch, um uns Gedanken auszusetzen, von denen wir spüren, dass sie ins Zentrum unseres Seins vordringen. Wir gehen auch ins Theater, um an uns selbst zu arbeiten. Eine gute Vorstellung verlassen wir nicht als dieselbe Person, die vor zwei Stunden ins Theater hineingegangen ist. Diese Arbeit an uns selbst ist vielleicht ähnlich produktiv  wie das Herstellen von Gütern oder die Steigerung von Gewinnen.“ In diesem Sinn werden zwar jetzt die Türen des Theaters für eine Weile geschlossen, aber in dieser Stille nicht geschwiegen. Red