Porträts in der Kirche: Ein Spagat zwischen Pose und Haltung
Ruth Velser eröffnet heute eine Ausstellung in Elberfeld.
Wuppertal. Als angesehene Leute werden gewöhnlich Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bezeichnet, die eine gewisse Reputation genießen. Mit ihren großformatigen Porträts kehrt die Wuppertalerin Ruth Velser diese Konnotation um.
Die Menschen, die nun auf den elf in der Galerie der Citykirche gehängten Bilder zu sehen sind, sind mitnichten exponierte Prominente. Vielmehr malt die Wuppertalerin Personen, die in die Rubrik "Menschen wie Du und ich" gehören. Angesehen sind sie selbstverständlich auch - letztlich von der Künstlerin, nämlich mit einem präzisen Blick. "Jeder Mensch hat das Recht/so zu sein, wie er ist/oder sein will/In den Raum gesprochen...", schreibt Ruth Velser in einem Gedicht für Pina Bausch.
Erscheinen Menschen so, wie sie sind? "Mich interessiert die Art, wie Menschen einander begegnen", erklärt die Künstlerin, die von 1986 bis 1992 an der Kunstakademie Düsseldorf studierte. Sie versucht zu ergründen, was Pose und was Haltung ist und wo die Persönlichkeit erscheint.
Die Suche nach der Identität der Porträtierten ist eine interessante Gratwanderung zwischen der Erkennbarkeit der abgebildeten Person und der subjektiven Wahrnehmung und Interpretation der Künstlerin, eine expressive Mischung aus Herein- und Herauslesen. Eine Mischung, die immer Platz für die Assoziation des jeweiligen Betrachters lässt.
Maximal zwei Stunden hatte sie pro Bild Zeit, und weil die gebürtige Ronsdorferin ohne Skizzen, dafür mit schnellem Pinselstrich arbeitet, sind ihre gemalten Momentaufnahmen etwas ganz Besonderes. "Könnte ich fotografieren, würde ich das Hilfsmittel benutzen", erklärt sie.
So unterschiedlich die elf von ihr in bester Tradition der Porträtmalerei Gemalten in einer speziellen Mischtechnik aus Öl mit Aquarellfarbe sind, haben sie doch signifikante Gemeinsamkeiten. Alle sitzen auf einem Stuhl, es gibt bis auf eine Ausnahme keinen extra gestalteten Hintergrund und nicht allein die Gesichter, sondern ein Teil des Körpers ("wegen der Körpersprache") sind abgebildet. Keiner zeigt sich wirklich lachend, nicht einmal schmunzelnd, sondern auf gewisse Weise verhaltend.
"Das hängt sicher mit der Konzentration zusammen", mutmaßt Velser. Nach welchem Prinzip sie auf die ihr eigene Weise mit Menschen ins Gespräch kommt, um sie dann zu malen, kann sie nicht in Worte fassen.
Eine gewisse Chemie scheint stimmen zu müssen, ein Funke springt über - "das kann ich wirklich nicht sagen". Und so stellt Pfarrerin Sylvia Engels nun sehenswerte Bilder aus, die zugleich voller Nähe und zugleich distanzierter Fremdheit sind.