Literaten schenken sich Lesemarathon

Das Literaturhaus feiert im Juni sein zehnjähriges Bestehen. Autoren und Schauspieler gestalten die Geburtstagsparty. Schon vorher wird gelesen und gesungen.

Wuppertal. "Aufregende Zeiten" waren das damals in den 20er Jahren. Und eben solche erleben bald auch die Gäste im Literaturhaus: Wenn Michael Okroy am Mittwoch, 21.April, die Vergangenheit aufleben lässt, nimmt er seine Zuhörer mit ins 20. Jahrhundert. Der Rückblick ist ein Ausrufezeichen wert - schließlich spricht Okroy über "Aufregende Zeiten! Wuppertals Musiktheater in der Weimarer Republik".

Der Wuppertaler Autor liest aus seinem Buch zur Geschichte des Opernhauses, das vor einem Jahr im Auftrag der Wuppertaler Bühnen erschienen ist. Mehr noch: Er weckt mit Bild- und Tondokumenten Erinnerungen. Daran, wie fruchtbar die wilden 20er Jahre "für das einst so theaterfeindliche Wuppertal waren", wie es in einer Ankündigung des Literaturhaus-Vereins heißt.

Daran, dass das Musiktheater in Wuppertal "wie in einem Brennglas die kulturellen Aufregungen und politischen Konflikte einer Zeit spiegelte, die zwischen Revolution, Republik und Rassenwahn hin- und hergerissen war". Und vor allem daran, dass sich im Opernhaus kreative Köpfe am Puls der Zeit bewegten und ein anspruchsvolles Programm auf die Bein stellten.

Gleiches hat sich das Literaturhaus auf die (Text-)Fahnen geschrieben: Der Verein feiert im Juni seinen zehnten Geburtstag - wie es sich für Wortakrobaten gehört, mit einem Lesemarathon. Das Thema steht bereits fest: Es geht um "Heimat und Fremde" - ein Gegensatz, der keiner sein muss, wie Vereinsvorsitzende Anne Linsel betont.

Denn in den Texten, die Autoren auf der Geburtstagsparty am Samstag, 5. Juni, ab 12 Uhr im Literaturhaus am Haspel vorstellen, soll Unterschiedliches, aber auch Verbindendes zur Sprache kommen: Einsichten von gebürtigen Wuppertalern, die weggezogen sind und nun mit liebevoller Distanz an ihre Heimat denken, dürften genauso spannend sein wie Eindrücke ehemals Fremder, die Wuppertal zu ihrer Wahl-Heimat erkoren haben. Dabei geht der Festmarathon mit einer Matinee im Schauspielhaus munter weiter: Am Sonntag, 6.Juni, wird an der Kluse gefeiert. Schauspieler lesen ab 11.30Uhr Texte rund ums Theater.

Zunächst einmal heißt es aber: "Schläft ein Lied in allen Dingen". Romantische Lyrik erwartet das Publikum am Mittwoch, 24.März, um 19.30 Uhr in der Musikhochschule an der Sedanstraße 15. Schauspielerin Marina Matthias liest Texte, die Gabriele Sander (Bergische Uni) zusammengestellt hat.

Denn neben Literatur mit Wuppertal-Bezug findet sich im neuen Programm auch ein alt bewährter Schwerpunkt. "Lyrik hat es nach wie vor schwer", sagt Linsel. Zumindest an zwei Abenden soll sie es leichter haben. Weil die Veranstaltung am 24.März eine Kooperation mit der Hochschule ist, gibt es deshalb auch eine klangvolle Unterstützung: Katharina Kunz (Sopran) und Katharina Ilse (Klavier) steuern Liedvertonungen von Schumann und Schubert bei. Am 29. April folgt ein lyrischer Wiederholungstäter: Norbert Hummelt kommt wieder ins Tal. Der gebürtige Neusser stellt um 19.30Uhr Texte aus seinen Gedichtbänden vor - natürlich da, wo in Wuppertal die Lyrik zu Hause ist: im Literaturhaus an der Friedrich-Engels-Allee.