Konzert Schoener begeistert beim Orgel-Akzent

Eine vortreffliche Deutung von Werken von Brahms, Clara und Robert Schumann.

Christoph Schoener spielte in der Stadthalle.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Ziemlich beste Freunde“ lautete der Titel des zweiten städtischen Orgel-Akzents in der Stadthalle, der gleichzeitig der Auftakt des Frühjahrszyklus der Wuppertaler Orgeltage war. Sehr gut miteinander befreundet waren bekanntlich Robert Schumann, seine Frau Clara und Johannes Brahms, von denen Organist Christoph Schoener einige Werke vorstellte. Es ging aber weniger um die enge Beziehung zwischen den drei bedeutenden Musikern. Vielmehr konnten die Musikfreunde miterleben, wie Musik auf der großen Sauer-Orgel klingen kann, die nicht für die Königin der Instrumente geschrieben wurde.

Was diesen Aspekt betrifft, wurden die Orgelfreunde allein gelassen. Denn auf dem Programmzettel waren nur die vorgestellten Werke abgedruckt. Weitere Informationen darüber ersparten sich die Veranstalter. Kein Wort wurde etwa über das Instrument Pedalflügel beziehungsweise Pedalklavier verloren. Dabei handelt es sich um ein gewöhnliches Tasteninstrument, das zusätzlich zur normalen Klaviatur mit einer Pedalklaviatur wie bei Orgeln versehen ist. Nur Fachleute kennen es heute noch. Robert Schumann dagegen, der Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ verehrte, beschäftigte sich intensiv damit. Speziell dafür schrieb er drei Zyklen mit den Opuszahlen 56, 58 und 60. Daraus wurden vier Abschnitte vorgestellt. Hier wie auch bei den Werken für ein gebräuchliches Klavier besteht die Schwierigkeit in der Orgelübertragung darin, den Anweisungen hinsichtlich Dynamik, Artikulation oder Phrasierung gerecht zu werden.

Möglichkeiten der
Stadthallen-Orgel voll ausgereizt

An diesem Abend ging es um die Variationen und Fuge über ein Thema von Händel (op. 24) von Johannes Brahms und Opus 16, Nummer 1 (Präludium und Fuge) Clara Schumanns. Ähnliche Problematiken gelten auch für die Kammermusikwerke, für den an diesem Abend präsentierten 2. Satz in d-Moll aus dem Streichsextett in B-Dur op. 18 von Johannes Brahms.

Schoener, bis Ende letzten Jahres Kirchenmusikdirektor an der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis und weit über die Landesgrenzen bekannt, gelang eine vortreffliche Deutung dieses Programms. Mit den Dynamiken spielte er sehr nuanciert. Die kammermusikalisch und orchestral gehaltenen Klangfarben widerspiegelten klar die musikalischen Strukturen. Dabei reizte er die Möglichkeiten der Stadthallen-Orgel inklusive Fernwerk voll aus. Gerade mit das wichtigste Variationswerk der Klavierliteratur von Brahms verblüffte. Jeden einzelnen Satz - die Händel-Aria, die 25 Variationen darüber und die abschließende Fuge - des etwas mehr als 30-minütigen komplexen brahmsschen Mammutwerkes gestaltete er dynamisch und klangstilistisch hochmusikalisch anders. Chapeau!

Felix Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmarsch aus dem „Sommernachtstraum“ (op. 61) als Zugabe war der Dank für den begeisterten Schlussapplaus.