Schola: Frauen fiebern der Premiere entgegen

Roland Dopfer hat die Schola Gregoriana für Frauen gegründet. Der Kantor an St. Laurentius ist der perfekte „Übersetzer“.

Wuppertal. Sie wandeln auf den Spuren der Hildegard von Bingen (1098-1178), denn schon im frühen Mittelalter gab es die Gesänge der Frauen bei den Benediktinerinnen. Roland Dopfer, Kantor an St. Laurentius, hat — wohl ein- und erstmalig in Wuppertal — die Schola Gregoriana für Frauen ins Leben gerufen.

In der Probe aber geht es weder mystisch noch visionär zu — auch wenn Hildegard von Bingen, die als erste weibliche Komponistin liturgische Lieder und Gesänge geschrieben hat, entsprechende Kräfte zugesprochen werden.

Heute stehen gregorianische Gesänge zum 5. Fastensonntag auf dem Programm. Und es ist erstaunlich, wie sicher die Damen, die erst der sechsten Probe beiwohnen, die Quadratnotation der gregorianischen Musik, über der die noch älteren Neumenzeichen stehen, lesen und singen können.

Dopfer ist der perfekte „Übersetzer“ der wie Hieroglyphen anmutenden Zeichen: „Immer wenn es ,me’, ,me-us’ oder ,me-a’ heißt, also ich selbst angesprochen werde, fällt die Betonung zurück, das sieht man auch in der Neumierung. Diese emotionalen Werte gilt es bei der Interpretation herauszuspüren.“ An anderen Stellen soll sich der Klang potenzieren, sich geradezu aufbäumen. Dopfer: „Wenn der Klang sich entfaltet, sind wir ganz gut unterwegs.“

Wie gut die Damen unterwegs sind, die bei der Probe in kleiner Besetzung antreten, hört man durch den schönen und einheitlichen Klang der unbegleiteten Unsiono-Gesänge. Schwierig wird’s beim „Graduale“: Die melismatischen Linien, das heißt, dass viele Töne auf eine Silbe kommen, sind ganz schön schwer zu singen.

Dopfer hilft beim Erkennen der Phrasen, wann eine musikalische Geste endet und die neue beginnt. „Errette mich Herr, vor meinen Feinden“ klingt dann schon sehr sicher und meditativ.

Antje Baumann, die auch im Kammerchor an St. Laurentius singt, sagt: „Es ist wichtig, dass wir aufeinander hören, und es ist toll, sich etwas bis dahin ganz Fremdes zu eigen zu machen.“ Ivonne Küsters ergänzt: „Ich habe diesen Chor durch Zufall entdeckt. Und je länger ich dabei bin, umso mehr fasziniert mich das.“ Am 17. März, dem 5. Fastensonntag, ist es dann um 11.15 Uhr soweit: Die Damen werden im Wechsel mit der Herren-Schola erstmalig im Gottesdienst singen.

“ Die Proben finden jeweils mittwochs von 18.45 bis 19.45 Uhr im Pfarrhaus neben der Laurentiuskirche statt. Informationen gibt Roland Dopfer unter Telefon 0178/55 95 709.