Taltontheater: Demnächst soll es sogar Gage geben
Die Klassiker hat die Volksbühne schon im Abo: Das Taltontheater macht zum zehnten Geburtstag einen soliden Eindruck.
Nordstadt. Es gibt genug Gründe für lauten Jubiläumsjubel. Seit zehn Jahren gibt es das Taltontheater, seit zwei Jahren hat die Truppe eine eigene Spielstätte in der Wiesenstraße, die Zuschauerzahlen entwickeln sich sehr ermutigend (s. Kasten). Doch Geschäftsführer David Meister ist zurückhaltend: „Wir wachsen halt, aber das hätte auch anders ausgehen können.“
Es drückt noch der Kredit für den Umbau der ehemaligen Gold-Zack-Fabrik. Doch es gibt jede Menge positive Ansätze. So führt die Volksbühne das Taltontheater nicht nur im Kleinkunst—Abo, sondern mit seinen Klassikern auch im Schauspiel-Abo — gleichberechtigt neben den Inszenierungen der Bühnen. Die klassischen Stücke hätten ihr spezielles Publikum, sagt Meister, „da reisen oft Theatervereine an, zum Beispiel aus Düsseldorf.“
Die Theaterleitung hat eine tragfähige Repertoire-Mischung gefunden: „Musicals wie ,Oh Tannengrau’n’ laufen immer toll“, sagt der Geschäftsführer, der auch spielt. Komödien tragen die Tragödien mit — die sind die Besonderheit des Theaters, die Schauspieler sind erpicht darauf, weil sie sich anders ausspielen können. „Die Klassiker kann man machen, muss aber finanziell vorsichtig rangehen.“
Das Theater agiert flexibel: Erst wenn die bis zu 84 Plätze bei den ersten Aufführungen gut besetzt sind, kommen weitere Vorstellungen auf den Spielplan: „Wir müssen jeden Abend Tantiemen zahlen, das geht nicht mit halbvollem Saal“, sagt Meister, der das nüchterne Projektmanagement aus seinem Architekturstudium mitgebracht hat.
Aber die Leute kommen ja — „und zwar immer wieder neue“: David Meister kann das nachhalten, weil an der Kasse ortsunkundige Besucher fragen, wo die Toiletten sind.
Die Ansprüche ans Ensemble sind hoch: „Wir suchen Leute, die das Theater-Gen haben und das als Arbeit betrachten und nicht als Freizeithobby.“ Bezahlt werden sie dafür aber nicht. Meister bekommt als einziger ein Halbtagsgehalt, alle anderen arbeiten ehrenamtlich — auch Jens Kalkhorst, der neben seinem Brotjob sieben Stücke im Jahr inszeniert. Der harte Kern der 15 bis 16 Schauspieler hat bisher fast alle Produktionen gestemmt. „Auch für sie ist die Belastung zu hoch“, sagt Meister. Deshalb will er fünf bis sechs Profis als Gäste verpflichten. Gage kann er auch ihnen nicht zahlen: „Aber das kann ja ein Sprungbett sein für Jungschauspieler.“ Meister hofft jedoch, dass sich die finanziellen Möglichkeiten in nicht allzu ferner Zeit verbessern: „Gage ist eine Form der Wertschätzung, die wir allen gerne geben würden.“